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VW, BMW, Daimler, Deutsche Bahn, DHL und HUK gründen den von Merkel geforderten Datensupermarkt Mobilität

Das Rennen auf der Datenautobahn ist eigentlich schon vorbei. Ein europäisches Unternehmen allein wird Google, Amazon oder Facebook nicht mehr einholen. Auf dem Autogipfel im November 2019 forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel daher auch, ein Netzwerk zu gründen, um den Tech-Giganten einen funktionierende Datensupermarkt entgegenzusetzen.

Anderthalb Jahre später haben nun sechs große Unternehmen Vorverträge für das Projekt "Datenraum Mobilität" unterschrieben, erfuhr Business Insider. Wie aus einer Präsentation der federführenden Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) vom 26. April hervorgeht, zählen neben den drei Autoherstellern VW, BMW und Daimler die Deutsche Bahn, DHL, der Versicherungsverein HUK-Coburg und mehrere Bundesländer zu den Gründungspartnern. Gespräche mit weiteren Kandidaten laufen noch. "Es ist unser Ziel, den formwirksamen Vertrag über den Beitritt bis zum 30. September 2021 abzuschließen", heißt es in einem Letter of Intend.

Dem Papier zufolge diene die Plattform zum Informationsaustausch, um "Datenschätze sektorenübergreifend sichtbar" und verfügbar zu machen. Sie fungiere als dezentrale Datenbörse, "in dem der vorhandene Datenbestand aus Unternehmen, Verwaltungen, Forschungseinrichtungen und anderen Organisationen registriert, kategorisiert und katalogisiert werden kann". Damit würde die Suche und das Auffinden von relevanten Mobilitätsdaten zum Kinderspiel.

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Die Regeln: Der Datengeber kann freiwillig Daten über eine standardisierte Schnittstelle teilen, ohne die Hoheit abzugeben. Andere Teilnehmer können diese präsentierten Daten dann kaufen und nutzen, um damit ihre Geschäftsmodelle umzusetzen. Technik, Datenschutz, Kartellrecht, Integration von anderen bestehenden Datenplattformen – alles sei laut Acatech vorab geprüft worden. "Der Datenraum Mobilität gewährt allen potentiellen Anbietern und Abnehmern von Mobilitätsdaten den Zugang zu transparenten, nicht diskriminierenden und angemessenen Bedingungen", heißt es in dem LoI.

"Daimler sieht den Datenraum Mobilität als Chance", sagt ein Sprecher auf Anfrage. "Wir sind daher grundsätzlich bereit, uns als zukünftiger Gesellschafter zur aktiven Weiterentwicklung des Datenraums Mobilität zu beteiligen mit dem Ziel, kundenorientierte Lösungen zur Verbesserung der Mobilität zu entwickeln."

Nach Informationen von Business Insider treffen sich heute die Gründungspartner zu einer ersten Besprechungsrunde. Anfang Mai soll dann eine gemeinnützige Träger-Gesellschaft gegründet und ins Handelsregister eingetragen werden. Laut einer interner Präsentation sollen 51 Prozent der Gesellschafteranteile zunächst bei Acatech verbleiben und jeweils 24,5 Prozent an Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Einrichtungen ausgegeben werden. Entscheidend ist aber: Das Projekt steht und fällt damit, dass sich in Zukunft noch viele andere Unternehmen und Institutionen an dem Datenprojekt beteiligen. "Mehrere Tausend Teilnehmer" sei das Ziel, so Acatech.

Bereits seit Monaten arbeitet eine große Gruppe von Unternehmen an der neuen Plattform. Neben den Gründungspartner gehören unter anderem der Deutsche Wetterdienst, der Kartenanbieter Here, der E-Roller- und Taxianbieter Free Now die Logistikfirmen Schenker und Kühne+Nagel, Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF sowie Kommunen und Forschungseinrichtungen dazu. Gemeinsam haben sie schon mehr als 50 sogenannte "Use-Cases" für Anbieter und Endkunden entwickelt – also Einsatzmöglichkeiten in der Praxis.

So könne laut BMW ein "vollständiges Automatisierungserlebnis" durch eine virtuelle Vorausschau von Verkehrszeichen erreicht werden. Für Daimler könnten Fahrzeugdaten bzgl. der Straßenbegebenheiten nützlich für die Planung von Instandhaltungsmaßnahmen sein. ZF schlägt vor, anhand von Verkehrsdaten die Luftqualität in bestimmten Gebieten zu prognostizieren, um Verkehrsflüsse der Abgasbelastung anzupassen.

Die Kosten für den Aufbau und die Entwicklung des Datenraums belaufen sich laut Acatech auf rund sechs Millionen Euro pro Jahr. Mittelfristig sollen alle Teilnehmer ein Entgelt für die Nutzung zahlen, so dass die Kosten gedeckt werden können. Am Anfang erfolge die Finanzierung aber durch das Bundesverkehrsministerium sowie durch Beiträge der Gesellschafter, heißt es in einem Planungspapier. Demnach verpflichten sich die Gründer der Trägerorganisation ab 2022 zu einer jährlichen Zahlung von rund 300.000 Euro. Dafür genießen die Partner laut Acatech aber auch einige Vorzüge. So würden die Gesellschafter eine "Poleposition, auch gegenüber der Bundesregierung, als Innovationstreiber zum Thema Daten-Ökonomie" einnehmen. Zudem seien VW und Co. an strategischen Entscheidungen und der weiteren Gestaltung in Deutschland und Europa beteiligt.

"Wesentlich für den Erfolg des Datenraums Mobilität ist für uns die Beteiligung aller relevanten Mobilitätsgestalter (nicht nur der OEMs), inklusive der Kommunen, der Städte, öffentlichen Verkehrsbetriebe und Institutionen, die gegenseitige, nicht nur einseitige Nutzung von Daten, aber auch das Anstreben des Ausbaus zu einer europäischen Lösung", erklärt Daimler.

Die Entwicklung des Datenraums Mobilität soll nicht auf Deutschland begrenzt bleiben. Entsprechend der europäischen Datenstrategie sind Anschlüsse an andere Initiative und Datenräume auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene geplant. Diese zunehmende Vernetzung wird von der EU-Kommission ausdrücklich begrüßt, so passt der Ansatz des Datenraums Mobilität auch in den Rechtsrahmen der kommenden EU-Verordnungen zum Datenschutz.