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Volkswagen erhöht die Preise – außer für Elektroautos

Die jährliche Preiserhöhung ist bei VW fast ein Standard. Doch nun orientiert sich der Autokonzern dabei zum ersten Mal am CO2-Ausstoß der Modelle.

Anfang März steht die nächste Preiserhöhung beim Wolfsburger Autohersteller an. Foto: dpa
Anfang März steht die nächste Preiserhöhung beim Wolfsburger Autohersteller an. Foto: dpa

Das Januar-Ergebnis ist miserabel gewesen: Gerade einmal 34.000 Autos hat die Marke Volkswagen Pkw im Januar in Deutschland verkauft, ein Minus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Rückgänge halten VW trotzdem nicht davon ab, Anfang März ein weiteres Mal an der Preisschraube zu drehen. Im Mai 2020 hatte es die letzte Preiserhöhung in Deutschland gegeben.

„Konkretisierend erhöhen sich die Preise über Modelle und Motor-Getriebe-Varianten um durchschnittlich 1,5 Prozent“, heißt es in einem Schreiben des VW-Konzerns an seine Händler, das dem Handelsblatt vorliegt. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Preissteigerung bei zwei Prozent gelegen. Jetzt soll beispielsweise der Kleinwagen Up um 1,2 Prozent teurer werden, für die Passat-Familie liegt der Aufschlag bei 1,7 Prozent.

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Wie in den Vorjahren begründet Volkwagen die Preissteigerung mit der Inflation, die das Unternehmen an die Kunden weiterreicht. Völlig neu ist allerdings eine Umweltkomponente, die zu einer differenzierten Preiserhöhung bei den einzelnen VW-Modellen führt.

„Mit der konsequenten Umsetzung des ,Volkswagen Way to Zero‘ erfolgt die Preisanpassung erstmalig CO2-orientiert“, schreibt der VW-Konzern an seine deutschen Händler. Konkret heißt das, dass die Preiserhöhung umso höher ausfällt, je mehr Kohlendioxid ein einzelnes Modell an die Atmosphäre abgibt.

Der „Volkswagen Way to Zero“ steht für die Strategie des gesamten Konzerns, mit der VW bis zum Jahr 2050 zu einem vollständig CO2-neutralen Unternehmen werden will. In Unternehmenskreisen wurden die Pläne für die neue Art der Preiserhöhung bestätigt. Zu Details wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

VW steigt auf elektrische Dienstwagen um

VW-Händler stellen sich inzwischen darauf ein, dass große und schwere Fahrzeuge am stärksten von der anstehenden Preiserhöhung betroffen sein werden. „Bei den großen Verbrennermodellen rechnen wir mit bis zu vier Prozent“, sagte ein Händler aus Süddeutschland. Volkswagen habe die neuen und modifizierten Preislisten noch nicht vollständig vorgelegt. E-Modelle würden zulasten von Diesel- und Benzinfahrzeugen bevorzugt.

Die neuen Elektromodelle wie der ID.3 und der ID.4 von Volkswagen sind als CO2-neutrale Fahrzeuge eingestuft worden. Entsprechend der neuen Kohlendioxid-Orientierung will sie Volkswagen von größeren Preiserhöhungen ausnehmen. Eine reguläre Preisbildung am Markt gibt es bei den neuen Elektromodellen im Moment sowieso nicht. Verantwortlich dafür sind die hohen, überwiegend staatlichen Förderprämien, die bei neuen E-Fahrzeugen bis zu 9000 Euro ausmachen können.

Volkswagen hat im ersten Monat des neuen Jahres in Deutschland trotz des stark rückläufigen Gesamtmarkts gut dreimal so viele E-Autos ausgeliefert wie im Januar des Vorjahres. Für VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer ist das eine Bestätigung der eigenen Strategie. „Unsere E-Mobilitäts-Offensive nimmt weiter Fahrt auf“, sagte er.

Auch unternehmensintern versucht Volkswagen, den Anteil der Elektrofahrzeuge entscheidend zu erhöhen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die eigene Dienstwagenflotte, die allein in Deutschland mehrere Zehntausend Fahrzeuge ausmacht. Ende vergangenen Jahres waren VW-Beschäftigte dazu angehalten worden, vermehrt E-Modelle als Dienstwagen zu bestellen. Einige Tausend ID-Modelle sind dadurch zusätzlich auf die Straßen gekommen.

Händler fürchten einen Absatzrückgang

Bei den eigenen Händlern stößt die jetzt vom Konzern angekündigte Preiserhöhung auf wenig Gegenliebe. Nach dem schlechten Start im Januar sorgten höhere Preise möglicherweise für eine zusätzliche Kaufzurückhaltung, heißt es in Händlerkreisen. Die deutschen VW-Händler leiden derzeit vor allem unter den Folgen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Schließung ihrer Betriebe.

„Wir brauchen die Öffnung des Handels, und zwar sofort“, sagte Dirk Weddigen von Knapp, Chef des deutschen Volkswagen- und Audi-Partnerverbandes. Es werde immer unwahrscheinlicher, dass seine Branche 2021 wieder ähnliche Verkaufsergebnisse wie im Corona-freien Jahr 2019 erreichen könne. Auftragsbestand und Zulassungszahlen lägen schon jetzt um etwa 30 Prozent unter den Ergebnissen vom Jahresanfang 2019.

Für eine weitere Verunsicherung am Automarkt sorgt der bestehende Chipmangel. Weil es seit Dezember weltweit nicht mehr genügend Halbleiter für die Autobranche gibt, müssen fast alle Fahrzeughersteller ihre Produktion zurückfahren. Allein bei Volkswagen könnte das dazu führen, dass im ersten Halbjahr zwischen 100.000 und 200.000 Autos nicht produziert werden können. Die Händler fürchten, dass Versorgungslücken entstehen könnten, die ihre Betriebe auch bei einem Ende der Corona-Beschränkungen belasten.

Im weiteren Verlauf des Frühjahrs dürften wahrscheinlich andere Autohersteller dem Beispiel Volkswagen folgen und mit eigenen Preiserhöhungen nachziehen. Der VW-Konzern ist in Deutschland Marktführer. Insbesondere die ausländischen Pkw-Marken orientieren sich am Wolfsburger Autohersteller.