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Vorstandschef Stefan Sommer tritt zurück

ZF-Chef Stefan Sommer räumt mit sofortiger Wirkung seinen Posten. Finanzvorstand Konstantin Sauer übernimmt interimsweise. Erst vor Kurzem hatte Aufsichtsratschef Behr hingeworfen.

Der Machtkampf ist entschieden: ZF-Chef Stefan Sommer scheidet mit sofortiger Wirkung aus. Bis zur Berufung eines Nachfolgers für Sommer übernimmt sein Stellvertreter, Finanzvorstand Konstantin Sauer (58), interimsweise auch die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden.

„Wir danken Stefan Sommer für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit für das Unternehmen. In seinen gut fünf Jahren an der Spitze des ZF-Konzerns hat Stefan Sommer das Unternehmen tatkräftig weiterentwickelt“, erklärte der ZF-Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Josef Paefgen. Einen Nachfolger werde der Aufsichtsrat in Kürze berufen. Am kommenden Dienstag ist eine turnusmäßige Aufsichtsratssitzung angesetzt.

Sommers Abgang war nach einem monatelangen Machtkampf erwartet worden, nachdem in der Vorwoche bereits Aufsichtsratschef Giorgio Behr sein Amt niedergelegt hatte. Der Grundkonflikt bestand zwischen dem Vorstandschef und dem Eigentümer. ZF gehört zu 93,8 Prozent der Zeppelin-Stiftung, an deren spitze der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand steht. Zuletzt wollte der Oberbürgermeister das Expansionstempo von Sommer bei Zukäufen nicht mehr mitgehen.

Die Gespräche über die Vertragsauflösung führte der neue Aufsichtsratschef Franz Josef Paefgen. Sie zogen sich über mehrere Tage. Sommer hatte noch über vier Jahre Vertragsdauer. Finanzielle Details wurden nicht genannt.

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Dass noch kein Nachfolger gefunden ist, zeigt wie turbulent der Führungskampf abgelaufen ist. Mit Sommer verliert ZF einen sehr erfolgreichen Manager, der den Konzern mit der mutigen Milliardenübernahme des US-Konkurrenten TRW Zugang zu Zukunftstechnologien für das Elektro- und das Roboterauto verschafft hat. Allerdings schaffte der etwas vom Erfolg verwöhnte Sommer nicht, die anders gelagerten Interessen des Politikers einzubinden.

Es wird spannend welche Topführungskraft aus der deutschen Autoindustrie vor allem diese diplomatischen Fähigkeiten mitbringt, um den drittgrößten deutschen Autozulieferer mit einem Umsatz von nahezu 40 Milliarden Euro Umsatz zu führen. Denn die von Sommer ausgearbeitete Strategie 2025 soll beibehalten werden. Zumindest bis der endgültige Nachfolger benannt ist, wird die für den Konzern schädliche Hängepartie des Konzerns andauern. Bislang galt die Eigentümerkonstruktion bei ZF nicht als gravierender Nachteil in der Industrie. Mit dem jetzigen Machtkampf sind diese Zeiten vorbei.

ZF ist kein idyllischer Stiftungskonzern mehr, sondern spielt im globalen Automarkt mit. Die Gesetze dieses Konkurrenzkampfes funktionieren anders und lassen sich auch nicht durch politische Eigentümergewalt ändern.

Der nächste große Konflikt zwischen den Belangen eines Weltkonzerns und den Bedürfnissen einer 60000-Einwohner-Komune wird nicht lange auf sich warten lassen, wenn ZF es wirklich mit den Branchenführern Bosch und Continental aufnehmen will. Zweifel, ob das jemals gelingt, sind mit dem Machtkampf riesengroß geworden.

Denn bewiesen ist die Augenhöhe erst, wenn ZF Bosch oder Conti tatsächlich einen Großauftrag auf deren Terrain abjagt. Das war bislang noch nicht der Fall. Das wird die Aufgabe eines neuen ZF-Chefs. In Stuttgart und Hannover geraten die Vorstandschefs beim Blick an den Bodensee derzeit nicht gerade in Panik. Als der energische Sommer dort wirkte, waren die Blicke deutlich nervöser.