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Vonovia steigert Gewinn deutlich und bestätigt Jahresprognose

Deutschlands größter Wohnkonzern wächst dank Zukäufen und Mietsteigerungen. Konzernchef Rolf Buch fordert ein Bündnis von Wohnwirtschaft, Politik und Mietern gegen Wohnungsnot.

Wohnraum ist auch in Zeiten der konjunkturellen Eintrübung gefragt, das Geschäft von Wohnkonzernen stabil. Foto: dpa
Wohnraum ist auch in Zeiten der konjunkturellen Eintrübung gefragt, das Geschäft von Wohnkonzernen stabil. Foto: dpa

Vonovia setzt seinen geschäftlichen Wachstumskurs im ersten Halbjahr 2019 fort. Der Gewinn, der im sogenannten Group FFO ausgewiesen ist, steigt gegenüber dem Vorjahr um 12,9 Prozent auf 609 Millionen Euro. „Wir sind in stürmischen Zeiten ein Hort der Stabilität“, kommentiert Konzernchef Rolf Buch das Ergebnis. Im vorbörslichen Handel legte die Aktie um 0,5 Prozent auf 45,18 Euro zu.

Zum Gewinnsprung trug nicht zuletzt die Integration der übernommenen Buwog und Victoria Park bei. Letztere wurde erst im dritten Quartal des vergangenen Jahres integriert und war somit noch nicht in den Halbjahreszahlen enthalten. Buwog wurde erst im April in den Konzern integriert. Der Effekt der beiden Ankäufe beim Gewinnzuwachs liegt laut Buch bei rund 50 Prozent.

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Angesichts der anhaltenden gesellschaftlichen Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum bis hin zu Enteignungen von Wohnkonzernen betont Buch einmal mehr, dass sich Vonovia der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sei. „Wohnen bleibt ein sensibles Thema“, sagt Buch. Die Wohnungswirtschaft könne den Wohnungsmangel aber nicht allein beheben. Der Vonovia-Chef fordert ein Bündnis aus Wohnwirtschaft, Mietern, Politik und Medien, um Lösungen zu finden.

Das fällt positiv auf

Mieteinnahmen: Deutschlands größter Wohnungskonzern konnte sich bei nahezu allen wichtigen Kennzahlen verbessern. Neben dem Gewinn legten auch die Mieteinnahmen kräftig zu. Sie stiegen um 13 Prozent und knackten erstmals die Milliardenmarke im Halbjahr: 1,015 Milliarden Euro standen unter dem Strich. Auch die Durchschnittsmieten wurden gesteigert, und zwar auf 6,64 Euro pro Quadratmeter.

Neubau: Die Investitionen in Neubau und Nachverdichtungen haben sich auf 163,5 Millionen Euro versechsfacht. 800 Wohnungen hat Vonovia im ersten Halbjahr gebaut. Im gesamten Jahr sollen es 2.500 werden, nach 1.100 im Vorjahr. Vonovia kann damit für sich beanspruchen, mit mehr Angebot am Wohnungsmarkt etwas gegen den Wohnungsmangel zu leisten. Für den Konzern und seine Investoren hat der Neubau ebenso positives: Er ist von der Mietpreisbremse ausgenommen. Langfristig kann so Mietwachstum sichergestellt werden. Kurzfristig stehen dem allerdings hohe Investitionsausgaben gegenüber.

Verschuldungsgrad: Vonovia konnte im ersten Halbjahr seinen Verschuldungsgrad, der als Loan-to-Value ausgewiesen wird, deutlich senken, von 43,9 Prozent im Vorjahr auf nun 40,4 Prozent. Damit liegt Vonovia am unteren Ende des selbst ausgegebenen Zielkorridors bei der Verschuldung. „Wir haben unsere Bilanz erneut gestärkt und sind finanziell sehr gut aufgestellt“, sagt Buch.

Das hatte allerdings seinen Preis: Maßgeblich wurde der Verschuldungsgrad durch Kapitalerhöhungen gesenkt. Im ersten Halbjahr wurde Eigenkapital in Höhe von rund einer Milliarde Euro aufgenommen. Allein im Mai vollzog Vonovia eine rund 750 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung an der Börse. Die Konsequenzen für die Aktionäre: Der Gewinn je Aktie (Group FFO je Aktie) stieg mit 7,7 Prozent deutlich langsamer stieg als das Group FFO (12,9 Prozent).

Das fällt negativ auf

Periodenergebnis: Das Periodenergebnis ist in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast 90 Prozent auf 125,3 Millionen Euro eingebrochen. Buch erklärt dies mit einem technischen Effekt: Der Rückgang sei durch eine Wertberichtigung des Goodwill bedingt.

Der entsteht bei Immobilienkonzernen, wenn Bestände über Wert gekauft werden – was aktuell am Markt die Regel ist. Für die Übernahmen von Buwog und Victoria Park bilanziert Vonovia beispielsweise einen Goodwill von 900 Millionen Euro. Steigen nach dem Kauf die Immobilienwerte, wird der Goodwill abgeschrieben, im Gegenzug steigt der Vermögenswert des Portfolios.

Der Vermögenswert des Portfolios stieg im ersten Halbjahr um 2,3 Milliarden Euro. Die Aufwertung des Bestands, der im Halbjahr nur zu Teilen, nicht vollumfänglich betrachtet wird, beträgt rund acht Prozent.

Was jetzt passiert

Politik: Am spannendsten bleibt abzuwarten, wie das Geschäft der Vonovia von der Politik beeinflusst wird. Das aktuell drängendste Thema ist der Berliner Mietendeckel. 15 Prozent des Vonovia-Portfolios entfallen auf die Hauptstadt. Berlin ist damit der wichtigste Einzelstandort. Buch möchte sich nicht darauf festlegen, welche Auswirkungen dieser Deckel für seinen Konzern habe. „Wir müssen uns erst einmal den Gesetzestext genau anschauen und können dann erst die Konsequenzen bewerten“, sagt Buch. Trotz vieler Diskussionen um die Rechtmäßigkeit des Mietendeckels geht der Konzernlenker davon aus, dass das Gesetz wie vom Berliner Senat vorgesehen auch kommt.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Regulierung auf die Investitions- und Modernisierungsvorhaben der Vonovia entwickelt. Im ersten Halbjahr hat der Konzern 804 Millionen Euro in Modernisierung und Instandhaltung gesteckt – ein Viertel davon entfällt auf Instandhaltung, der Rest auf Modernisierung und Neubau.

Trotz der politischen Einflüsse bestätigt Vonovia seine Gewinnprognose für das laufende Jahr und rechnet weiterhin mit einem Group FFO von 1,17 bis 1,22 Milliarden Euro. Das liegt nicht zuletzt an der weiterhin hohen Nachfrage am Wohnungsmarkt. „Unsere Geschäftsentwicklungen sind angenehm langweilig und angenehm berechenbar und werden es auch bleiben“, sagt Vonovia-Chef Buch.