(Datumsangabe im 4. Absatz berichtigt: In der kommenden Woche ...)
BERLIN (dpa-AFX) - Die Innenpolitikerin Misbah Khan sieht das von OpenAI-Chef Sam Altman mitgegründete Kryptoprojekt Worldcoin und sein Identifizierungssystem durch das Scannen des Augapfels mit großem Misstrauen. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das Vorhaben des Unternehmens Worldcoin, massenhaft biometrische Daten zum Zwecke einer Kryptowährung zu sammeln, ist aus datenschutzpolitischer Perspektive als dystopisches Vorhaben abzulehnen." Denn mit der massenhaften Sammlung biometrischer Daten entstehe ein weltweites Identitätsregister in privater Hand.
Worldcoin hatte sein globales Identifizierungssystem WorldID Ende Juni in Deutschland gestartet. Dabei können sich Menschen ihren Augapfel scannen lassen, um in Zeiten Künstlicher Intelligenz im Netz zweifelsfrei nachweisen zu können, dass sie Menschen sind und kein Software-Roboter. Wer sich mit einem in Erlangen entwickelten Gerät scannen lässt, erhält dafür fortlaufend bestimmte Beträge in der eigens dafür geschaffenen Kryptowährung Worldcoin.
Nach Angaben des Unternehmens haben dies weltweit bereits rund 2,3 Millionen Menschen getan. Worldcoin versichert, der Iris-Scan werde nicht mit persönlichen Daten wie dem Namen, Geburtsdatum oder anderen privaten Informationen verknüpft gespeichert. Es gehe nur um den Nachweis, dass man es mit einem menschlichen Wesen zu tun habe - und nicht mit einem Software-Roboter.
In der kommenden Woche will das Unternehmen mit einem Infomobil vor dem Bundestag stehen, um Abgeordneten den Iris-Scanner zu präsentieren, wie von Mitgliedern des Digital-Ausschusses zu erfahren war.
Als Beispiel für die Risiken bei der Nutzung biometrischer Daten führte Khan an, "dass in Afghanistan vor zwei Jahren Erkennungssysteme samt biometrischer Daten in die Hand der Taliban fielen". In Deutschland werde zudem ein Identitätsnachweis mit Iris-Scans gar nicht benötigt, betonte die Grünen-Politikerin. Schließlich verfüge die Bundesrepublik mit der eID des Personalausweises über ein System, das datenschutzfreundlich und effektiv die Identifizierung von Bürgerinnen und Bürgern sicherstellen könne. Die Bundesregierung habe nun die Aufgabe, deren Verbreitung in Verwaltung und Wirtschaft weiter voranzutreiben.
Der FDP-Digitalpolitiker Volker Redder sagte, bei Projekten wie Worldcoin müssten alle datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten werden, dazu zählten beispielsweise der Schutz der Daten vor dem Zugriff von Hackern sowie ein Recht auf Löschen. Darüber hinaus appelliere er an die Eigenverantwortung der Menschen, die sich generell sehr genau überlegen sollten, ob und zu welchem Zweck sie ihre biometrische Daten zur Verfügung stellen.