Villeroy: EZB hat bei Zinserhöhung ‘noch ein Stück Weg’ vor sich

(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank ist mit ihrer geldpolitischen Straffung noch nicht am Ende, erklärte Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau. Zuvor hatten Daten einen anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Kerninflation bei Gütern und Dienstleistungen gezeigt.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

• Bitcoin erstmals seit ‘Krypto-Winter’ 2022 wieder über $30.000

• Lindner rüstet sich für nächsten Kampf: Der Tag mit Bloomberg

• Schweizer Parlament diskutiert Credit-Suisse-UBS-Notmaßnahmen

• IWF legt schwächste Mittelfrist-Wachstumsprognose seit 1990 vor

• Hoppecke erwägt IPO von Stromspeicher-Tochter Intilion: Kreise

“Wir haben den größten Teil des Weges der Zinserhöhungen hinter uns, aber wir haben möglicherweise noch ein Stück Weg vor uns”, sagte Villeroy in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. “Nachher gilt es, die erforderliche Dauer durchzuhalten.”

Die Äußerungen des französischen Zentralbankers spiegeln die wachsende Zuversicht der Notenbanker wider, dass sie ihre Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation weiter straffen können, obwohl die jüngsten Befürchtungen über die Gesundheit des Bankensektors Turbulenzen auf den Finanzmärkten ausgelöst haben.

Nach ihrer letzten Sitzung in diesem Monat — mitten in der Credit-Suisse-Krise — verzichtete die EZB auf jegliche Hinweise auf ihre Zinsabsichten.

Seitdem haben sich die Märkte etwas stabilisiert, während die Daten weiterhin auf einen starken Inflationsdruck hindeuten. Am Freitag hatten die Zahlen für die Eurozone gezeigt, dass der zugrunde liegende Preisanstieg im März einen Rekordwert von 5,7% erreicht hat, während die Gesamtinflationsrate so stark wie nie zuvor gesunken ist.

“Wir werden den Kampf gegen die Inflation erst dann gewonnen haben, wenn wir auch diese Kerninflation angegangen sind”, so Villeroy.

Er betonte jedoch, dass die bisherigen Zinserhöhungen der EZB, die erst nach ein bis zwei Jahren Wirkung zeigen, noch einen “ziemlich starken Effekt” haben werden. Die Währungshüter haben den Leitzins Mitte letzten Jahres von unter Null auf 3% angehoben — die aggressivste Straffungsmaßnahme in der Geschichte der EZB.

Weitere Kommentare von Villeroy im FAZ-Interview:

• “Der europäische Finanzsektor ist solide, vor allem der Bankensektor”

• Finanzstabilitäts- und Preisstabilitätsziele “müssen sich nicht zwangsläufig widersprechen”

• “Für die große Mehrheit der europäischen Banken ist der Zinsanstieg günstig”

Überschrift des Artikels im Original:Villeroy Says ECB May Still Have ‘a Little Way to Go’ on Rates

©2023 Bloomberg L.P.