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Vonovia versucht's mit Freundlichkeit

Vonovia will Conwert - „Ein freundlicher Deal“

Deutschlands größter Vermieter, die Bochumer Vonovia, ist wieder auf Einkaufstour. Diesmal hat der Konzern den österreichischen Rivalen Conwert im Blick: Rund 2,9 Milliarden Euro einschließlich Schulden ist Vonovia-Chef Rolf Buch das Unternehmen wert, wie er am Montag in Bochum sagte. Dafür bekommt er 24.500 Wohnungen, 2.400 Wohnungen davon liegen in Wien, der größte Teil aber in deutschen Städten wie Leipzig und Berlin. Mit dem Management von Conwert sei man sich über das Wochenende einig geworden, sagte Buch.

Die österreichische Conwert ist ziemlich beliebt bei der deutschen Konkurrenz. Im vergangen Jahr hatte die Deutsche Wohnen ein Auge auf die Wiener geworfen – und war mit ihrem feindlichen Übernahmeversuch spektakulär gescheitert. Auch die Hamburger Adler Real Estate, die sich ein Aktienpaket von mehr als 20 Prozent der Conwert-Anteile zusammenkaufte, gelang es nicht, bei den Wienern das Heft in die Hand zu nehmen.

Jetzt will Vonovia-Chef Buch zeigen, wie es funktioniert: auf die nette Tour. Denn „feindliche Übernahmen funktionieren nicht“, hatte der Konzernlenker einsehen müssen. Anfang des Jahres war er daran gescheitert, den Konkurrenten Deutsche Wohnen gegen deren Willen zu übernehmen.

„Wir haben hier einen freundlichen Deal“, sagt Buch, und sein Angebot an die Conwert-Aktionäre gibt ihm zumindest auf den ersten Blick recht: Das Bochumer Unternehmen bietet wahlweise eigene Aktien oder eine – vergleichsweise geringere – Barabfindung. Vonovia werde allen Conwert-Aktionären für je 149 Conwert-Aktien 74 Vonovia-Aktien anbieten, teilte der Dax-Konzern mit.

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Damit wird die Conwert-Aktie mit 17,58 Euro bewertet. Zugrunde liegt dabei der Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Der durchschnittliche Wert der vergangenen sechs Monate betrage 14,20 Euro je Conwert-Aktie. Die alternativ angebotene, in verpflichtende Barzahlung soll bei 16,16 Euro je Aktie liegen. Die Annahmefrist für die Übernahmeofferte soll voraussichtlich um den 17. November beginnen.


Conwert-Aktie schießt in die Höhe

Rolf Buch macht den Conwert-Aktionären damit ein deutlich besseres Angebot als seinerzeit Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender von Deutsche Wohnen. Er hatte Anfang 2015 gerade einmal 11,50 Euro je Aktie geboten – zu wenig, fanden die Anleger. Zahn aber hatte einer Erhöhung ausgeschlossen und zur Begründung angeführt, Conwert sei ein Restrukturierungsfall.

Und tatsächlich wurde das Unternehmen inzwischen restrukturiert: Im ersten Halbjahr 2016 erzielten die Österreicher das beste Halbjahresergebnis in ihrer Unternehmensgeschichte. Das Nettoergebnis verdreifachte sich auf knapp 75 Millionen Euro. Die Erlöse stiegen um mehr als ein Viertel auf 264 Millionen Euro, die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. Rolf Buch zeigte sich begeistert: Er habe „großen Respekt für die Leistungen von Conwert“, sagte der Vonovia-Chef am Montag.

Conwert-Anleger nahmen die Nachricht entsprechend positiv auf: Der Aktienkurs des österreichischen Konzerns schoss am Montagvormittag um knapp sieben Prozent auf 17,26 Euro in die Höhe. Die Vonovia-Aktie geriet leicht unter Druck: Die Titel verloren am Montagvormittag 1,4 Prozent und notierten knapp unter 35 Euro.

Vonovia-Chef Buch zeigte sich am Montag „optimistisch“, dass dass Angebot angenommen wird. Und auch Alexander Proschofsky, Verwaltungsratsvorsitzender von Conwert, sieht das Angebot „sehr, sehr positiv“.

Die Voraussetzungen für ein Gelingen stehen auch deshalb nicht schlecht, weil Vonovia rund 26 Prozent an Conwert bereits sicher hat: Großaktionär Adler Real Estate hat sich unwiderruflich verpflichtet, Vonovia sein Conwert-Aktienpaket anzudienen. Die Übernahme wird aber nur vollzogen, wenn Vonovia am Ende auf mehr als 50 Prozent an Conwert kommt. Das Unternehmen soll aber an der Wiener Börse gelistet bleiben.

Gelingt der Deal, will Buch die gewerblich genutzten Immobilien im Conwert-Portfolio im Wert von 600 Millionen Euro verkaufen. Die Hälfte soll noch in diesem Jahr vermarktet werden. An den Wohnungen in Wien hält Buch allerdings fest: „Wir werden diese Bestände weiter bewirtschaften.“

Anfang August hatte erneut sein Jahresziel hochgeschraubt. 2016 werde ein operatives Ergebnis (FFO) von 740 bis 760 (2015: 608) Millionen Euro angepeilt. Buch setzte die Latte damit um 20 Millionen höher als noch im Mai. Denn die 340.000 Wohnungen, die Vonovia bundesweit besitzt, sind fast voll vermietet. Außerdem lief die Integration der in den vergangenen Jahren zusammengekauften Bestände reibungsloser als gedacht.

KONTEXT

Größte börsennotierte Wohnungsvermieter in Deutschland

Vonovia (ehemals Deutsche Annington)

360.000 vermietete Wohnungen (inkl. Gagfah)

Stand: Anfang September 2016

Deutsche Wohnen

158.000 Wohnungen

Stand: Anfang September 2016

LEG Immobilien

130.000 Wohnungen

Stand: Anfang September 2016

TAG Immobilien

76.000 Wohnungen

Stand: Anfang September 2016

Grand City Properties

82.000 Wohnungen

Stand: Anfang September 2016