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Wasserstoff-Start-up Enapter will in die Massenproduktion einsteigen

Viele große Unternehmen probieren sich derzeit auf dem Wasserstoff-Markt. Es ist allerdings ein kleines Start-up, das den Schritt zur Massenfertigung geht.

In Vorrichtungen wie dieser findet die Elektrolyse statt, bei der Wasserstoff gewonnen wird. Foto: dpa
In Vorrichtungen wie dieser findet die Elektrolyse statt, bei der Wasserstoff gewonnen wird. Foto: dpa

Wasserstoff ist für viele das nächste große Ding in der neuen Energiewelt. Ob in Raffinerien, Chemiefabriken oder Stahlhütten – sie alle wollen auf grünen Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien erzeugt wird, setzen. Zahlreiche große Unternehmen wollen die Anlagen für den Treibstoff der Zukunft produzieren. Konzerne wie Siemens Energy, Linde, Air Liquide oder Nel Asa planen, mit ihren sogenannten Elektrolyseuren die Industrie CO2-frei zu machen.

Das kleine Wasserstoff Start-up Enapter ist der erfahrenen Konkurrenz allerdings einen Schritt voraus. Im beschaulichen Saerbeck, einer 7000-Einwohner-Gemeinde im Münsterland, will Gründer Sebastian-Justus Schmidt die erste Massenproduktion für seine Elektrolyseure aufbauen.

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Bis zu 100 Millionen Euro sollen in die hochautomatisierte Fertigung fließen, die schon im kommenden Jahr die Produktion aufnehmen soll. „Wir wollen mit unserer Fabrik in Nordrhein-Westfalen den Schritt in die Industrialisierung gehen. Wir kommen mit unseren jetzigen Kapazitäten einfach nicht mehr aus“, sagt Enapter-Chef Schmidt dem Handelsblatt.

Anders als die milliardenschwere Konkurrenz setzt Enapter auf kleine Elektrolyse-Systeme, die beliebig vergrößert werden können. Denkbar ist die Anwendung im Eigenheim bis hin zur Tankstelle oder als Ersatz für den Einsatz von Dieselgeneratoren. „Wir wollen modulare Elektrolyseure bauen, die die Herstellung von Wasserstoff so günstig machen, dass fossile Energien sich nicht mehr rechnen“, erklärt Schmidt.

Wasserstoff ist derzeit in der gesamten Industrie im Trend. Der Luftfahrtkonzern Airbus will seine Flugzeuge zukünftig damit antreiben, der Stahlkonzern Thyssen-Krupp will grünen Wasserstoff nutzen, um die Kokskohle in seinen Hochöfen zu ersetzen.

Grüner Wasserstoff ist für immer mehr Länder ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. EU-Energiekommissarin Kadri Simson sieht für ihn sogar eine „Schlüsselrolle“ neben der Windenergie. „Unser Ziel ist es, grünem Wasserstoff als Energiequelle einen gewaltigen Schub zu geben“, sagte Simson erst kürzlich im Interview mit dem Handelsblatt.

Noch ist die Herstellung von grünem Wasserstoff allerdings sehr teuer und oft nur in Pilotprojekten zu finden. Bei dem Verfahren der Elektrolyse wird Wasser mithilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Kommt der Strom aus erneuerbaren Quellen, ist der entstandene Wasserstoff entsprechend „grün“.

Wieder in Strom umgewandelt, kann er bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist werden und so als saisonaler Speicher für Wind- und Solarenergie dienen. Aber auch synthetische Kraftstoffe, E-Fuels oder Methan-Ersatz zum Heizen lassen sich aus Wasserstoff herstellen.

Enapter-Gründer Schmidt weiß sehr wohl um das Preisproblem der Technologie. „Wir sind jetzt bei 9000 Euro pro Modul, und der Preis wird noch dramatisch weiter runtergehen. Dafür ist die Fabrik in Nordrhein-Westfalen aber entscheidend“, ist er überzeugt.

Kapitalerhöhung soll Geld einbringen

Das nötige Kapital soll über einen Börsengang hereingeholt werden. Den hat Enapter schon still und heimlich vor zwei Monaten vollzogen, indem die Firma die Mehrheit der S & O Beteiligungen AG übernommen hat. Jetzt stockt das Start-up seine Anteile noch einmal auf knapp 97 Prozent auf. Vier Prozent davon gibt das Unternehmen dann in Form von Aktien wieder aus.

Die Kapitalerhöhung soll den Großteil der nötigen Investitionen für das Bauvorhaben in NRW einbringen. Seit Bekanntwerden des Deals im August schnellte der Kurs der S & O-Aktie von 1,50 Euro auf 15 Euro in die Höhe.

Aber die Konkurrenz ist groß – und vor allem größer als Enapter. Gründer Schmidt scheint das nicht zu stören. „Es ist gut, dass die Konkurrenz groß ist, dann kommt mal ein bisschen Druck rein“, sagt er. Und Nachfrage werde es wohl in den nächsten Jahren genug geben. Experten streiten sich allerdings darüber, ob Anwendungen im kleinen Rahmen die beste Einsatzart für grünen Wasserstoff sind.

Viele sehen in dem alternativen Energieträger ein Allheilmittel für alle Probleme – ob in der Industrie, im Verkehr, in der Luft oder im Wärmesektor. Eine Studie des Londoner Thinktanks Aurora Energy Research warnt allerdings vor einem Hype um das beliebte Molekül. Denn der könnte den Preis hochtreiben. Andere zweifeln an der Effizienz von grünem Wasserstoff, beispielsweise für Autos oder als Wärmequelle zum Heizen.

Aber auch das schreckt Schmidt nicht ab. Schließlich seien die Systeme von Enapter für den Gebrauch im Eigenheim konzipiert, gleichzeitig könnten sie beliebig skaliert werden. „In den 80er-Jahren gab es Großrechner, und man dachte immer, es gibt nie etwas, das denen gefährlich wird. Heute gibt es diese Rechner nicht mehr, stattdessen gibt es eine Art PC, der in Rechenzentren mit vielen anderen gekoppelt wird“, erklärt der Enapter-Chef seine Vision.

Das sei einfach, billig und erzeuge in der Gesamtheit genauso viel Leistung. Jetzt muss nur noch der Preis stimmen.