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Vielerorts steigen die Beiträge: Wo Kassenpatienten noch einen günstigen Versicherer finden

Viele GKV-Versicherte müssen 2021 mit höheren Zusatzbeiträgen rechnen. Günstige Anbieter gibt es dennoch weiterhin. Oft lohnt sich der Blick fürs Detail.

Ein Wechsel der GKV mag sich finanziell lohnen. Viele Anbieter bleiben für ihre Kunden aber auch mit zusätzlichen Angeboten attraktiv. Foto: dpa
Ein Wechsel der GKV mag sich finanziell lohnen. Viele Anbieter bleiben für ihre Kunden aber auch mit zusätzlichen Angeboten attraktiv. Foto: dpa

Die Tendenz ist bereits seit September klar. Wegen der Coronakrise erwarten die 102 Anbieter der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bei denen rund 53 Millionen Deutsche krankenversichert sind, einen finanziellen Mehrbedarf von 16,6 Milliarden Euro. Etwa drei Milliarden Euro sollen die Versicherten durch zusätzliche Beiträge stemmen.

Ob und in welcher Höhe die Krankenkassen die Mehrbelastung an ihre Kunden weiterreichen, bleibt ihnen überlassen. Fest steht jedoch seither schon: Für viele Versicherte wird es im kommenden Jahr teurer.

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Seit dem Jahr 2015 funktioniert das System in der GKV so: Für jeden Kassenpatienten liegt der allgemeine Beitragssatz bei 14,6 Prozent seines beitragspflichtigen Einkommens. Reicht das Geld nicht – was bei den meisten Anbietern der Fall ist – dann können die Kassen abhängig von ihrem erwarteten Finanzbedarf individuell einen Zusatzbeitrag bestimmen. Nachdem die Versicherten in den Jahren zuvor den Zusatzbeitrag allein zahlen mussten, gilt seit dem Jahr 2019 wieder die hälftige Aufteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Für das kommende Jahr hatten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrages um etwa 0,2 Prozentpunkte auf dann 1,3 Prozent veranschlagt. Das ist nötig, um die die restliche Finanzierungslücke von drei Milliarden Euro zu schließen.

Wie sehr eine solche Erhöhung indes die jeweiligen Kunden trifft, entscheidet jede Kasse selbst. Ausschlaggebend dafür sind unterschiedliche Faktoren, etwa die Zahl teurer Risikopatienten unter den Versicherten oder die Kosten für den Verwaltungsapparat. Im Jahr 2020 war die Spanne zwischen der günstigsten (gar kein Zusatzbeitrag) und der teuersten Kasse (2,7 Prozent) beachtlich. Klar ist allerdings: Im kommenden Jahr kommt keine Kasse mehr ganz ohne Zusatzbeitrag aus.

Für die betroffenen Versicherten kann die Beitragserhöhung eine dreistellige Summe im Jahr ausmachen. Konkret hängt der Beitrag vom jeweiligen Einkommen ab. Herangezogen werden Einkünfte bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze, die künftig bei rund 58.000 Euro im Jahr liegt.

Wer bisher also einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent zahlen musste, kam auf bis zu 638 Euro, der zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen wurde. Bei 1,3 Prozent kämen 754 Euro im Jahr heraus, also ein Plus von 116 Euro und folglich jeweils 58 Euro mehr für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Eine Kasse senkt sogar ihren Beitrag

Generell reicht das Spektrum, aus dem jeder gesetzlich Krankenversicherte wählen kann, von den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) über Innungskrankenkassen (IKK), Ersatzkrankenkassen, Knappschaften bis hin zu offenen und betriebsbezogenen Betriebskrankenkassen (BKK).

Beim Blick auf die einzelnen Anbieter zeigt sich, dass viele Kassen auch im Jahr 2021 ihre Zusatzbeiträge stabil halten. Denn von den 102 Krankenkassen im Land, die das Portal „kankenkassen.net“ auch in diesem Jahr ausgewertet hat, halten nach aktuellem Stand 39 ihren Zusatzbeitrag auf dem Niveau wie im Vorjahr. 19 erhöhen ihn, eine senkt ihn sogar. Die verbleibenden Kassen haben ihre Pläne noch nicht gemeldet.

Überraschungen finden sich beim Blick ins Detail: Dabei relativiert sich auch der eine Fall der auffälligen Beitragssenkung. Um 0,5 Prozent reduziert zwar die BKK Herkules aus Kassel, die in Bayern, Hessen und Niedersachsen für Mitglieder geöffnet ist, ihren Zusatzbeitrag. Der liegt dann allerdings immer noch bei überdurchschnittlichen 1,7 Prozent.

Mit dem geforderten Zusatzbeitrag von 2,2 Prozent im Jahr 2020 war die BKK Herkules eine der teuersten Krankenkassen im Land. Nur die BKK der Stadt Augsburg lag mit einem Zusatzbeitrag von 2,7 Prozent darüber. Diese Kasse ging mit ihren Plänen für das Jahr 2021 noch nicht an die Öffentlichkeit.

Von den bislang kommunizierten 19 Erhöhungen sind rund 30 Millionen Krankenversicherte in Deutschland betroffen „In der Spitze bedeutet das für Verbraucher Mehrkosten von bis zu 174 Euro im Jahr“, haben die Experten des Vergleichsportals Check24 ausgerechnet. Das sind also 0,6 Prozent von 58.000 Euro, aufgeteilt jeweils zur Hälfte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Besonders die mitgliederstarken Kassen verlangen im kommenden Jahr teilweise deutlich mehr: Die Techniker Krankenkasse (TK) als größte Krankenkasse hat bereits eine Erhöhung des Zusatzbeitrags von 0,7 Prozent auf 1,2 Prozent angekündigt und begründet dies damit, dass ihr bislang unterdurchschnittlicher Beitrag nicht kostendeckend war. Die Barmer Ersatzkasse, die Nummer zwei im Land, hat sich bisher noch nicht geäußert. Aktuell verlangt sie einen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent. Ähnlich wie die TK argumentieren auch einige der insgesamt elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Acht von ihnen haben ihre Pläne bereits publik gemacht. Bei sechs wird es für die Mitglieder teurer. Den größten Sprung mit je 0,6 Prozentpunkten machen die AOK Nordost und die AOK Plus Sachsen/Thüringen sowie die AOK Sachsen-Anhalt. Diese hatte jedoch in diesem Jahr gar keinen Zusatzbeitrag verlangt. Unter den Ortskrankenkassen ist die AOK Nordost mit 1,5 Prozent an der Spitze.

Ein Wechsel ist nicht immer sinnvoll

Für die Versicherten bedeuten hohe Beiträge jedoch nicht zwangsläufig, dass sie dringend in eine günstigere Kasse wechseln sollten. Schließlich ist neben dem Wettbewerb um die Höhe des Zusatzbeitrags auch ein Ringen um zusätzliche Services entbrannt.

Dazu gehören beispielsweise die Übernahme der Kosten für Heilpraktiker sowie Rabatte, wenn sich ein Mitglied besonders gesund verhält. Hier locken Bonusprogramme und teils auch eine finanzielle Rückerstattung, die direkt aufs Konto des Versicherten fließt. Manche Anbieter übernehmen Vorsorgeuntersuchungen, die nicht zum Standardrepertoire gehören. Die Entscheidung für eine Kasse hängt somit von Preis und Leistung ab, raten Experten – und natürlich von den individuellen Krankheiten und Wünschen.

Barmer: Jeder Fünfte will sich nicht gegen Corona impfen lassen

Der Preis bleibt bei der Wahl der Kasse dennoch für viele Versicherte entscheidend. Im aktuellen Ranking fällt die HKK Erste Gesundheit auf. Die bundesweit geöffnete Kasse mit ihren mehr als 700.000 Mitgliedern verlangt im kommenden Jahr lediglich einen Zusatzbeitrag von 0,39 Prozent. Noch günstiger, mit einem Beitrag von nur 0,2 Prozent, ist die BKK Würth. Die steht aber lediglich Mitarbeitern des Schraubenhändlers aus dem schwäbischen Künzelsau offen. Auch andere betriebsbezogene BKKs fallen mit günstigen Konditionen auf. Beim Maschinenbauer Krones beispielsweise sind es nur 0,7 Prozent.

Neben den derzeit 26 betriebsbezogenen Betriebskrankenkassen gibt es 52 offene BKKs. Dort kann also auch Mitglied sein, wer nicht in diesem Unternehmen arbeitet. Besonders günstige Zusatzbeiträge bieten im kommenden Jahr unter anderem die BKK Pfaff mit 0,4 Prozent, die BKK Firmus mit 0,44 Prozent oder die BKK Faber-Castell mit 0,65 Prozent.

Oft handelt es sich dabei allerdings um kleine und regional tätige Kassen, die nur in einem Bundesland für Mitglieder geöffnet sind. Um der BKK Pfaff beizutreten, muss ein Interessent beispielsweise Wohnsitz oder Beschäftigungsort in Rheinland-Pfalz haben. Die BKK Faber-Castell ist nur in Bayern tätig. Bundesweit geöffnet ist dagegen die BKK Firmus aus Bremen, die aus dem Zusammenschluss mehrerer kleiner BKKs hervorging und heute 135.000 Mitglieder hat.

Kunden sind relativ flexibel

Wer überlegt, die Kasse zu wechseln, muss Folgendes beachten: Mitglieder einer Krankenkasse können mit einer Frist von zwei Kalendermonaten zum Monatsende wechseln. Einzige Voraussetzung ist, dass das Mitglied bis zum Wechsel bei der bisherigen Krankenkasse mindestens 18 Monate versichert ist. „Auch für die Unternehmen ist dies gerade jetzt während der Coronakrise eine hilfreiche Entlastung“, fügt Christine Prauschke, Geschäftsführerin für Gesetzliche Krankenversicherung bei Check24, hinzu. Schließlich teilen sich beide Seiten den Zusatzbeitrag.

Alles in einer App: Was Sie zur E-Patientenakte wissen müssen

Erhöht die bisherige Krankenkasse den Zusatzbeitrag, gilt sogar ein Sonderkündigungsrecht. In diesem Fall können Mitglieder auch dann wechseln, wenn sie weniger als 18 Monate bei der alten Krankenkasse versichert sind. All diese Regelungen gelten auch für Rentner. Einziger Unterschied: Die eine Hälfte des Beitrags, die bisher der Arbeitgeber übernommen hat, kommt nun von der Rentenkasse.

Der hohe Konkurrenzdruck unter den Kassen könnte mittelfristig künftig dazu führen, dass es für viele gesetzlich Versicherte nicht zwangsläufig teurer wird. Wer es sich leisten kann, wird diesen Schritt wohl vermeiden, erwarten Experten. Denn den GKV-Anbietern in Deutschland geht es trotz des jetzigen Milliardenverlusts per se finanziell nicht schlecht. Im September betrugen die Finanzrücklagen der Kassen 20,6 Milliarden Euro – und zeigten damit etwa das Vierfache der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve.

Dennoch schrumpft auch im kommenden Jahr die Zahl der Kassen, die aktuell noch knapp über hundert liegt. Die Actimonda BKK fusioniert dann mit der BIG direct gesund, die Atlas BKK mit der Schwenninger BKK. Am Markt treten sie dann unter dem Namen Vivida BKK auf. In den vergangenen Jahren verschwanden bereits eine Reihe meist kleinerer Gesellschaften und gingen in Zusammenschlüssen auf.

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