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Wasserstoffperle Nel: Vollgas auf dem Highway – die Jagd auf Tesla ist eröffnet

Tesla-Rivale Nikola Motor: Eine Vision – zwei Profiteure

Get your kicks on Route 66 – der bekannte Bluessong, geschrieben von Bobby Troup und publiziert von Nat King Cole, beschreibt die unendliche amerikanische Freiheit. Auf den Highways zu Troups und Coles Zeiten um 1946 war der Verbrennungsmotor das Maß aller Dinge. Endlich meilenweit über die Highways jagen, um den Spirit zu spüren. Gut 70 Jahre danach hat der Verbrennungsmotor ausgedient. Neue Antriebsformen müssen her, um Klimaschutzziele zu erreichen und unseren Nachkommen den Planeten so zu hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben.

Ein Lösungsansatz: Die Elektromobilität. Tesla, der Pionier dieser Antriebsform, will nicht nur Autos produzieren, sondern auch Semi-Trucks auf die Highways loslassen. Doch Tesla-CEO Elon Musk ist nicht allein. Im Gegenteil. Weitgehend von der Masse der Medien unentdeckt schickt sich ein Start-up aus den USA an, dem Platzhirsch die Stirn zu bieten. Nikola Motor setzt auf wasserstoffbetriebene Elektromotoren. Mit einer totgesagten Brennstoffzelle? Ja, warum nicht? Anheuser-Busch ist vom Konzept überzeugt – 800 Trucks hat der Getränkehersteller bei Nikola Motor bestellt. Doch die Trucks können nur zum Einsatz kommen, wenn die nötige Infrastruktur zur Wasserstofferzeugung und -betankung aufgebaut ist.
An diesem Punkt kommt die Firma Nel Hydrogen ins Spiel: Nikola Motor hat die Norweger beauftragt, satte 448 Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff zu fertigen. Darüber hi­naus sollen 28 H2-Tankstellen die Betankungsinfrastruktur bilden. Es handelt sich um den größten Auftrag im Bereich Wasserstoff aller Zeiten – Nel profitiert dabei an mehreren Fronten.

Kapazitäten werden erhöht

Ein Auftrag in dieser Größenordnung stellt Nel Hydrogen vor neue Herausforderungen. Besonders wichtig: Die Vervielfachung der Produktionskapazitäten. Am Standort in Notodden planen die Norweger mit einer Maximalkapazität von 340 Megawatt. Zuvor konnte Nel pro Jahr lediglich 40 Megawatt fertigen, doch Investitionen kosten viel Geld.

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Nach Bekanntwerden des Mega-Auftrags aus den USA hat Nel Hydrogen die Gunst der Stunde genutzt, um frisches Kapital für die geplante Fertigungsexpansion einzusammeln. Im Rahmen der Privatplatzierung flossen dem Pure-Player im Bereich Wasserstoff 150 Millionen Norwegische Kronen – knapp 16 Millionen Euro – zu. Im Gegenzug soll sich Nel wiederum an der nächsten Finanzierungsrunde von Nikola Motor mit fünf Millionen US-Dollar beteiligen. Dies unterfüttert das gegenseitige Vertrauen in die jeweilige Technologie. Das Risiko hingegen besteht in Form der großen Abhängigkeit vonei­nander. Und dennoch: Nel Hydrogen wird mit dem Großauftrag aus Übersee seinen Bekanntheitsgrad in den USA massiv steigern können. Denn die 800 Trucks für Anheuser-Busch dürften längst nicht das Ende der Fahnenstange sein, sondern eher der Anfang. Nikola Motor hat Tausende Reservierungen für die wasserstoffbetriebenen Trucks Nikola One und Nikola Two, die mit einer Tankfüllung zwischen 1.280 und 1.930 Kilometer fahren sollen. Nel könnte schnell in den Genuss von Folgeaufträgen kommen.

Gigantisches Umsatzpotenzial

Allein den Gegenwert der 28 Wasserstofftankstellen beziffert Nel auf über 500 Millionen Dollar. Hinzu kommt das Umsatzpotenzial der 448 Elektrolyseure inklusive Kraftstoffausrüstung, das Analyst Jonas Meyer von der Sparebank auf eine weitere Milliarde Dollar taxiert. Zum Vergleich: Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung von Nel Hydrogen gerade einmal 420 Millionen Dollar. Gelingt es den Norwegern, den Auftrag reibungslos und auch profitabel abzuschließen, dürfte die Aktie endlich aus der Lethargie der letzten Jahre erwachen.

Denn die Weichen für eine rosige Zukunft hat Nel gestellt. Mit der Übernahme von Proton OnSite im Jahr 2017 in den USA konnte das Elektrolyse-Geschäft gestärkt werden. Und auch die Akquisition von H2 Logic aus Dänemark – einem Spezialisten für H2-Tankstellen – hat das breite Portfolio an Technologien rund um das Thema Wasserstoff ideal ergänzt. Damit verfügen die Norweger über eine einzigartige Marktposition in Europa und Nordamerika. Nicht minder spannend sind die Entwicklungen zum Thema Wasserstoff in Asien. Vor Kurzem gab Nel bekannt, die komplette Kontrolle des Joint-Ventures Nel-Deokyang zu übernehmen. Ein kluger Schachzug – gerade in Korea gewinnt die Wasserstoffmobilität erst jetzt so richtig an Fahrt. 2,3 Milliarden Dollar will die Regierung in die Hand nehmen, um die Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen zu forcieren. Bis 2022 sollen 310 H2-Tankstellen zur Verfügung stehen und 16.000 Brennstoffzellen-Autos sowie 1.000 Brennsoffzellenbusse in Südkorea mit Wasserstoff versorgen.

Mit der Tochterfirma in dem asiatischen Land hat die norwegische Nel einen Fuß in die Tür des aussichtsreichen Marktes gestellt. Ein Auftrag konnte bereits verbucht werden: Für zwei Millionen Euro liefern die Nordeuropäer eine Wasserstoffbetankungslösung. Nel-Chef Jon André Løkke betitelt den Auftrag als „Durchbruch“ in dieser Region. Schließlich wolle sich Nel Hydrogen als „globales Wasserstoffunternehmen“ positionieren. Der erste nennenswerte Auftrag aus Südkorea könnte sich in der Tat als Schlüssel zum attraktiven koreanischen Markt erweisen. Weitere Aufträge aus Asien sollten die Präsenz der Norweger im asiatischen Raum weiter erhöhen.

Gewinnschwelle rückt näher

Um die Bestellungen und potenziellen Folgeaufträge zu stemmen, schraubt Nel die Produktionskapazitäten nach oben. Dabei senkt das Unternehmen gleichzeitig die laufenden Kosten, die sich in den vergangenen Jahren negativ auf die Bilanz von Nel ausgewirkt haben. Dies sollte sich auf absehbare Zeit ändern und Nel sollte in die schwarzen Zahlen vordringen. Im ersten Quartal 2018 stand ein bereinigter Nettoverlust von rund zwei Millionen Euro zu Buche, bei einem Cashbestand von 26,5 Millionen Euro.

Wasserstoff-Allrounder mit Potenzial

Nel hat sich in den letzten Jahren mit gezielten Zukäufen perfekt in der Wasserstoff-Nische positioniert. Gelingt es dem Unternehmen, Folgeaufträge von Nikola Motor zu gewinnen und sich in aussichtsreichen, lukrativen Märkten – allen voran in Asien – durchzusetzen, sollten Kurse von unter vier Norwegischen Kronen endgültig der Vergangenheit angehören. Aktuell lastet noch die durchgeführte Kapitalerhöhung auf dem Aktienkurs. Das frische Geld dient allerdings zum Ausbau der Kapazitäten wegen des Mega-Auftrags von Nikola Motor.

Trotz der hervorragenden Perspektiven bleibt das Papier von Nel ein reiner Hot-Stock und eignet sich damit nur für spekulative Anleger mit Weitblick. Denn beim wichtigen Partner Nikola Motor handelt es sich nach wie vor um ein Start-up, das auf Geldgeber angewiesen ist.

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits als Hot-Stock der Woche in AKTIONÄR-Ausgabe 28/2018, welche für Sie hier bequem als Download zur Verfügung steht.