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Das ist der wahre Erfinder des VW Käfers – er starb einsam und arm

Der Konstrukteur Josef Ganz.
Der Konstrukteur Josef Ganz.

Der VW Käfer ist eines der bekanntesten und meistverkauften Automobile der Welt. Als sein Urvater gilt der Porsche-Gründer und Autokonstrukteur Ferdinand Porsche. Doch der Mann, der maßgeblich an der Entwicklung des Käfers beteiligt war, ist heute den meisten unbekannt. Der Deutsch-Ungar Josef Ganz entwickelte bereits drei Jahre vor Porsche den Prototypen eines Fahrzeugs, das er aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung "Maikäfer" nannte. Doch Ganz wurde verfolgt und musste aus Deutschland fliehen — denn er war Jude.

Das Konstruktionsgenie kam 1898 in Budapest zur Welt und zeigte schon im Alter von 12 Jahren sein Können. Damals entwickelte er eine Schutzvorrichtung für die elektrischen Straßenbahnen in Wien und ließ sich seine Erfindung sogar patentieren. Sein Talent war bekannt und so arbeitete er unter anderem für die Fahrzeughersteller Daimler-Benz und BMW.

Gleichzeitig war Ganz Chefredakteur des Auto-Magazins "Motor-Kritik". Nicht immer machte er sich durch seine Artikel Freunde in der Automobilwelt, doch sein Können stand außer Frage. 1931 entwickelte er dann den Prototyp eines Wagens, den er liebevoll "Maikäfer" nannte. Der Wagen war sparsam, leicht, klein und vor allem billig. Genau nach solch einem Fahrzeug wird Adolf Hitler drei Jahre später suchen.

Verfolgung durch die Nazis

Der erste Maikäfer Prototyp von 1931.
Der erste Maikäfer Prototyp von 1931.

1933 kam dann eine überarbeitete Version seines Prototyps heraus. Die Autofirma Standard bewarb das Fahrzeug als Volkswagen. Der Wagen wurde im selben Jahr auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Der frisch von Hindenburg zum Reichskanzler ernannte Adolf Hitler stattete der Messe ebenfalls einen Besuch ab und war von der Konstruktion des Deutschen mit ungarischer Herkunft sichtlich angetan.

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Doch Ganz war Jude und passte somit nicht in das antisemitische Weltbild der Nationalsozialisten. Während Standard sein Fahrzeug von 1933 bis 1935 in Ludwigsburg weiter produzierte, wurde Ganz 1933 von der Gestapo verhaftet. Nach einem Monat in Haft wurde er freigelassen und als Chefredakteur abgesetzt. 1934 floh der Konstrukteur aus Nazideutschland nach Liechtenstein und später nach Zürich in die Schweiz.

Im selben Jahr verfügte Hitler alle deutschen Autobauer dazu, ihre Patente kostenlos an den Staat abzugeben. Er wollte unter staatlicher Aufsicht ein Auto entwickeln, dass preiswert und für die breite Bevölkerung gemacht ist. Ferdinand Porsche erhielt daraufhin den Auftrag des Reichsverbands der Automobilindustrie zur Konstruktion eines solchen Fahrzeugs. Er konstruierte den ersten VW Käfer, auch KdF-Wagen (Kraft durch Freude) genannt, der stark auf der Pionierarbeit von Josef Ganz basiert.

Doch Ganz erhielt keine Anerkennung für seine Leistungen. 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. In der Schweiz entwickelte er für das Unternehmen Rapid, doch von seiner Konstruktion wurden nur 36 Fahrzeuge hergestellt. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus.

Auswanderung nach Australien

In der Zeit nach dem Krieg galt Ganz als Querulant und wurde unter nicht geklärten Umständen 1950 aus der Schweiz ausgewiesen und siedelte 1951 nach Australien. Weit weg von all dem Leid, dass er in Europa ertragen musste. Der gebrochene Ingenieur arbeitete trotzdem weiterhin für den australischen Hersteller Holden, der zu General Motors gehörte.

1961 sollte Ganz eine Art Wiedergutmachung erhalten. Die Bundesrepublik wollte ihm das Bundesverdienstkreuz verleihen und VW machte dem Ingenieur ein Arbeitsangebot. Doch Ganz konnte aufgrund einer speziellen australischen Gesetzeslage das Bundesverdienstkreuz nicht annehmen und war bereits durch mehrere Herzinfarkte zu einem Pflegefall geworden.

Als 1965 der zehnmillionste Käfer verkauft wird, ist Ganz depressiv und verarmt. Er starb zwei Jahre später einsam mit gerade einmal 69 Jahren.