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Volkswagen baut Vorstand weiter um – und will eigenen IT-Chef holen

Dieses Jahr gelingt es VW nicht mehr, das Schlüsselressort IT durch eine neue Leitung auf Vorstandsebene aufzuwerten. Doch Konzernchef Diess verspricht bei diesem Thema eine Überraschung.

Im Volkswagen-Konzern geht der grundlegende Umbau des Vorstands weiter. Voraussichtlich bis zur Mitte des kommenden Jahres wird es in Wolfsburg auch ein eigenständiges Vorstandsressort für die IT geben. Das kündigte Konzernchef Herbert Diess in einer digital verbreiteten Präsentation vor dem eigenen Management an. Mit einem eigenen IT-Ressort will der Konzern der stark wachsenden Bedeutung der Digitalisierung Rechnung tragen.

Am Montag hatte der Autohersteller bereits den ersten Schritt zum Vorstandsumbau angekündigt. Arno Antlitz übernimmt im neuen Jahr das Finanzressort, Murat Aksel wird zum Jahreswechsel Einkaufsvorstand, und Thomas Schmall steigt ebenfalls am 1. Januar zum Konzernvorstand im neuen Ressort Technik auf, in dem vor allem die VW-eigenen Zulieferwerke wie Motoren- und Getriebefabriken gebündelt sind.

Der Wechsel im Finanzressort macht es vergleichsweise einfach, im neuen Jahr für die IT einen eigenen Vorstandsbereich zu schaffen.

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Der bisherige Finanzchef Frank Witter, der nächstes Jahr in den Ruhestand gehen will und Platz macht für seinen Nachfolger Antlitz, ist im Moment auch zusätzlich für die IT verantwortlich. Antlitz könnte bei seinem Einstieg in den Konzernvorstand die IT gleich an ein weiteres neues Vorstandsmitglied weiterreichen.

„Wir glauben, dass wir uns in der IT auch noch verstärken müssen mit einem eigenen Vorstandsressort, mittelfristig. Da sind wir auf der Suche“, sagte Konzernchef Diess nach Angaben von Teilnehmern in der Präsentation vor dem Management.

In diesem Jahr sei es nicht mehr geglückt, den neuen IT-Posten zu besetzen. „Aber lassen Sie sich einmal überraschen“, so Diess weiter gegenüber den eigenen Managern. Er hoffe, dass die Suche nach einem geeigneten Kandidaten im neuen Jahr erfolgreich abgeschlossen werden könne.

Bedeutung von IT und Software nimmt zu

Der in Wolfsburg traditionell einflussreiche Betriebsrat verlangt schon länger ein eigenständiges IT-Ressort im Konzernvorstand. Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hatte vor drei Jahren in einem Interview gesagt, es sei wichtig, „dass man da auf der Konzernebene einen eigenen Vorstand hat, jemanden, der Schulterklappen besitzt und das Thema vorantreibt“.

Im gesamten Konzern gebe es in Sachen IT zu viele Egoismen der einzelnen Tochtermarken. Ein IT-Verantwortlicher im Konzernvorstand könnte die Funktionen bündeln und für mehr Synergien im gesamten Unternehmen sorgen.

Spätestens zum Sommer soll es das neue IT-Ressort bei Volkswagen voraussichtlich geben. Möglicherweise wird es auch schneller gehen. Finanzchef Witter hatte bislang immer angekündigt, dass er Volkswagen zur Jahresmitte verlassen werde.

Aus Konzernkreisen verlautet nun inzwischen, dass er sich möglicherweise schon im Frühjahr und vor der traditionell auf Anfang Mai terminierten Hauptversammlung zurückziehen könnte. Entsprechend früher würden die Bereiche Finanzen und IT frei. Ergänzend heißt es bei Volkswagen dazu, dass das neue IT-Ressort vorrangig mit einer Frau besetzt werden solle.

Ein neues IT-Vorstandsmitglied wird voraussichtlich – genauso wie Frank Witter – nicht für die fahrzeugbezogene IT und Software zuständig sein. Dieser Verantwortungsbereich ist bei Volkswagen in der neuen Organisation Car.Software.Org (CSO) gebündelt, in der bis zum Jahr 2025 rund 10.000 Entwickler ausschließlich an der automobilen Software arbeiten werden. Die oberste Verantwortung für die CSO liegt bei Audi-Chef Markus Duesmann, der ebenfalls im Konzernvorstand sitzt.

Im VW-Konzern wird es trotzdem für notwendig erachtet, alle anderen, nicht fahrzeugbezogenen IT-Aktivitäten in dem neuen Vorstandsressort zu bündeln. Überall im Unternehmen nehme die Bedeutung von IT und Software beinahe dramatisch zu, heißt es in Wolfsburg dazu.

In der Verwaltung, in der Produktion, in der Logistik: Überall würden neue IT-Experten gebraucht. Volkswagen hofft zugleich, dass ein eigener IT-Vorstand überall im Konzern für mehr Effizienz und höhere Produktivität durch den vermehrten Einsatz digitaler Systeme sorgen wird.

Vorbild ist Tesla

„Volkswagen muss sich wandeln von einer Sammlung wertvoller Marken zu einem Digitalunternehmen, das Millionen Mobilitäts-Devices weltweit zuverlässig betreibt, mit den Kunden immer in Kontakt bleibt und Dienste, Komfort der Fahrzeuge und Sicherheit im Wochenrhythmus, besser täglich verbessert“, hatte Vorstandschef Diess schon auf der letzten VW-Hauptversammlung gesagt.

Software und neue Mobilitätsdienste bekommen in den nächsten Jahren eine weiter wachsende Bedeutung, die am Ende dieser Entwicklung und als Krönung mit der Einführung des autonomen Fahrens abgeschlossen werden könnte. Entscheidend ist dabei auch die Nutzung der Daten fahrender Autos. Bei etablierten Autoherstellern wie Volkswagen ist das eigene Know-how noch begrenzt vorhanden – gerade auch im Unterschied zu neuen Anbietern wie Tesla.

Der Umbau vom Auto- zum Digitalkonzern verschlingt auch viel Geld. Bis zum Jahr 2025 will Volkswagen rund 27 Milliarden Euro in den Aufbau der eigenen IT-Kompetenz investieren. Die Software spielt dabei eine Schlüsselrolle. Aktuell schreiben VW-Entwickler nur etwa zehn Prozent der benötigten Computerprogramme selbst. Künftig soll dieser Anteil auf 60 Prozent ansteigen.

Vorbild beim Softwareeinsatz ist für Volkswagen der US-Wettbewerber Tesla, der die IT schon bei der Konzeption der eigenen Fahrzeuge viel stärker miteinbezieht als traditionelle Autohersteller wie etwa Volkswagen. „Die Autos werden bei Tesla um die Software herum entwickelt“, sagt Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach.

Weitere Veränderungen im Konzernvorstand von Volkswagen soll es zunächst nicht geben. Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Montag hatte es Spekulationen in Wolfsburg gegeben, dass der Konzern im Vorstand wieder ein Vertriebsressort einführen könnte. Dieser Vorschlag war insbesondere von der Eigentümerfamilie Porsche/Piëch herangetragen worden. Im Moment werde darüber nicht gesprochen, verlautete dazu aus Konzernkreisen.