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VIRUS/ROUNDUP 3: Drastischer Anstieg der Erkrankten

(durchgehend aktualisiert)

PEKING/PARIS (dpa-AFX) - Die Infektionen und Todesfälle durch die neue Lungenkrankheit in China haben den stärksten Anstieg innerhalb eines Tages gezeigt. Die Zahl der nachgewiesenen Patienten kletterte bis Donnerstag um rund 1700 auf 7711. Auch wurden 38 Todesfälle verzeichnet, mehr als je zuvor in einem Tag. Insgesamt sind jetzt 170 Patienten gestorben. Mit der ersten Erkrankung in Tibet sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen. Der Anstieg ist rasant. Vor zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet.

Auch Frankreich meldete eine weitere Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Bei der fünften Erkrankung im Land handele sich um die Tochter eines erkrankten 80-jährigen Touristen aus China, teilte das Gesundheitsministerium mit. Der Zustand des 80-Jährigen sei ernst, er werde weiter in einem Pariser Krankenhaus behandelt.

Die vier ersten Patienten in Deutschland waren nach Angaben eines behandelnden Arztes vom Mittwochabend in München hingegen symptomfrei und in gutem Zustand. Außerhalb der Volksrepublik sind in rund 20 Ländern etwas mehr als 100 Infektionen gezählt worden. Darunter sind neben Deutschland und Frankreich auch Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, die USA, Finnland, Australien und Südkorea. Neu hinzu kam am Donnerstag je ein bestätigter Fall in Indien und auf den Philippinen. Vielfach sind die Infizierten Reisende aus China, aber es kommt auch zu neuen Ansteckungen außerhalb des Landes.

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Das Virus ist besonders tückisch, weil Infizierte schon in der bis zu zweiwöchigen Inkubationszeit ansteckend sind, ohne krank zu sein und Symptome zu zeigen.

Viele Staaten, darunter auch Deutschland, arbeiten daran, ihre Bürger aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina auszufliegen. In Japan kehrte am Donnerstag bereits die zweite Chartermaschine mit 210 Landsleuten aus Wuhan zurück. Am Vortag waren 206 Japaner heimgeholt worden. Bei dreien wurde eine Infektion festgestellt, wie die Regierung berichtete. Auch die USA hatten am Mittwoch rund 200 Staatsbürger ausgeflogen.

Wann genau ein Flieger der Bundeswehr startet, um Deutsche aus Wuhan zu holen, war am Donnerstag noch unklar. Unter den etwa 90 Deutschen und ihren Angehörigen, die sich in der Region um die Millionenstadt aufhalten, sind bisher keine Infektionen oder Verdachtsfälle festgestellt worden. Das Flugzeug soll in Frankfurt landen. Dort sollen die Passagiere in Quarantäne kommen. In Abstimmung mit den hessischen Behörden wurde entschieden, Rückkehrer während der Inkubationszeit von 14 Tagen zentral isoliert unterzubringen.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus und Notfallchef Michael Ryan zeigten sich besorgt über die "rapide Ausbreitung" der Lungenkrankheit. Sie seien jedoch sehr beeindruckt von den chinesischen Aktivitäten. "Das chinesische Verhalten während des Sars-Ausbruchs und das chinesische Verhalten heute - absolut kein Vergleich", sagte Ryan, der 2003 auch während des Sars-Ausbruchs schon involviert war. Damals hatten die Behörden den Ausbruch zunächst lange vertuscht, was die Reaktion verzögerte.

Auf die Frage, ob die WHO das Ausfliegen von Ausländern empfiehlt, sagte Tedros: "Die Entscheidung liegt natürlich bei jedem Land selbst. Aber sie müssen gut darauf vorbereitet sein, wenn das Virus auf diesem Weg eingeschleppt wird." Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus wollte die WHO am Donnerstag erneut im Notfall-Ausschuss beraten. Bisher hatte sie davon abgesehen, eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" auszurufen.

Neben der Lufthansa und British Airways kündigten weitere Fluggesellschaften wie etwa KLM, Finnair, American Airlines, die spanische Fluggesellschaft Iberia und die israelische El Alan an, ihre Flüge nach China streichen. In China selbst sagten die Behörden immer mehr Veranstaltungen ab, um Ansammlungen von Menschen zu verhindern. Chinas Fußballverband CFA kündigte am Donnerstag an, die Fußball-Saison des Landes vorerst zu verschieben. So sollen die Gesundheit der Fans und Spieler geschützt werden.

Die überwältigten Krankenhäuser in der schwer betroffenen Provinz Hubei leiden an einem Mangel an Material. Wie der Sprecher der Gesundheitskommission, Mi Feng, vor der Presse in Peking sagte, seien die Produktionskapazitäten hochgefahren worden. Auch seien Maßnahmen ergriffen worden, um den Transport nach Hubei zu beschleunigen. "Die Situation verbessert sich." Die Behörden in Wuhan bauen zwei Krankenlager in Schnellbauweise, um Patienten zentral unterzubringen. Eins soll nächste Woche fertig werden, das andere wenig später.

Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte wegen des neuen Coronavirus nach Ansicht der US-Notenbank etwas geringer ausfallen. Es sei noch zu früh, die Auswirkungen genau zu prognostizieren, aber eine "gewisse Störung" des Wirtschaftslebens in der kurzen Frist sei sehr wahrscheinlich, sagte Notenbankchef Jerome Powell vor Journalisten. Schwächeres Wachstum in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde, wäre auch in den USA spürbar, aber nur sehr begrenzt, sagte Powell. Betroffen wären nach derzeitigem Kenntnisstand wohl vor allem China und seine Nachbarländer.