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„Wachstumsmaschine auf vollen Touren“

SAP, so erzählt es Vorstandschef Bill McDermott gern, sei eine „Wachstumsfirma“, trotz der Größe. Am Freitag präsentierte der Amerikaner neue Belege für diese Story: Der größte deutsche Softwarekonzern erwirtschaftete im dritten Quartal mehr Umsatz als von Analysten erwartet, vor allem dank des Geschäfts mit dem Cloud-Computing. Und angesichts der starken Auftragslage hebt er die Prognose für Umsatz und Gewinn im laufenden Geschäftsjahr leicht an.

„Wir wachsen in jeder Region der Welt, unsere Wachstumsmaschine läuft auf vollen Touren“, wiederholte McDermott eine Variation seines Lieblingssatzes. Die Aktionäre nahmen ihm diese Geschichte begeistert ab: Die SAP-Aktie erreichte am Freitagvormittag mit einem Plus von rund drei Prozent fast ihr Allzeithoch von 82,60 Euro und war stärkster Wert im Dax.

Von Anfang Juli bis Ende September erzielte SAP 5,4 Milliarden Euro Umsatz, 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei machte sich die Neuausrichtung des Geschäfts auf das Cloud-Computing bezahlt, das sich stark entwickelte. Was die Wachstumsgeschichte allerdings etwas stört: Aufgrund hoher Kosten für Aktienoptionen sinkt das Betriebsergebnis um 9 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern sank um fast 20 Prozent auf 725 Millionen Euro.

McDermott und sein Vorstandsteam richten SAP auf ein neues Paradigma der IT-Welt aus: Immer mehr Unternehmen installieren die nicht lokal, sondern nutzen Rechenleistung, Speicherplatz oder Programme übers Netz – also die Datenwolke. Der Marktforscher Gartner geht davon aus, dass aufgrund dieser Umstellung der weltweite Cloud-Markt in diesem Jahr um 16,5 Prozent auf 204 Milliarden Dollar wächst und auch 2017 kräftig zulegt.

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In den vergangenen Jahren stemmte der Konzern mehrere Milliardenübernahmen, um den Trend nicht zu verpassen. Das macht sich inzwischen bezahlt: Das Geschäft mit dem Cloud-Computing wuchs um 28 Prozent auf 769 Millionen Euro und macht inzwischen 14 Prozent des Umsatzes aus. Aufträge über weitere 265 Millionen Euro sind bereits abgeschlossen, aber noch nicht verbucht – SAP fasst diesen Wert mit der Kennzahl „New Cloud Bookings“ zusammen. Zu den Cloud-Diensten zählen beispielsweise das Personalmanagement von Success Factors oder die Geschäftsnetzwerke Ariba und Concur mit Systemen für Reisebuchung und Beschaffung.

Doch die Wachstumsgeschichte funktioniert nicht ohne ein vertrautes Element: Das Geschäft mit Softwarelizenzen und -support, mit dem SAP zu einem Weltkonzern geworden ist, macht mit 3,7 Milliarden Euro immer noch den Großteil des Umsatzes aus, auch wenn es mit einem Plus von fünf Prozent vergleichsweise langsam wächst.

Das neue Programmpaket S4/Hana könnte SAP auch in Zukunft stabile Erlöse einbringen: 400 Unternehmen unterschrieben im dritten Quartal die Verträge, davon sind 40 Prozent Neukunden. Das sei im Vergleich zu den vorherigen Quartalen eine leichte Abschwächung, sagte Massimo Pezzini vom Marktforscher Gartner dem Handelsblatt. Aber die Gesamtzahl von 4100 Kunden sei so kurz nach der Einführung „kein schlechtes Ergebnis“, zumal die Entwicklung der Software noch nicht abgeschlossen sei. Mit dem Programmpaket können Organisationen ihre gesamten Abläufe steuern, von der Produktion bis zur Finanzbuchhaltung.

Um die neuen Produkte entwickeln und vertreiben zu können, stellt SAP wieder massiv ein. Im dritten Quartal stießen 2500 Mitarbeiter zum Konzern, der nun mehr als 82.000 Menschen beschäftigt. „Wir haben mit einem starken Fokus auf die Innovationsmaschine eingestellt“, betonte Finanzchef Luka Mucic. Noch im vergangenen Jahr hatte SAP ein Abfindungsprogramm für 3000 Beschäftigte aufgelegt, vor allem in Abteilungen für klassische Software.

Das Wachstum ging allerdings auf Kosten des Profits: Das Betriebsergebnis sank im dritten Quartal um 9 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Einerseits liegt das an der starken Entwicklung der Aktie, durch die SAP zusätzlich 300 Millionen Euro für Vergütungsprogramme einkalkulieren muss – der Kurs war im dritten Quartal auf mehr als 75 Euro gestiegen war damit teilweise mehr als 15 Euro höher als im Vorjahreszeitraum. Andererseits investierte der Konzern kräftig, allein 50 Millionen Euro in Innovationsprojekte mit strategischen Kunden. Hinzu kommt ein buchhalterischer Effekt: Das Vorjahresquartal war ungewöhnlich stark.

Die Entwicklung verlaufe nicht perfekt linear, relativierte McDermott den Rückgang – „aber wir sind auf Kurs“. Das zeige die Anhebung der Prognose. SAP richtet sich intern ohnehin nach einer eigenen Kennzahl, die um ein Prozent gewachsen ist.

Angesichts der guten Auftragslage hebt SAP die Prognose fürs laufende Jahr leicht an. Das Betriebsergebnis soll in einer Spanne zwischen 6,5 und 6,7 Milliarden Euro und damit am oberen Ende der Prognose liegen. Die Erlöse aus Cloud- und Softwaregeschäft sollen nun um 6,5 bis 8,5 Prozent steigen, ein halber Prozentpunkt mehr als bisher geplant. Dieser Wert ist bereinigt um Währungseffekte und Sonderkosten, wie es SAP bei seinen internen Zielen tut. „Alle Kennzahlen zum Geschäftsausblick tendieren zum oberen Ende der jeweiligen Bandbreite vom Jahresanfang“, sagte Finanzchef Luka Mucic.

KONTEXT

Große SAP-Übernahmen

2007 - Business Objects

2007 übernehmen die Deutschen den französischen Softwarehersteller Business Objects für 4,8 Milliarden Euro. SAP kauft sich damit Analyse-Software, die Daten aus einzelnen Geschäftsbereichen von Unternehmen auswertet - und ist inzwischen Marktführer.

2010 - Sybase

Den Datenbankspezialisten Sybase übernimmt SAP im Jahr 2010 für 5,8 Milliarden Dollar und erwirbt damit Expertise für den Mobilfunkmarkt. Mit Hilfe der Sybase-Plattform lassen sich die SAP-Programme leichter auf Smartphones und Tablets spielen. Die Software von Sybase stellt außerdem den Grundstock für das wachsende Datenbankgeschäft von SAP.

2012 - Ariba

Mit der Handelsplattform Ariba, die SAP ebenfalls 2012 für 4,3 Milliarden Dollar übernahm, sicherte sich der Softwarekonzern weitere Fähigkeiten. Ariba ist nicht nur eine Art Ebay für Unternehmen. Die Firma verkauft auch Software - zum Beispiel Programme, mit deren Hilfe Firmen ihren Lieferanten digitale Rechnungen stellen können.

2012 - Successfactors

2012 geht SAP die Übernahme von Successfactors für 3,4 Milliarden Dollar an. Software, die nicht mehr auf Firmenservern lagert, sondern nach Bedarf "on Demand" über das Internet abgerufen wird, ist bereits heute ein Milliardenmarkt

2014 - Concur

Im September 2014 kauft SAP das Unternehmen Concur, um sein wachsendes Cloud-Geschäft weiter auszubauen. Concur ist ein US-Anbieter von Firmensoftware für Reisemanagement und Reisekostenabwicklung. Der Preis von umgerechnet rund 6,5 Milliarden Euro bedeutet: Es ist die teuerste Übernahme in der Geschichte SAPs.