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VW-Chef Diess: Corona hat Konzernumbau „nicht gebremst, sondern beschleunigt“

Volkswagen ist der letzte Dax-Konzern, der 2020 seine Hauptversammlung ausrichtet – natürlich digital. Für die Aktionäre gibt es weniger Geld. Doch es gibt auch positive Signale.

VW-Hauptversammlung im vergangenen Jahr in Berlin: Vorstandschef Herbert Diess (stehend links) und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch (stehend daneben) konnten damals direkt zu den Aktionären sprechen. Foto: dpa
VW-Hauptversammlung im vergangenen Jahr in Berlin: Vorstandschef Herbert Diess (stehend links) und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch (stehend daneben) konnten damals direkt zu den Aktionären sprechen. Foto: dpa

Die Coronakrise hat in diesem Jahr viel verändert, gerade auch im Volkswagen-Konzern. Die ursprünglich für das Frühjahr geplante Hauptversammlung musste verschoben und in ein digitales Format umgewandelt werden.

Volkswagen hat an diesem Mittwoch als letzter großer Dax-Konzern sein Aktionärstreffen nachgeholt – immerhin wieder in Berlin. Aber nicht wie gewohnt auf dem Messegelände, sondern ohne Aktionäre in der VW-Konzernniederlassung an der Friedrichstraße.

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Für Konzernchef Herbert Diess hat die weltweite Pandemie nicht nur negative Folgen. „Der Umbau des Unternehmens wird von Corona nicht gebremst, sondern beschleunigt“, sagte er auf der digitalen Hauptversammlung. Volkswagen habe seine Transformation mit dem Wechsel auf den elektrischen Antrieb und die damit verbundene Digitalisierung von Konzern und Auto trotzdem fortgesetzt. Die Zeit bleibe während der Pandemie nicht stehen, der grundlegende Wandel der Automobilindustrie gehe unaufhörlich weiter.

Kurzfristig hat die Krise natürlich auch den Volkswagen-Konzern schwer getroffen: Ein Produktions- und ein Verkaufsstopp im Frühjahr hatten dafür gesorgt, dass die Wolfsburger für die ersten sechs Monate des Jahres einen Verlust nach Steuern von gut einer Milliarde Euro verbuchen mussten.

Deshalb ist auch nichts aus der ursprünglich geplanten Dividendenerhöhung geworden. Volkswagen schüttet für 2019 wie im Jahr zuvor gut zwei Milliarden Euro an die Aktionäre aus und nicht wie noch vor der Coronakrise im Februar angekündigt gut drei Milliarden Euro.

Porsche, Skoda und Scania als Ertragsstützen

Diese Entscheidung beruhe nicht auf einem Mangel an finanzieller Robustheit des Konzerns, betonte Diess. „Der neue Vorschlag berücksichtigt nun die massiven Auswirkungen, die die Pandemie für unser Unternehmen mit sich gebracht hat.“

Inzwischen mehren sich die positiven Signale auch bei Volkswagen. „Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine Fortsetzung des Aufwärtstrends“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Im September liege Volkswagen bei den Auftragseingängen und bei den Fahrzeugauslieferungen wahrscheinlich über dem Vorjahresniveau.

Trotz aller verbliebenen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Coronakrise wie etwa einer zweiten Infektionswelle stellt sich der Volkswagen-Konzern auf eine nachhaltige Verbesserung der Lage ein. „Unser Ziel für das laufende Geschäftsjahr bleibt unverändert, in der Summe aller Unternehmensteile profitabel zu bleiben“, ergänzte Diess.

Porsche, Skoda und Scania hatten im ersten Halbjahr trotz der Pandemie schwarze Zahlen geschrieben. Diese ertragsstärkeren Marken aus dem Konzern sollten diesen Trend auch im zweiten Halbjahr fortsetzen können. Dem stehen jedoch auch Verlustbringer wie die VW-Nutzfahrzeugsparte und die Münchener Lkw-Marke MAN gegenüber.

Der Volkswagen-Konzern profitiert ganz besonders von der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung in China, wo die Wolfsburger mit einem Anteil von etwa 20 Prozent Marktführer sind. „In der Volksrepublik sehen wir mit 11,5 Prozent den geringsten Rückgang bei den Auslieferungen“, so Diess weiter.

Weltweit nehme der Konzern der Konkurrenz Marktanteile ab. Bis Ende August komme Volkswagen in diesem Jahr auf einen Weltmarktanteil von 13 Prozent, ein Plus von 0,4 Prozentpunkten.

China hat aus Sicht des VW-Konzerns auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil dort die Elektrifizierung der Autos ähnlich wie in Europa stark vorangetrieben wird. „China bleibt Vorreiter und Treiber der Elektrifizierung. Das Wachstum im chinesischen Automobilmarkt wird in diesem Jahrzehnt vorwiegend elektrisch sein“, ergänzte der Vorstandschef.

Von 2020 bis 2030 werde sich das jährliche Elektrovolumen mehr als verzehnfachen. Bis 2024 gibt der Konzern zusammen mit seinen chinesischen Joint-Venture-Partnern etwa 15 Milliarden Euro für Investitionen in die Elektromobilität aus. In den anderen Teilen der Welt investiert allein der VW-Konzern dafür im selben Zeitraum 33 Milliarden Euro. Hohe siebenstellige Stückzahlen von Elektroautos in Europa und China sollen Volkswagen zum weltweit größten E-Hersteller machen.

Dieselskandal spielt kaum eine Rolle

Diess äußerte sich zuversichtlich, dass Volkswagen in diesem Jahr die verschärften europäischen Grenzwerte bei den Kohlendioxid-Emissionen einhalten wird. „Das wird zwar nicht einfach, aber es ist machbar“, betonte er. Im September hatte die Marke Volkswagen Pkw mit der Auslieferung der ersten Fahrzeuge aus der neuen elektrischen ID-Modellreihe begonnen. VW wird aber voraussichtlich nicht die ursprünglich geplanten 100.000 Fahrzeuge in diesem Jahr schaffen.

Doch VW profitiert in diesem Fall von der Coronakrise: Weil weniger konventionelle Autos verkauft worden sind, braucht der Konzern auch weniger E-Fahrzeuge als Ausgleich. Die Grenzwerte werden als Durchschnittsverbrauch aller in Europa in einem Jahr verkauften Autos eines Herstellers berechnet. E-Autos gehen als Null-Emissions-Fahrzeuge in die Berechnung ein.

Aktionärsvertreter hatten im Vorfeld der Hauptversammlung Zweifel daran geäußert, dass Volkswagen die neuen Vorgaben erfüllen wird. „Der Anteil der Elektrofahrzeuge muss deutlich erhöht werden. Verzögerungen, Produktions- und Qualitätsprobleme haben die Umsetzung ebendieser Planung bisher gebremst“, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit bei Deka Investment.

Im Jahr 2019 habe VW die Kohlendioxid-Emissionen der Neuwagenflotte nicht reduzieren können, so Speich weiter. Im laufenden Jahr weise Volkswagen die geringste Reduktion bei den Emissionen auf und falle so gegenüber der Konkurrenz immer weiter zurück.

Die Elektrooffensive leiste mit den neuen Modellen ID.3 und ID.4 einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, „wenn VW das Ziel der klimaneutral produzierten Batterie einhält“, meinte Janne Werning von Union Investment. „Aber da geht noch mehr“, ergänzte er. Auch wenn US-Konkurrent Tesla die hohen Erwartungen nicht immer erfülle, „könnte ein bisschen mehr Tesla-Spirit helfen, die verkrusteten Strukturen in Wolfsburg endlich aufzubrechen“.

Im Unterschied zu den Vorjahren spielt der Dieselskandal dieses Mal auf der Hauptversammlung nur eine untergeordnete Rolle. „Bei der Aufarbeitung sind wir erneut gut vorangekommen und haben wesentliche Meilensteine erreicht“, sagte Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen.

Das Kontrollgremium prüfe weiterhin mögliche Schadensersatzansprüche gegen ehemalige und amtierende Vorstandsmitglieder. „Dabei sind wir weit gekommen, wenn auch noch nicht ganz am Ziel“, so Pötsch.