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VW-Cheflobbyist Steg kehrt zurück – trotz der Affentests

Thomas Steg findet sich in einer ungewohnten Rolle wieder. Als er sich am Mittwoch auf seinem Platz in Saal zwei der Wolfsburger Autostadt niederlässt, muss er auf einmal über sich reden.

Normalerweise spricht er bei solchen öffentlichen Auftritten für sein Unternehmen. Doch das wird hier seine ganz persönliche Verteidigungsrede. Steg muss klarstellen, warum er trotz der Ende Januar ausgesprochenen Beurlaubung nun für den VW-Konzern arbeiten darf.

Der oberste Lobbyist von Volkswagen wurde vor vier Monaten vorläufig seines Postens enthoben, weil er die umstrittenen Abgastests an Affen im Jahr 2013 nicht verhinderte, obwohl sie in seinen Verantwortungsbereich fielen. Nun kehrt Steg mit sofortiger Wirkung an seinen Arbeitsplatz zurück und soll im Berliner Politikbetrieb wieder als oberster Interessenvertreter des Unternehmens agieren.

Kein betrügerisches oder kriminelles Handeln sei bei einer intensiven Prüfung festgestellt worden, leitet Rechtsvorständin Hiltrud Werner den Freispruch für Steg ein. „Zu einer guten Unternehmenskultur gehört es auch, dass Mitarbeiter nach einer vollständigen Aufklärung eines Sachverhalts mit entlastendem Ergebnis vollumfänglich rehabilitiert werden“, sagt Werner. Die interne Revision habe bis Ende April alle Vorgänge geprüft, bei denen VW-Mitarbeiter mit den Affentests in den USA zu tun hatten. 4,7 Millionen Dokumente seien dabei überprüft worden. Eben auch Dokumente, in denen der Name Thomas Steg auftauchte.

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Steg hatte moralische Bedenken

Der 58-Jährige hebt bei diesen Sätzen den Kopf und fixiert seine Vorgesetzte. Seine anfängliche Angespanntheit weicht mit der Zeit. Mit jedem neuen Satz, den er spricht, wirkt er befreiter.

„Ich bedauere sehr, dass ich damals nicht anders gehandelt habe, und entschuldige mich dafür“, sagt Steg. Arbeits- und dienstrechtlich habe er sich damals korrekt verhalten. Aber er selbst gesteht ein, dass ethische und moralische Bedenken auch nach seiner Rehabilitierung bleiben. Hätte er damals stärker eingreifen müssen, um die umstrittenen Tierversuche in den USA nicht doch verhindern zu können?

Er wusste damals von den Abgastests, griff aber nicht ein. Initiator der Versuche war die Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT). Hinter dem inzwischen aufgelösten Verein standen die drei großen deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW. VW hatte in der EUGT eine Schlüsselrolle und stellte etwa den Geschäftsführer.

Heute stehe für ihn fest, dass die Abgastests mit Affen ein großer Fehler gewesen sind. „Diese Studie war überflüssig und ohne wissenschaftlichen Nutzen“, sagt er in Wolfsburg am Tag seiner Rückkehr in das Unternehmen. Weder im Konzernvorstand noch im Aufsichtsrat gab es Bedenken gegen die Rückkehr des Cheflobbyisten.

Die Verantwortung für die Tierversuche sehen Steg und auch der Konzern letztlich bei der EUGT. Dort seien alle Details geplant und ausgehandelt worden. Die Forschungsvereinigung habe sich die amerikanischen Kooperationspartner gesucht und nicht das Unternehmen. Dass auch im Vorstand der Forschungsvereinigung Vertreter von Volkswagen saßen, spielt aus Sicht des Konzerns bei der Rehabilitierung von Steg keine Rolle.

Steg ist sich bewusst, dass seine Rückkehr zu Volkswagen nicht unproblematisch ist. Er erzählt von einem privaten Essen im Februar, als er von anderen Gästen als der „Mann mit den Affen“ tituliert worden war. So etwas kann ihm auch in Berlin passieren, wenn er zwischen Parlament und Regierung wieder für den VW-Konzern agiert.

Doch Steg mag nicht länger zu Hause in seiner Wohnung im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg sitzen. In den zurückliegenden Monaten der Zwangspause hat er viel gelesen, mehr Sport gemacht, sich etwas intensiver um seine Enkel gekümmert und eine kleine Reise unternommen.

Aber jetzt möchte er wieder für Volkswagen aktiv werden und arbeiten. Der Ruf des Unternehmens hat durch die Dieselaffäre und die Affentests gelitten. Das zu korrigieren ist jetzt wieder Stegs Aufgabe: „Die Menschen sollten nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen auf Volkswagen stolz sein.“