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Vize gesucht: Wer wird die starke Frau an Bidens Seite?

Joe Biden steht vor der wichtigsten Entscheidung seiner Kandidatur. Wer soll die Demokraten an seiner Seite zum Sieg gegen Donald Trump führen? Sicher ist bisher nur: Es wird eine weibliche Vize-Kandidatin sein.

Bei den TV-Debatten lieferte sich Kamala Harris noch erbitterte Duelle Joe Biden, jetzt gilt sie als aussichtsreiche Kandidatin für seine mögliche Vize-Präsidentin. (Bild: REUTERS/Lucas Jackson)
Bei den TV-Debatten lieferte sich Kamala Harris noch erbitterte Duelle Joe Biden, jetzt gilt sie als aussichtsreiche Kandidatin für seine mögliche Vize-Präsidentin. (Bild: REUTERS/Lucas Jackson)

In der Corona-Krise ist der anstehende Präsidentschaftswahlkampf in den USA fast ein wenig in den Hintergrund geraten. Nachdem sich mit Bernie Sanders auch der letzte ernstzunehmende parteiinterne Gegenkandidat zurück gezogen hatte, stand Joe Biden früher als erwartet als Sieger des zu Beginn riesigen Kandidatenfeldes der Demokraten fest. Dann aber kam die Corona-Pandemie, der Wahlkampf wurde in vollem Lauf ausgebremst und Biden in die Rolle der passiven Opposition und vor allem in sein eigenes Haus verfrachtet. Von dort aus führt er nun eine Art virtuelle Kampagne und muss zusehen, wie sein Kontrahent tägliche Fernsehauftritte als Eigenwerbung nutzen kann.

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Mit 77 Jahren zählt der ehemalige Vize-Präsident zu der Risikogruppe, das steigert die Bedenken bei den Wählern, denn bei Amtsantritt wäre er mit 78 der älteste US-Präsident aller Zeiten. Schon Donald Trump setzte mit seinen damals 70 Jahren einen neuen Altersrekord. Das spielt auch deshalb eine Rolle, weil es die Wahl von Bidens “Running Mate” nachhaltig beeinflussen wird. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Biden, so es die Gesundheit überhaupt erlaubt, bei einem Wahlsieg nur eine Legislaturperiode von vier Jahren als Präsident regieren würde. Aussichtsreichster Nachfolger wäre dann der jeweilige Vize-Präsident. Beziehungsweise Vize-Präsidentin, denn Biden hat eindeutig klar gemacht, dass er mit einer Frau an seiner Seite ins Rennen gehen wird. Das ist nicht nur aus repräsentativen Gründen ein kluger Schachzug, es setzt ihn auch deutlich von Trumps teilweise misogyner Rhetorik und Politik ab. Und ist gleichzeitig ein Signal an die Kritik, die gegen Biden aufkam, als alte Vorwürfe von Übergriffigkeiten gegen ihn geäußert wurden. Es ist nicht das erste Mal, dass solche Vorwürfe auftauchen und die Demokraten tun gut daran, sie ernst zu nehmen und nachhaltig aufzuklären. Denn anders als Trumps Wählerschaft wären die liberalen US-Amerikaner nicht so leicht bereit, ihrem Kandidaten sexistisches Fehlverhalten durchgehen zu lassen. Besonders die linksliberale Anhängerschaft von Bernie Sanders könnte sich von Biden abwenden. Ohne diese aber, das zeigt die Niederlage von Hillary Clinton 2016, ist ein Wahlsieg gegen Trump nicht möglich. Um so bedeutender wird nun die Wahl der Vize-Kandidatin für Biden.

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Als noch Wahlkampfveranstaltungen erlaubt waren, rührte Kamala Harris bereits die Werbetrommel für Biden, wie hier im März in Detroit. (Bild: JEFF KOWALSKY/AFP via Getty Images)
Als noch Wahlkampfveranstaltungen erlaubt waren, rührte Kamala Harris bereits die Werbetrommel für Biden, wie hier im März in Detroit. (Bild: JEFF KOWALSKY/AFP via Getty Images)

Sicherlich zu den aussichtsreichsten Kandidatinnen zählen die ehemalige Kontrahentinnen im Bewerberduell. Die Politikerin, die dabei wohl die besten Chancen hat, im November auf Bidens “Ticket” zu stehen, ist Kamala Harris. Die Senatorin aus Kalifornien bringt nicht nur einiges an politischer Erfahrung mit, sie hat in harten Wortgefechten während der Kandidaten-TV-Duelle auch bewiesen, dass sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Das wird eine entscheidende Qualität sein, wenn es in einem sicher erbittert geführten Wahlkampf gegen die PR-Maschinerie des Trump-Teams geht. Zudem ist Harris auch ein Pluspunkt bei den schwarzen Wählern, bei denen Biden ohnehin beliebt ist. Wählt er Harris nun als Vize und damit auch als mögliche nächste Präsidentin, würde es beweisen, dass es kein leeres Versprechen ist, die Schranken überwindende Politik Barack Obamas weiterzuführen. Doch Kamala Harris ist nicht gerade dem links-liberalen Flügel der Demokraten zuzurechnen. Das könnte zum Problem werden, wenn es darum geht, die entzweite Basis hinter dem eher konservativen Biden zu vereinen. Harris selbst hält sich zu dem Thema bislang erstaunlich bedeckt.

Elizabeth Warren galt lange als Spitzenkandidatin der Demokraten, Bidens Vizepräsidentin wird sie wohl eher nicht. (Bild: Scott Olson/Getty Images)
Elizabeth Warren galt lange als Spitzenkandidatin der Demokraten, Bidens Vizepräsidentin wird sie wohl eher nicht. (Bild: Scott Olson/Getty Images)

Mangelnde Erfahrung hat auch Elizabeth Warren sicher nicht als Manko. Die 70-jährige Senatorin aus Massachussetts sitzt seit sieben Jahren im US-Senat, davor blickt sie auf eine lange stringente Politikkarriere zurück. Warren ist überzeugt linksliberal, könnte also den Sanders-Flügel zurück ins Wahlkampflager holen. Zwischendurch galt sie sogar als Spitzenkandidatin der Demokraten, bevor sie in den ersten Bundesstaaten im großen Bewerberfeld keine guten Ergebnisse erzielen konnte und sich aus dem Vorwahlkampf zurückzog. Die Anwältin ist Fachfrau in Finanzpolitik, sie spricht sich wie Sanders für eine stärkere Regulierung der Märkte aus. Zudem unterstützt sie die einheitliche Krankenversicherung, ein wichtiges Thema für viele US-Amerikaner, das durch die Corona-Pandemie eher noch an Relevanz gewonnen haben dürfte. Doch Warren ist eben auch schon siebzig, fällt die Wahl auf sie, ließe sich leicht das Bild eines alten, weißen Paares vermitteln, dass zwar für eher konservative Wähler ansprechend sein mag, zugleich aber auch symbolisch für Washingtons verkrustete Strukturen stehen könnte. Dass die Demokraten dieses Risiko in Kauf nehmen, ist eher unwahrscheinlich. Warren kommt eher für andere Rollen in einem zukünftigen Kabinett in Frage.

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Stacey Abrams hat bereits verlauten lassen, dass sie gerne an Bidens Seite kandidieren würde. (Bild: Raglin/Getty Images for Bustle)
Stacey Abrams hat bereits verlauten lassen, dass sie gerne an Bidens Seite kandidieren würde. (Bild: Raglin/Getty Images for Bustle)

Eine mögliche Kandidatin, die keinen Hehl aus ihrem Interesse an der Rolle als Vize-Präsidentin macht, ist Stacey Abrams. Die 46-jährige Abrams führt die Demokratische Partei in Georgia an und unterlag bei den Gouverneurswahlen 2018 nur denkbar knapp dem Republikaner Brian Kemp, der Donald Trump nahesteht. Sie war die erste schwarze Politikerin, die in dem konservativen Südstaat überhaupt für dieses Amt antrat. Dass sie den republikanischen Gegner dennoch an den Rand einer Niederlage brachte, hat ihr in der gesamten Partei viel Respekt eingebracht. In Interviews betonte sie ihr Interesse an dem Posten schon mehrfach, die New York Times schrieb eine Lobeshymne auf sie und in einem Artikel für die Fachzeitschrift Foreign Affairs bewies sie ihre Qualitäten in der Außenpolitik, ebenfalls ein Wink in Richtung der zukünftigen Administration. Auch Unterstützer und Spender versuchen schon, Abrams bei Biden in Stellung zu bringen. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung als Oppositionsführerin bringt Abrams einen hilfreichen Hintergrund im Umgang mit rechtskonservativen republikanischen Gegnern mit, ob Biden mutig genug ist, die meinungsstarke Politikerin an seine Seite zu holen, bleibt abzuwarten.

Wahlkampf: Trumps Irrlichtern in Zeiten von Corona

Newcomer ist die Gouverneurin von Michigan Gretchen Whitmer. (Bild: Bill Pugliano/Getty Images)
Newcomer ist die Gouverneurin von Michigan Gretchen Whitmer. (Bild: Bill Pugliano/Getty Images)

In der Corona-Krise haben zahlreiche demokratische Politiker und Politikerinnen an Profil gewonnen, indem sie sich den teilweise kopflosen Anweisungen aus dem Weißen Haus widersetzten und eigene Strategien für ihre Bundesstaaten durchsetzten. Neben New Yorks Media-Darling Andrew Cuomo war das vor allem die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer. Sie wurde durch ihre resolute und konsequente Corona-Politik ins nationale Rampenlicht gespült und dort zu so etwas wie der Lieblingsgegnerin der Trump-Anhängerschaft. Whitmer verärgerte die Corona-Zweifler so sehr, dass diese bewaffnet ins Regierungsgebäude in Lansing stürmten, um gegen sie zu demonstrieren. Dabei war “Big Gretch” zuvor eher durch eine kompromissbereite Politik der Mitte aufgefallen. Nun bewies sie, dass sie sich auch von heftigen Beschimpfungen und sogar Morddrohungen nicht von ihrer politischen Überzeugung abbringen lässt und verdiente sich damit ihren Platz in der Kandidatinnen-Riege. Erfahrung bringt sie durchaus ebenfalls mit. Die Juristin ist zwar erst 48, aber bereits seit fast 20 Jahren in verschiedenen Funktionen in der bundesstaatlichen Politik aktiv. Doch könnte Whitmer ebenfalls eine schwer zu vermittelnde Kandidatin für den progressiveren Teil der Wähler sein.

Joe Biden: Whitmer stellt sich nach Missbrauchsvorwürfen hinter Biden

Ende April sagte Biden während einer Online-Spendenveranstaltung für seine Kampagne: “Da draußen gibt es eine Menge Frauen mit der Erfahrung für diesen Job.” Dazu zählen auch Amy Klobuchar, Senatorin aus Michigan und andere aufstrebende demokratische Politikerinnen, die keine schlechte Wahl wären, wie Nevada-Senatorin Catherine Cortez-Masto oder Val Demmings, Kongressabgeordnete aus Florida. Die Auswahl wird nicht leicht werden, mehr als ein Dutzend Kandidatinnen wurden bereits namentlich erwähnt. Das Komitee, das gemeinsam mit Biden über die richtige Vize-Kandidatin entscheiden wird, soll sich bereits zu ersten Diskussionen getroffen haben. Biden selbst sucht nach eigenen Angaben eine Vize-Präsidentin, mit der die Chemie stimmt. Oder, wie es in Biden-Sprache heißt: “die natürlich simpatico mit mir ist.” Dazu solle die Kandidatin eine “Partnerin für den Fortschritt sein und jederzeit bereit, das Präsidentschaftsamt zu übernehmen,” sagte Biden gegenüber US-Medien.

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