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„Das Virus kann wie ein Brandbeschleuniger wirken“

Das Coronavirus frisst sich durch die Lieferketten und nährt die Sorge vor einem Konjunkturabsturz. In welchen Branchen jetzt die Insolvenzgefahr steigt.

Corona-Absturz? Oder doch nur ein leichter Dämpfer für die Konjunktur? „Ob es durch das Virus zu einer Insolvenzwelle kommt, wird maßgeblich von der Dauer und Intensität der Epidemie abhängen“, sagt Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschland (VID). „Aber natürlich kann es nicht spurlos an der Wirtschaft vorbei gehen, wenn Messen und Reisen in großem Stil abgesagt werden und Lieferketten ins Stocken geraten.“

Auch für Ron van het Hof, Chef des Kreditversicherers Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist klar, dass sich das Coronavirus „negativ auf die Weltwirtschaft und den Welthandel“ auswirken wird. Die bisherige Prognose für das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat Euler Hermes Corona-bedingt bereits um 0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert auf 2,2 Prozent. „Das dürfte in der Folge auch dazu führen, dass die weltweiten Insolvenzen mit 7,5 Prozent stärker steigen dürften als bisher angenommen, insbesondere in Asien und Europa“, sagte van het Hof der WirtschaftsWoche. Doch welche Branchen trifft der Corona-Schock am stärksten?

Laut Euler Hermes wird es vor allem in jenen Wirtschaftszweigen brenzlig, die besonders stark vom Welthandel abhängig sind und bei denen eine Unterbrechung der Lieferketten droht. Dazu gehörten:

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- der Maschinenbau,
- die Textilbranche,
- das Transportwesen,
- Computer- und Elektronikhersteller,
- Rohstofflieferanten,
- vor allem aber: Reise- und Touristikanbieter.

Tatsächlich meldete Anfang der Woche bereits das japanische Kreuzfahrtunternehmen Luminous Cruise Insolvenz an. „Seit dem 1. Februar haben wir viele Absagen in Verbindung mit dem Coronavirus. Einfach weitermachen hätte zu hohen Verlusten für unsere Gläubiger geführt“, hieß es auf der Webseite des Unternehmens. Zuvor hatte hierzulande bereits der kleinere Reiseveranstalter China Tours Hamburg (CTH) ein Insolvenzplanverfahren beantragt, nachdem das Geschäft der auf Asienreisen spezialisierten Firma eingebrochen war.

Doch dabei dürfte es kaum bleiben. „Ob mit oder ohne Corona: Wir stehen vor einer knallharten Konsolidierung in der Branche“, sagt Marija Linnhoff, Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR). Die im Reisegeschäft erzielbaren Margen deckten für viele Veranstalter und Reisebüros ohnehin kaum die Kosten. Das Virus könne daher nun „wie ein Brandbeschleuniger wirken“, so Linnhoff. „Busfahrunternehmen spüren schon jetzt Stornierungen.“ Bei Urlaubsreisen seien viele Kunden zwar noch entspannt, aber sollte die Unsicherheit anhalten, „ist zu befürchten, dass auch dort die Zahl der Stornierungen zunehmen“, sagt sie. Und „bei Neubuchungen ist das Geschäft aktuell so gut wie tot.“

Die absehbare Folge: Ein Aderlass in der Touristik. Insolvenzexperte Niering fühlt sich bereits an die Lage der Branche nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erinnert. „Danach brachen auch die Flugbuchungen ein, Konferenzen und Tagungen wurden abgesagt, Reisen wurden infrage gestellt“, so Niering. Das bekamen zunächst die Airlines und Hotels zu spüren. Am Verkehr und Tourismus würden aber wiederum weitere Unternehmen hängen so Niering: „Taxifahrer, Gastronomen, selbst die Flugzeugwartung und Sicherheitsdienste bekommen Probleme, wenn ein Großteil der Reisen ausfällt.“

Auch im Messebau, bei den Messebetreibern selbst, sowie bei Konzert- und Eventagenturen dürften rauere Zeiten anbrechen, wenn aufgrund der Ansteckungsgefahr vermehrt Großereignisse abgesagt werden. Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht denn auch „eine deutlich erhöhte Rezessionsgefahr“. Derzeit kämen ein „Angebots- und ein Nachfrageschock“ zusammen, dies könne eine gefährliche Mischung sein.

Die Politik müsse dringend ein Signal setzen und klar machen, alles zu tun, was notwendig sei. Möglich seien zum Beispiel eine Ausweitung des Kurzarbeitergeldes sowie Notkredite für Unternehmen, die von der Unterbrechung von Lieferketten betroffen seien – damit könnten Insolvenzen verhindert werden.

Ob und wann die Politik handelt, ist allerdings offen. Insolvenzverwalter Niering empfiehlt Unternehmern daher, sich mit ausreichend Liquidität möglichst selbst gegen einen Corona-Effekt zu wappnen: „Im Krisenfall sollte man auch einen Monat ohne alle Einnahmen auskommen können.“