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Der Vorsprung der ausländischen Geldhäuser schmilzt

Mehr Marktanteile, günstigere Risikoprämien – lange hatten ausländische Banken in Deutschland den besseren Lauf. Das könnte sich nun ändern.

Das Kreditgeschäft boomt seit Ausbruch der Coronakrise. Zuletzt haben nichtdeutsche Institute davon weniger profitiert wie in der ersten Jahreshälfte. Foto: dpa
Das Kreditgeschäft boomt seit Ausbruch der Coronakrise. Zuletzt haben nichtdeutsche Institute davon weniger profitiert wie in der ersten Jahreshälfte. Foto: dpa

Seit vielen Jahren waren die Auslandsbanken in Deutschland stetig auf dem Vormarsch: Im Kreditgeschäft konnten sie erhebliche Marktanteile gewinnen. Und auch von Anleiheinvestoren erhielten die internationalen Institute oft die besseren Noten als die heimischen Geldhäuser. Seit Beginn der Coronakrise ist dieser Vorsprung in beiden Geschäftsfeldern wieder kleiner geworden.

Ein Beispiel ist die Entwicklung der Kreditvergabe. Monatelang wuchs das Kreditgeschäft der Auslandsbanken in Deutschland überdurchschnittlich stark, selbst noch in den ersten Monaten dieses Jahres. Das hat sich seit Mai allerdings geändert. Bis August schrumpfte der Kreditbestand ausländischer Institute an inländische Kreditnehmer nach Daten der Bundesbank um 1,6 Prozent.

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Der Darlehensbestand aller Institute blieb dagegen im gleichen Zeitraum mit einem minimalen Zuwachs von 0,2 Prozent stabil. Vor allem Genossenschaftsbanken und Sparkassen weiteten ihren Darlehensbestand um mehr als ein Prozent aus. Einzig die Landesbanken verzeichneten ein noch größeres Minus als Auslandsbanken.

Deutlicher Anstieg der Risikoprämien

Im Frühjahr hatte es eine Debatte darüber gegeben, ob sich die Auslandsbanken in der Coronakrise aus Deutschland zurückziehen. Auswertungen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hatten jedoch gezeigt , dass die ausländischen Institute ihr Kreditengagement so deutlich gesteigert hatten wie keine andere deutsche Bankengruppe.

Woran es liegt, dass dieser Trend nun unterbrochen wurde, lässt sich im Moment nicht präzise sagen. Konzentrieren internationale Institute in Krisenzeiten ihre Kräfte auf ihre Heimatmärkte? Sind sie risikoscheuer geworden? Liegt es daran, dass ausländische Institute die derzeit beliebten Darlehen der staatlichen Förderbank KfW häufig nicht im Programm haben?

Eine Rolle scheint der Fokus vieler Auslandsbanken auf große Unternehmen zu spielen. Nachdem die Kapitalmärkte, die für große Konzerne eine alternative Finanzquelle sind, während der Coronakrise zunächst eingefroren waren, belebte sich der Kapitalmarkt ab Mai wieder deutlich.

„Die meisten großen Bestandskunden haben sich in der ersten Corona-Welle von März bis Mai mit Krediten versorgt, und insbesondere die großen französischen Banken haben diese Situation auch genutzt, um Neukunden in Deutschland zu gewinnen“, sagt Andreas Prechtel, der Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken. Im Mai habe es dann einige Rückflüsse bei Überbrückungsfinanzierungen für Anleihe- und Aktienemissionen gegeben, so Prechtel.

Auslandsbanken: kein Rückzug

Prechtel betont, dass die Kreditbestände sich trotz der leicht rückläufigen Tendenz seit Mai weiterhin „auf einem viel höheren Niveau als am Jahresanfang“ befinden. Ein Indiz für einen möglichen Rückzug der Auslandsbanken sind die Daten für ihn jedenfalls nicht. „Die Auslandsbanken sind im Bereich der Kreditvergabe zu einer ganz wesentlichen Stütze der deutschen Wirtschaft geworden und werden ihre Marktstellung weiter ausbauen“, sagt er.

Etwas anders sieht es Arno Fuchs, Chef des Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance. „Nach meinem Eindruck sind ausländische Institute in Deutschland nicht mehr ganz so aggressiv unterwegs bei der Kreditvergabe wie vor Beginn der Coronakrise“, sagt der Chef des auf mittelständische Unternehmen spezialisierten Unternehmens. Die Konditionen der Auslandsinstitute seien zuvor häufig günstiger als bei deutschen Instituten gewesen. „Nun haben sie sich angeglichen.“

Die Entwicklung bei den Konditionen für Darlehen korreliert mit einem ähnlichen Trend am Markt für Kreditderivate. „Lange Zeit waren die Risikoprämien für Kreditderivate von ausländischen Banken sehr viel niedriger als diejenigen deutscher Institute. Seit Ausbruch der Coronakrise hat sich dieser Abstand deutlich verringert“, sagt Fuchs.


Seit Jahresbeginn haben sich die Risikoprämien großer deutscher Institute im Durchschnitt um 26 Prozent auf 0,72 Prozentpunkte erhöht. Der Durchschnitt der Risikoprämien großer in Deutschland aktiver Auslandsbanken stieg um 41 Prozent auf 0,69 Prozentpunkte. In der Corona-Hochphase seien die Spreads ausländischer Banken zeitweise sogar höher gewesen als die von deutschen Instituten, betont Fuchs.

Das geht aus dem FCF-Bankmonitor für das dritte Quartal hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Darin hat der Finanzierungsspezialist die Credit Default Swaps (CDS), also die Risikoprämien, aller Geldhäuser analysiert, die eine relevante Rolle bei der Finanzierung mittelständischer Unternehmen spielen.

Mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) sichern sich Investoren gegen den Ausfall von Anleihen eines Unternehmens ab. Die Risikoprämien am CDS-Markt gelten deshalb als grober Indikator dafür, wie teuer es für eine Bank ist, sich von Investoren unbesichert Geld zu leihen.

Risikoprämien: Deutsche Institute im Mittelfeld

Theoretisch beeinflussen die CDS-Risikoprämien damit die Refinanzierungskosten und damit auch die Kreditvergabefähigkeiten der Institute. In der Praxis können sich Banken allerdings unabhängig von der Höhe ihrer Risikoprämien auch günstig über Kundeneinlagen oder Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) finanzieren.

Das betont auch ein Sprecher der Deutschen Bank. Außerdem hätten auf die Kreditmargen neben den Refinanzierungskosten noch weitere Faktoren wie die Kundenverbindung insgesamt oder das Rating des Kunden Einfluss auf die Kreditkonditionen.

„Dennoch kann man in der Praxis beobachten, dass Banken mit höheren Risikoprämien die Konditionen für ihre Darlehen risikoadäquater bepreisen als andere Institute“, sagt FCF-Spezialist Fuchs. Ein niedriger CDS-Spread scheint also zumindest für einen gewissen Rückenwind zu sorgen.

Das sind keine guten Vorzeichen für die kommenden Monate, denn im dritten Quartal, insbesondere im September, sind die Risikoprämien von Banken laut Bankenmonitor bereits wieder deutlich gestiegen.

Auch wenn deutsche Banken im Durchschnitt dabei besser wegkamen: Auf den Top-Positionen mit den niedrigsten Risikoprämien tummeln sich mit Instituten wie der niederländischen ING oder der französischen BNP Paribas weiterhin nur nichtdeutsche Institute.

Erst auf den Rängen fünf bis zehn folgen mit Helaba, BayernLB und LBBW drei deutsche Geldhäuser. Die deutschen Großbanken Commerzbank und Deutsche Bank folgen auf den Rängen zwölf und 15.