Viele Frauen haben keine Ersparnisse
Jede zweite geschiedene Frau ist mittellos
Frauen in Deutschland bestimmen laut einer Umfrage zwar oft bei persönlichen Finanzentscheidungen mit, haben aber zu einem Großteil keine eigenen Ersparnisse.
Frauen in Deutschland sind „finanziell verwundbar“. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des britisch-amerikanischen Fondsanbieters Columbia Threadneedle Investments ergeben, die dem Handelsblatt vorliegt.
Demnach besitzt ein gewichtiger Teil der befragten Frauen keine eigenen Ersparnisse. Besonders trifft das offenbar Frauen nach Scheidung oder Tod des Partners. Je rund die Hälfte geschiedener und verwitweter Frauen haben nichts auf der hohen Kante. Befragt wurden anlässlich des „Weltfrauentags“ am 8. März je 2000 Frauen und Männer in Deutschland, Großbritannien und Italien.
Arbeitsmarkt: Gleichstellung von Mann und Frau noch weit entfernt
Grundsätzlich beschäftigen sich Frauen in Deutschland laut der Studie durchaus mit Finanz- und Anlageentscheidungen: So bestimme eine Mehrheit von 57 Prozent der Frauen beim Thema Finanzen allein oder vorrangig mit. Unter den Berufstätigen entscheidet die Mehrheit der Frauen selbst über Geldanlagen, weniger machen dies dagegen offenbar Hausfrauen.
Nur jede vierte deutsche Frau hat eine Sparanlage
Allerdings legt ein Großteil der Frauen in Deutschland der Studie zufolge kein Geld für sich selbst zurück: So geben 37 Prozent von ihnen an, keine Ersparnisse oder Investitionen zu haben.
Das ist viel im Vergleich zu anderen Ländern: Nur je knapp ein Viertel der Frauen im Vereinigten Königreich und in Italien geben an, nichts für sich zurückgelegt zu haben. Und gerade mal jede vierte deutsche Frau gibt an, Geld am Kapitalmarkt anzulegen, dagegen aber 42 Prozent der befragten Männer.
Problematisch kann diese Passivität demnach für Frauen werden, wenn sie sich scheiden lassen oder Witwe werden. Geschieden wird immerhin jede dritte Ehe in Deutschland nach durchschnittlich knapp 15 Jahren. Je nach Vereinbarung für eine Ehe wird mit dem Vermögen der Ehepartner unterschiedlich umgegangen.
Hier stehen offenbar besonders viele deutsche Frauen mit leeren Taschen da: 51 Prozent der geschiedenen Frauen und 45 Prozent der Witwen besitzen der Umfrage zufolge kein eigenes Sparkapital oder keine Geldanlage.
Studie: Gleichberechtigung in Deutschland verbessert sich
35 Prozent der Single-Frauen, 32 Prozent der Verheirateten und 44 Prozent der Rentnerinnen geben an, nichts auf der hohen Kante zu haben. „Frauen sind finanziell verwundbarer als Männer, sprich weniger gut abgesichert“, schlussfolgert Florian Uleer, Deutschlandchef bei Columbia Threadneedle.
So verwundert es nicht, dass sich viele Frauen hierzulande sorgen, nicht genug Geld für ein auskömmliches Leben im Ruhestand zu haben. 56 Prozent der Befragten gaben dies als Hauptsorge an vor den Themen Gesundheit und eventueller Pflegebedürftigkeit sowie, nicht genug Geld für das tägliche Leben zu haben. Jüngeren Frauen, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind, bereitet dies mehr Kopfzerbrechen als Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1947 und 1965.