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Wasserstoff für das Eigenheim und digitale E-Mobilität: Das sind die Energie-Visionäre des Jahres

Die Energiewende wird nur mit neuen Technologien zum Erfolg. Bei den Energy Awards wurden innovative Ideen und kreative Gründer geehrt.

Wasserstoff gilt nicht nur in der Industrie als Hoffnungsträger. Das Berliner Start-up Home Power Solutions will die Zukunftstechnologie auch in die eigenen vier Wände bringen. Ein Mini-Elektrolyseur, eine Brennstoffzelle, eine Batterie und ein intelligentes System sollen auch während windschwacher und schattiger Zeiten zuverlässig für Strom sorgen.

Picea heißt der Ganzjahresspeicher für Hausbesitzer, der eine hundert Prozent CO2-freie Energieversorgung garantieren soll. Für sein virtuelles Klein-Kraftwerk wurde Home Power Solutions am Donnerstag in der Kategorie „Smart City“ mit dem Handelsblatt Energy Award geehrt.

Das Prinzip dahinter ist simpel: Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wird Solarstrom erzeugt, der entweder gleich genutzt, in Batterien gespeichert oder mittels eines Elektrolyseurs in Wasserstoff umgewandelt werden kann. In eigenen Wasserstoffspeichern steht die grüne Energie dann ganzjährig für die Stromversorgung zur Verfügung. Die entstehende Abwärme wird zudem für Warmwasser oder die Heizung genutzt. Das reduziert zusätzlich den Energiebedarf und damit die Energiekosten.

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Ganz billig ist das Ganze aber noch nicht. Für ein Einfamilienhaus kostet das Speichersystem um die 60.000 Euro. Erst nach 25 Jahren hat man die Kosten wieder raus. Dafür ist der Hausbesitzer allerdings komplett autark und kann seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent selbst decken und seinen Wärmebedarf immerhin bis zu 90 Prozent.

Die Energy Awards, die vom Handelsblatt gemeinsam mit Partnern initiiert wurden, ehren Unternehmen und Projekte, die die Energiewende mit Mut und Engagement voranbringen. Aus über 100 Bewerbungen wurden zwölf Finalisten für die letzte Runde ausgewählt und am Ende vier Gewinner im Hinblick auf Innovationsgrad, Anwendbarkeit, belastbare Erfolge sowie Kompatibilität gekürt.

Die Awards werden von der Energy Academy vergeben, einem Thinktank, dem 120 Experten aus dem Energiebereich angehören – von Managern über Wissenschaftler bis zu Ingenieuren oder Architekten.

„Die Energiewende ist so etwas wie die Unvollendete. Wir sind auf dem halben Weg stehen geblieben. Erst jetzt fasst das Land Mut, mit neuem Schwung und digitaler Kraft eine bessere Energiepolitik zu vollenden. Sie muss in ein europäisches Konzept eingebunden sein“, sagte Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor des Handelsblatts und Chairman der Energy Academy, anlässlich der Preisverleihung am Donnerstag.

In diesem Jahr wurden die Energy Awards in vier Kategorien vergeben: Neben dem Preis für Smart City für Home Power Solutions wurden Energie-Visionäre in den Bereichen, Industrie, Mobilität und Start-up geehrt.

Kategorie Industrie

Die klimaneutrale Fabrik des Industrieunternehmens Alois Müller sicherte sich den ersten Platz in der Kategorie Industrie. Wo andere gerade erst anfangen, ihre Produktion auf eine CO2-freie Zukunft auszurichten, hat der Mittelständler aus dem schwäbischen Unterallgäu längst vorgesorgt.

Das dritte Jahr in Folge werden die Produkte des Anlagenbauers in den 18.000 Quadratmeter großen Hallen des Familienunternehmens nun schon komplett klimaneutral hergestellt. Eine Solaranlage, ein Blockheizkraftwerk, eine Pelletheizung, Speicher und ein kluges Energiemanagement sparen dem Energietechnikunternehmen schon jetzt nicht nur über 1000 Tonnen CO2, sondern auch 533.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Mit dem selbst produzierten Grünstrom in der Green Factory betreibt die Alois-Müller-Gruppe außerdem eine eigene Stromtankstelle am Standort Ungerhausen, die auch betriebsfremden Fahrzeugen zur Verfügung steht.

Im vergangenen Jahr wurde das Industrieunternehmen bereits mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet. „Ideen für einen intelligenten und verantwortungsvollen Umgang mit Energie sind wichtiger denn je. Fridays for Future, Pariser Klimaabkommen oder eine mögliche CO2-Steuer in Deutschland – Nachhaltigkeit bleibt ein Topthema“, sagte Müller. „Dabei ist die Umstellung auf eine ressourcen- und kosteneffiziente Produktion gar nicht so umständlich, wie viele vermuten.“

Kategorie Mobility

Immer mehr Elektroautos sind eine große Herausforderung für das deutsche Stromnetz. Besonders wenn in Zukunft Millionen von ihnen zur gleichen Zeit geladen werden wollen. Dabei könnten sie auch dabei helfen, das Netz stabil zu halten. In den Niederlanden, Norwegen und Schweden gibt es schon groß angelegte Pilotversuche. Und auch in Deutschland testen Netzbetreiber, wie man das Elektroauto zur Batterie auf vier Rädern machen kann.

Das Münchener Start-up The Mobility House hat genau dafür eine Art offene Plattform für das Laden und Managen von Elektroautos im Rahmen der Netzstabilität entwickelt. Durch die intelligente Integration von Elektrofahrzeugen sollen die Netzausbaukosten minimiert, die Stromversorgung stabilisiert und die CO2-Bilanz von Elektrofahrzeugen verbessert werden.

Noch ist die sogenannte „Vehicle-to-Grid“ (Auto zu Stromnetz)-Technologie jedoch eine Nische. Kaum ein Elektroauto kann heutzutage zusätzlich zum Stromaufladen, auch Energie wieder zurückspeisen. Und auch die dazu passenden Ladevorrichtungen beherrschen das Laden in beide Richtungen noch nicht.

Schon heute ist das System von The Mobility House bei mehr als 200 Unternehmen im Einsatz und steuert rund zehn Prozent der europäischen Elektrobusflotte. Denn auch ohne bidirektionales Laden kann der richtige Zeitpunkt zum Laden der Stromer schon viel ausmachen. Die Erhöhung der staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen durch den Umweltbonus sorgt für einen Nachfrageboom bei den Münchenern.

Kategorie Start-up

Mehr als die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Energie wird für die Wärme- und Kälteerzeugung verbraucht, ob in der Industrie, im Handel oder zu Hause. Und obwohl die Energiewende hierzulande mit fast 50 Prozent Erneuerbaren im Stromsektor schon relativ weit ist, sieht das im Bereich Wärme noch ganz anders aus. Gerade mal 14,5 Prozent der 2019 verbrauchten Energie stammten aus regenerativen Quellen.

Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist eine Technologie, die es zwar schon länger gibt, die in Zeiten der Energiewende aber immer wichtiger wird. Dabei wird Wärme genutzt, die entsteht, wenn eine Maschine Strom durch Bewegungsenergie erzeugt.

Der Gewinner der Kategorie Start-up, das Münchener Unternehmen VK Energie, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wärmespeicher mit Künstlicher Intelligenz zu optimieren. In großen Kraftwerken ist KWK schon lange etabliert. Aber die Energiewelt ist im Wandel, und anstelle von einigen großen Kraftwerken gibt es immer mehr kleine, dezentrale Anlagen – zum Beispiel Blockheizkraftwerke, Biogas- oder Biomethananlagen.

Die Lösung von VK Energie vernetzt nun Heizkraftwerke im Sinne eines intelligenten Netzes, um mithilfe der intelligenten Steuerung eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern. Die Software optimiert die Anlagen durch Prognosen und Optimierungsalgorithmen auf Basis von Künstlicher Intelligenz und trägt dadurch dazu bei, den Anteil CO2-freien Stroms im Netz zu erhöhen. Und das zu einem Zeitpunkt, wo er am meisten gebraucht wird, wenn wenig Strom aus Wind und Sonne zur Verfügung steht.