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Wallstreet-Firmen werben mit achtstelligen Ablösen um Topbanker

(Bloomberg) -- An der Wallstreet sind Jobwechsel so häufig geworden wie lange nicht. Mit dem Nachlassen der Pandemie, die das Job-Hopping blockierte und viele dazu brachte, Arbeitsplatz und Wohnort zu hinterfragen, kommt einiges ins Rollen. Konkurrierende Arbeitgeber locken mit Geld und flexiblerem Lebensstil, um Talente anzulocken. Auch der Wettbewerb um Frauen und Angehörige von Minderheiten hat sich verschärft, nachdem praktisch alle Geldhäuser im Zuge der Black-Lives-Matter-Proteste im vergangenen Jahr versprochen haben, die Vielfalt ihrer Belegschaften zu erhöhen.

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Die Anzeichen für die Wechselstimmung sind überall zu beobachten: Ein Personalvermittler berichtet, er habe noch nie so viele achtstellige Einstellungs-Prämien gesehen. Ein Karriere-Coach erzählt, seine Banker-Kunden träfen ihre Entscheidungen nicht mehr nur wegen des Geldes - sie hätten es satt, so viel zu arbeiten, dass sie keine Zeit mehr fürs Dating haben. Ein Branchenveteran sagt, Firmenwechsel seien zuletzt so üblich geworden, dass die Zurückgebliebenen sich fragten, was sie falsch machen.

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Auch wenn genaue Zahlen schwer zu bekommen sind, ist doch gesichert, dass auch Titanen der Branche wie JPMorgan Chase & Co vor der Wilderei nicht gefeit sind. Dort wurde kürzlich ein erfolgreicher Handelstisch der Abteilung für Aktienderivate geradezu abgeräumt durch Konkurrenten wie Bank of America Corp., Citigroup Inc. und Millennium Management.

Die Abgangsraten in vielen Geschäftsbereichen von JPMorgan liegen nach Angaben von direkt involvierten Personen um mindestens einige Prozentpunkte über dem Niveau vor der Pandemie. Das bedeutet, dass Tausende von Stellen neu besetzt werden müssen, was wiederum mehr Fluktuation bei anderen Banken nach sich zieht - und so weiter.

Tatsächlich hat JPMorgan Ersatz gefunden, und sogar aufgestockt. “Selbst in diesem außergewöhnlichen Umfeld ist es uns gelungen, Spitzentalente zu halten”, sagt Brian Marchiony, ein Sprecher der Bank. “Dank unserer Leistung und Marktführerschaft konnten wir auch hervorragende Neueinstellungen bei JPMorgan begrüßen.”

Das Problem für die Banken ist, dass es kostspielig ist, Talente zu behalten und zu rekrutieren. JPMorgan und die Bank of America gehörten zu den Großbanken, die letzten Monat vor steigenden Lohnkosten im kommenden Jahr warnten. Goldman Sachs Group Inc.-Chef David Solomon sagte Analysten vor Kurzem, dass der Druck auf die Vergütung überschaubar sei - nur um sich und seinem Stellvertreter ein paar Tage später spezielle Langzeitprämien einräumen zu lassen.

Zahlreiche Top-Banker nutzen die Gelegenheit, um mehr Geld, eine prominentere Rolle oder einen Job auf der Buy-Side zu bekommen. Viele der erwähnten achtstelligen Einstellungspakete kommen von Hedgefonds und Private-Equity-Firmen, sagt Mike Karp, Chef der Personalvermittlungsfirma Options Group. Er beobachtet auch häufiger Gegenangebote und manchmal regelrechte Auktionen.

“Es gab eine Menge von nicht besetzten Posten, bei denen die Gebote einfach immer höher und höher wurden”, sagt Karp.

Unten: Frust

So sieht es aus auf den oberen Rängen der Wallstreet. In den unteren Etagen verlassen ebenfalls Legionen ihre Jobs, doch ist es hier öfter der schiere Frust, der sie treibt.

Für Händler und Investmentbanker bedeutete die Pandemie längere Arbeitszeiten, oft in Heimarbeit, bei Doppelbelastung mit Kinderbetreuung und angesichts steigender Kosten.

Statt mit achtstelligen Prämien waren die Banker auf dieser Ebene konfrontiert mit knickerigen Bonusbeschlüssen ihrer Arbeitgeber. Obwohl die Banken 2020 einen sprunghaften Anstieg der Marktaktivität und der Erträge verzeichneten, hielten sie sich bei den Prämien zurück. Manche erklärten ihren Mitarbeitern, dass die bessere Leistung äußeren Einflüssen zu verdanken sei und dass es unangemessen wäre, während einer Pandemie höhere Boni zu zahlen.

Die Folge ist, dass sich viele Mitarbeiter überlastet und nicht ausreichend gewürdigt fühlen.

“Die Leute sind fertig und brauchen dringend wieder ein geregeltes Leben - und das ist der Grund, warum sie kündigen”, sagt Claudio Antonini, der sich letztes Jahr als Karrierecoach für unglückliche Investmentbanker selbstständig gemacht hat. “Sie können nicht daten, sie können kein Liebesleben haben, sie können nicht einmal mit anderen Menschen interagieren.”

Immerhin haben die Junior-Banker in der ersten Hälfte dieses Jahres Gehaltserhöhungen und andere Vergünstigungen erhalten, nachdem einige bei Goldman Sachs ihre Frustration mit einem Foliensatz kundgetan hatten, der an die Öffentlichkeit gelangte und die Branche in ein schlechtes Licht rückte.

Allerdings könnte die Marktmacht der Jobsuchenden zumindest in New York City demnächst auch wieder bröckeln. Laut einer diese Woche veröffentlichten Umfrage plant fast ein Viertel der im Finanzsektor tätigen Unternehmen, ihre Belegschaft in der Stadt innerhalb des nächsten halben Jahrzehnts zu reduzieren. Zumindest einige dieser Jobs werden an billigere Standorte wie Florida und Texas verlagert.

Doch fürs erste haben die Branchenveteranen, die ihre Optionen abwägen, mehr Alternativen als zuvor. Eine wachsende Zahl von Fintechs, Krypto-Firmen und Blankoscheckunternehmen sind an ihrer Erfahrung interessiert.

Der typische Zuschlag von mindestens 10%, den Führungskräfte erwarten konnten, wenn sie zu einem Konkurrenten überliefen, hat sich wahrscheinlich verdoppelt, so Robert Voth, Managing Director bei der Personalberatung Russell Reynolds Associates.

Besonders hart ist die Konkurrenz um Mitarbeiter, die den Banken mehr Diversität bringen. “Die fortschrittlicheren Unternehmen haben die traditionellen Obergrenzen für die Vergütung angehoben, um sicherzustellen, dass sie die Nase vorn haben”, sagt Voth.

Alleine auf ihr Prestige können sich die Banken nicht mehr verlassen, um Mitarbeiter zu halten.

“Es gibt keine Firma mehr, die sich so stark von den anderen abhebt, dass die Leute nur wegen des Namens bereit sind, dort zu arbeiten”, sagt Jeanne Branthover, Leiterin der Finanzdienstleistungs- und Fintech-Abteilung bei der Headhunting-Firma DHR International. “Es geht um Lifestyle, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, darum, dass man nicht mehr ins Auto, in den Bus oder in den Zug steigen will, um zur Arbeit zu kommen.”

Überschrift des Artikels im Original:Job-Hopping on Wall Street Speeds Up With Eight-Figure Packages

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