Werbung
Deutsche Märkte schließen in 4 Stunden 54 Minuten
  • DAX

    17.972,70
    -116,00 (-0,64%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.958,27
    -31,61 (-0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Gold

    2.338,70
    +0,30 (+0,01%)
     
  • EUR/USD

    1,0730
    +0,0029 (+0,27%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.194,41
    -2.737,41 (-4,42%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.353,80
    -28,77 (-2,08%)
     
  • Öl (Brent)

    82,84
    +0,03 (+0,04%)
     
  • MDAX

    26.269,23
    -76,84 (-0,29%)
     
  • TecDAX

    3.284,16
    -15,44 (-0,47%)
     
  • SDAX

    14.135,24
    -72,39 (-0,51%)
     
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • FTSE 100

    8.088,85
    +48,47 (+0,60%)
     
  • CAC 40

    8.032,72
    -59,14 (-0,73%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     

Volk ohne Wagen – machen bald alle nur noch Car-Sharing?

Autos werden immer häufiger geteilt statt gekauft. Auch Volkswagen steigt in das Sharing-Geschäft ein. In Deutschland wächst die Branche noch langsam.

Einen Dienstwagen brauche er in Berlin nicht, sagt Augustin Friedel. Dabei hätte er Auswahl genug. Der Ingenieur ist seit August 2018 Intermodality-Stratege bei Volkswagen. In dieser Funktion kümmert er sich um innovative Fortbewegungskonzepte, unter anderem auch um Carsharing.

Sich ein Auto mit anderen teilen oder eine Strecke mit anderen Fahrgästen gemeinsam zurücklegen – laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom stoßen solche Konzepte angesichts des wachsenden Verkehrs in den Städten auf großes Interesse. 90 Prozent der Menschen in Deutschland sehen Vorteile in Konzepten wie Car-Sharing. Wird bald nur noch geteilt und nicht mehr selbst gekauft?

In der EU ist der Anteil an Sharing-Fahrzeugen derzeit noch verschwindend gering. Bis 2025 dürfte er auf immerhin 15 Prozent steigen, haben Untersuchungen der Unternehmensberatung Roland Berger und der Investmentbank Lazard ergeben. In China sollen Sharing-Autos dann ein Drittel aller Fahrzeuge ausmachen.

Es „irritiere volkswirtschaftlich massiv“, findet Stephan Rammler, dass noch nicht viel mehr auf Sharing gesetzt werde. Denn der Begriff „Fahrzeug“ träfe ja schon nicht zu, sagte der Gründungsdirektor des Instituts für Transportation Design an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig. Die 46 Millionen Autos in Deutschland würden im Durchschnitt 23 Stunden täglich nicht bewegt. Deshalb passe eher der Begriff „Stehzeug“, so Rammler beim Handelsblatt-Autogipfel.

WERBUNG

Deshalb hat der Professor die Streitschrift „Volk ohne Wagen“ verfasst. „Wir stehen nun am Anfang vom Ende der uns bekannten Automobilität“, sagte Rammler. Das technische und kulturelle Leitbild sei sich durch Urbanisierung, Digitalisierung und Individualisierung erodiert.

Auch Volkswagen, ein Unternehmen, das sich bisher auf das Beobachten der Sharing-Szene beschränkt hatte, plant einen umfassenden Markteinstieg. Ab April 2019 will der Konzern mit seinem neuen Carsharing-Service WeShare eine Flotte von 1.500 elektrischen VW-Golf-Wagen auf Berliner Straßen bereitstellen. Weitere 500 batteriebetriebene eUp-Fahrzeuge sollen im Laufe des kommenden Jahres folgen.

Auch E-Scooter könnten vermietet werden

WeShare versteht sich als eine umfassende Mobilitätsplattform, die in einer App gebündelt werden soll. Gestartet wird mit der stationslosen Autovermietung (Free Floating) und einem P2P-Carsharing, also mit Fahrzeugvermietung durch Privatpersonen.

Mikromobilität wie E-Scooter könnten später mit eingebunden werden. Shuttle-Services und auch der öffentliche Nahverkehr könnten ebenso mit dem WeShare-Angebot verknüpft werden. Auch für ein bundesweites Angebot gebe es schon Überlegungen, sagte Friedel beim Autogipfel.

„VW wird weiter Autos produzieren, aber muss gleichzeitig auf neue Dienste wie Sharing setzen“, meint der Ingenieur, der in München und am MIT in Cambridge studiert hat.

Da WeShare ausschließlich auf Elektroautos setzen will, werde die Durststrecke, in der investiert werden müsste, sicherlich länger. „Wir gehen aber davon aus, dass wir das auf jeden Fall profitabel hinbekommen“, so Friedel.

Die Konkurrenz ist dabei, ihre Ressourcen zu bündeln. BMW und Daimler hatten sich im Frühjahr auf eine Fusion ihrer Carsharing-Töchter DriveNow und Car2Go geeinigt.

Soziale Netzwerke wie Facebook profitieren von Carsharing

In Deutschland ist derzeit DriveNow Marktführer mit einer Millionen Kunden, es folgt Car2Go mit 985.000. Die zahlreichen Dienste von Start-ups kommen nur auf einen Bruchteil dieser Kundenzahl. In über 600 deutschen Städten gibt es Sharing-Angebote.

Die Sharing-Plattformen bieten ihre Dienste vor allem über eigene Apps an. Vom aufkommenden Sharing-Trend wollen aber auch digitale Netzwerke profitieren. „Wir bieten die Möglichkeit, dass Sharing-Anbieter genau die richtigen Leute ansprechen können“, sagte Christoph Stadeler, Director Automotive bei Facebook Europe beim Autogipfel in Wolfsburg.

Eigene Autos zu bauen oder eigenes Sharing anzubieten, davon sehe Facebook mittlerweile ab. Stadeler glaubt stattdessen, dass Messaging-Apps umfassende Möglichkeiten zur Kooperation mit Sharing-Diensten böten.

In China etwa lässt sich über den Dienst WeChat nicht nur chatten, sondern auch Essen bestellen – oder ein Sharing-Auto finden. Bei Facebooks Messaging-Dienst Whats-App, das von einer Milliarde Menschen weltweit genutzt werde, müsse man mit einem solchen Ausbau aber vorsichtig umgehen, so Stadeler.

Car-Sharing könnte den Verkehr in den deutschen Innenstädten entzerren. Denn das Auto ist weiter beliebt. Die Umfrage „Mobilität in Deutschland 2017“ hat ergeben, dass sich die Anzahl der Autofahrer in Deutschland kaum verändert hat. Laut Rammler müsse deswegen klar werden, dass der Besitz eines Autos nicht mehr mit dem Nutzen verbunden sein muss.