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In vielen aktiven Fonds steckten Wirecard-Aktien – bis kurz vor dem Absturz

Erst lange nach den Vorwürfen der Bilanzfälschung haben Fondshäuser wie Deka und Union Investment ihre Wirecard-Anteile reduziert. Allerdings nicht bei ETFs.

Am Anfang stand Faszination, am Ende steht wohl Fassungslosigkeit: Vor gut zwölf Jahren entdeckten die ersten aktiven Fondsmanager ihre Liebe für den Online-Zahlungsabwickler Wirecard. Der Aktienspezialist Comgest aus Paris kaufte sich bei dem Unternehmen aus dem TecDax ein. Bis 2016 stockte Comgest den Anteil auf knapp zwei Millionen Anteilsscheine auf.

Auch die deutschen Fondshäuser DWS, Union Investment, Deka kamen auf den Geschmack und kauften Aktien. Als Wirecard 2018 in den Leitindex Dax aufstieg, folgten verstärkt große Anbieter von Indexfonds, den ETFs, wie Blackrock und Vanguard.

Diese Leidenschaft währte bei großen aktiven Fondshäusern bis kurz vor dem Absturz. Als die ersten Vorwürfe von der britischen Zeitung „FT“ laut wurden, berief man sich darauf, dass Wirecard die Vorwürfe zurückwies und auf testierte Jahresabschlüsse der renommierten Prüfungsgesellschaft EY verwies, wie Aktienchef Benjardin Gärtner von Union sagte. Auch die Deka betonte die „Wachstumsaussichten in einem interessanten Marktsegment“.

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Union Investment stieg 2019 mit ihrem größten Aktienfonds „UniGlobal“ ein, Wirecard machte aber maximal 1,9 Prozent des Vermögens aus. Die DWS kaufte noch im Herbst 2019 nach, sah sich durch Wachstumsgeschichte und Kursgewinne bestätigt. Im von Tim Albrecht gemanagten Flaggschifffonds „DWS Deutschland“ stieg der Anteil Anfang 2020 kurzzeitig auf über zehn Prozent.

Die DWS war mit knapp sechs Prozent an Wirecard beteiligt, Union mit gut vier, die Deka laut Bloomberg-Daten mit knapp zwei. Alle aktiven Fondsmanager standen in regelmäßigem Austausch mit Vorstand und Aufsichtsrat, thematisierten nach eigener Aussage Missstände bei Unternehmensführung und internen Strukturen.

Schatten fiel auf die Liebe der Fondsmanager zu Wirecard erst, als die Wirtschaftsprüfer der KPMG Ende April in ihrem Sonderprüfungsbericht den Vorwurf der Bilanzfälschung nicht entkräfteten. „Bis dahin war Wirecard für uns investierbar“, erklärt Gärtner von Union. Sein Haus verkaufte dann nahezu alle Aktien, die Deka blieb nur in ihren ETFs investiert.

Albrecht reduzierte immerhin sein massives Übergewicht auf noch gut ein Prozent. Aus Leidenschaft wurde Fassungslosigkeit, als EY ihr Testat für die Firmenzahlen von 2019 verweigerte und feststellte, dass auf philippinischen Konten 1,9 Milliarden Euro fehlen.

Fondsmanager: Es bleiben Verluste

Für die Fondsmanager bleiben Verluste: Den UniGlobal kostete Wirecard in diesem Jahr 0,39 Prozentpunkte Rendite, dennoch schnitt der Fonds laut Union überdurchschnittlich ab. Im DWS Deutschland trug die Aktie zu einem unterdurchschnittlichen Abschneiden bei. Albrecht verzichtet auf seinen Bonus.

Einige Geldmanager machten es anders: Comgest reduzierte schon 2016 die Anteile an Wirecard. Als 2019 erste Berichte über mögliche Unstimmigkeiten auftauchten, verkaufte Comgest den Anteil in ihrem Flaggschifffonds „Comgest Growth Europe“ komplett, wie Wolfgang Fickus von Comgest erzählt.

Kaum Aktien kaufte die Allianz-Tochter Allianz Global Investors: Das interne Rating genügte nicht. Für Matthias Hübner, Partner beim Berater Oliver Wyman, zeigt der Fall Wirecard, „dass die Debatte um nachhaltiges Investieren, genannt ESG, nicht Gutmenschentum bedeutet“.

Als Zäsur für aktives Fondsmanagement sieht der Berater den mutmaßlichen Betrugsfall jedenfalls nicht: Mit den richtigen Wetten könnten sich gute Fondsmanager auch gegenüber der immer stärkeren Konkurrenz der billigeren ETFs profilieren. Wer ETFs besitzt, ist dagegen noch in Wirecard gefangen: Solange die Aktie im Dax ist, müssen ETFs sie halten.