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Wer die Wahl hat, hat die Qual

Erträge von Fonds ausschütten oder reinvestieren? Was für welche Variante spricht und was Berater ihren Kunden raten können.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Wie viele Investmentfonds hierzulande angeboten werden, weiß niemand so genau. Die Vielfalt ist enorm. Das gilt zum einen für Anlageklassen, aber auch für Regionen. Zudem gibt es neben den Tranchen für Privatanleger unzählige Produkte, die nur institutionellen Anlegern ab einer Mindestanlagesumme vorbehalten sind. Die Produkte werden meist auch in unterschiedlichen Währungen angeboten.

Ist nach langer Suche endlich der richtige Fonds gefunden, müssen Berater und Kunde dann noch eine entscheidende Frage beantworten: Thesaurierend oder lieber die ausschüttende Variante?

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„Die Frage nach den Gründen für die Wahl zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Varianten ist nicht eindeutig zu beantworten. Beide Varianten sind sinnvoll, es kommt wie so oft auf den Blickwinkel an, sowohl bei Anleihen- wie auch bei Aktienfonds“, sagt Clemens W. Bertram, Head of Wholesale Germany/Austria bei Muzinich & Co. „Grundsätzlich gilt: Anleger sollten sich bei der Wahl zwischen thesaurierend oder ausschüttend im Vorfeld genau mit ihren Anlagezielen beschäftigen, denn diese sind das wesentliche Auswahlkriterium“, rät Bertram.

Wo genau liegt nun der Unterschied? Bei der ersten Variante werden die Erträge automatisch wieder in den gleichen Fonds reinvestiert, sprich thesauriert. Das bedeutet, Zinsen oder Dividenden – bei Immobilien – eventuell auch Mieteinnahmen – fließen wieder in das Fondsvermögen. Im Gegensatz dazu erhält der Anleger bei der ausschüttenden Variante, wie der Name es verrät, eine regelmäßige Ausschüttung.

Auch der deutsche Marktführer, die DWS, hat für die allermeisten Fonds eine thesaurierende sowie eine ausschüttende Tranche im Angebot. „Im Publikumsfondsmantel bieten wir grundsätzlich beide Varianten an, um den individuellen Wünschen der Privatanleger entsprechen zu können“, erklärt Denise Kissner, Investmentspezialistin bei der DWS. Welche Variante bei Anlegern beliebter ist, hänge zum einen von der persönlichen Präferenz und zum anderen vom Anlageschwerpunkt und dem Anlageziel des jeweiligen Fonds ab.

Präferenz und Anlageschwerpunkt

„Bei Investmentfonds, bei denen die Ausschüttung im Fokus steht, wie beispielsweise das DWS Flaggschiff DWS Top Dividende, ist eindeutig die ausschüttende Anteilsklasse bei Anlegern beliebter. Bei Fonds, die rein auf Kursgewinne fokussiert sind, ist die thesaurierende Variante deutlich stärker nachgefragt“, erläutert Kissner.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Anleger erhalten keine Ausschüttung, sondern der Investitionsschwerpunkt liegt auf einem langfristigen Vermögensaufbau. Durch die regelmäßige Wiederanlage der Zinsen und Dividenden kommt der Zinseszinseffekt zum Tragen, der den Wert eines Fondsanteils immer weiter klettern lässt.

Insgesamt scheint die thesaurierende Variante hierzulande beliebter zu sein, zumindest bei den Aktienfonds, schließlich sind Rentenfonds oft per se ausschüttend. So behalten beispielsweise bei der Peergroup Aktienfonds global laut einer aktuellen Statistik der Ratingagentur Morningstar immerhin rund 73 Prozent der in Europa angebotenen Produkte die Erträge ein. Nicht ganz so eindeutig ist das Bild bei passiven Produkten. Von den über 1 500 an der deutschen Börse erhältlichen ETFs sind immerhin rund 690 ETFs ausschüttend.

„Ich bin der Meinung, dass die Antwort auf die Frage „thesaurierend oder ausschüttend“ davon abhängig gemacht werden sollte, ob man investiert, um zu sparen oder um zu konsumieren“, sagt Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah. „Wer spart, braucht thesaurierende Investments, wer in der Konsumphase ist, der kann sich getrost für ausschüttende Fonds entscheiden“, so seine Empfehlung.

Für Florian Uleer, Country Head Deutschland bei Columbia Threadneedle Investments, ist auch die Kundengruppe entscheidend: „Beispielsweise erkennen wir bei unabhängigen Finanzberatern vor allem Interesse an thesaurierenden Tranchen. Das kann auch daran liegen, dass viele Kunden Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau nutzen.“

Stiftungen bevorzugen Ausschüttungen

Stiftungen hingegen würden Ausschüttungen bevorzugen, weil sie diese einsetzen, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Größere institutionelle Kunden investieren seinen Angaben zufolge überwiegend in Spezialfonds, bei denen sie auch die Ausschüttungen individuell gestalten können.

„Ausschlaggebend dafür, ob für einen Fonds sowohl thesaurierende als auch ausschüttende Anteilsklassen angeboten werden, sind Anlagephilosophie und -ziel sowie die Kundennachfrage“, berichtet Uleer. Nicht jeder Fonds sei schließlich explizit darauf ausgerichtet, Ausschüttungen – zum Beispiel aus Coupons oder Dividenden – zu erwirtschaften. Infolgedessen würden die entsprechenden Erträge in vielen Fällen nicht so sehr ins Gewicht fallen, dass eine Ausschüttung sinnvoll wäre.

Muzinich-Experte Bertram hat aber noch eine andere Beobachtung gemacht: „Oft greifen bei der Entscheidung thesaurierend oder ausschüttend auch Mechanismen, die wir aus dem Bereich ,Behavioral Finance‘ kennen: Entscheidungen werden häufig nicht rational, sondern eher aus einem Bauchgefühl heraus getroffen.“

So sei es seiner Erfahrung zufolge vielen Privatanlegern wichtig, regelmäßig auf dem Girokonto zu sehen, dass sie von ihrem Investment konkret etwas zurückbekommen würden, auf das sie unmittelbaren Zugriff haben. „Traditionelle Cash-Anlagen bringen in der aktuellen Niedrigzinsphase praktisch keine Erträge. Daher werden die Ausschüttungen eines Fonds zum gefühlten Zinsersatz“, betont Bertram.

Die Gesamtausgabe der Handelsblatt Finanzberater Edition finden Sie hier.