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Viele Booster, aber kaum Erstimpfungen: Lässt sich die Impflücke überhaupt noch schließen?

Eine medizinische Mitarbeiterin füllt eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontch beim Weihnachts-Impfen für Kinder und Erwachsene.
Eine medizinische Mitarbeiterin füllt eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontch beim Weihnachts-Impfen für Kinder und Erwachsene.

Der einzige Ausweg aus der Corona-Pandemie, da sind sich Politiker und Experten einig, ist aktuell das Impfen. Und Deutschland impft, im Rekordtempo. Vergangene Woche wurden über sieben Millionen Corona-Impfungen verabreicht, im Schnitt also eine Million pro Tag.

Das von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang des Monats ausgegebene Impfziel ist in Reichweite: Es fehlen laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nur noch zwei Millionen Impfungen bis Jahresende, um die 30 Millionen-Marke zu knacken. Bis Ende Januar sollen nach Wunsch von Bund und Ländern noch einmal 30 Millionen Corona-Impfungen hinzukommen – und auch dieses Ziel ist beim aktuellen Impftempo in Reichweite.

Also alles gut, Deutschland impft sich aus der Corona-Krise? Nein. Das größte Problem in Zeiten der Pandemie bleibt bestehen: die Ungeimpften.

Die Zahl der Erstimpfungen gegen Corona stagniert

Denn die Impfrekorde, die Deutschland zurzeit aufstellt, verschleiern, dass ein großer Teil dieser Impfungen bei schon Geimpften stattfindet – als Zweit- oder Booster-Impfungen. Die Zahl der Erstimpfungen ist in den vergangenen Wochen nur gering angestiegen. Und sie bleibt auf niedrigem Niveau.

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Das zeigen besonders die Statistiken des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung (Zi). In der vergangenen Woche haben demnach allein die Arztpraxen in Deutschland über 4,9 Millionen Corona-Impfungen durchgeführt. Doch nur knapp 338.000 davon waren Erstimpfungen. Tatsächlich schwankte die Zahl der Erstimpfungen in den Praxen in den vergangenen Wochen zwischen 20.000 und 70.000 pro Tag. An Wochenendtagen wurden häufig nicht einmal 20.000 Erstimpfungen erreicht.

Demgegenüber stehen 18 Millionen Ungeimpfte in Deutschland, für die bereits ein Impfstoff zugelassen ist. Wäre es allein an den Arztpraxen, diese Impflücke zu schließen, bräuchten sie dafür beim aktuellem Impftempo der Erstimpfungen 53 Wochen. Also fast ein Jahr. Bis dahin wäre die aktuell drohende Omikron-Welle bereits durch Deutschland geschwappt – und eine mögliche darauf folgende Corona-Welle ebenso.

Auch die Impfzentren würden das Tempo kaum beschleunigen. In diesen finden laut Impfdashboard der Bundesregierung täglich nur Erstimpfungen im niedrigen fünfstelligen Bereich statt.

In Deutschland läuft es auf eine Impfpflicht hinaus

Und so ist es kein Wunder, dass die Bundesregierung eine Impfpflicht in Deutschland plant. Selbst im Fall einer positiven Entwicklung der Fallzahlen will Bundeskanzler Scholz daran festhalten. "Ich bin nicht der Meinung, dass wir davon Abstand nehmen sollten", sagte Scholz am Dienstag. Eine Impfpflicht sei dringend erforderlich: "Wir wissen, dass wir eine hohe Impfquote brauchen." Auch Gesundheitsminister Lauterbach befürwortet eine Impfpflicht; ebenso der Ethikrat der Bundesregierung, der sich am Dienstag dafür aussprach.

Selbst die FDP, die sich als Partei lange geschlossen gegen eine Impfpflicht gestellt hatte, schließt eine Impfpflicht nicht mehr aus. Schon im kommenden Jahr könnte diese vom Bundestag debattiert werden. Justizminister Marco Buschmann (FDP) sagte am Dienstag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Es gibt einen Antrag, der eine Impfpflicht ablehnt, es wird sicherlich einen Antrag geben, der in Richtung einer allgemeinen Impfpflicht geht. Und es wird wahrscheinlich einen dritten Antrag geben, der mit einer nach dem Lebensalter gestaffelten Impfpflicht arbeitet."

Da außer der Ampel-Regierung auch die Union für eine Impfpflicht eintritt, gilt deren Beschluss als gesichert. Impfverweigerer müssten laut Buschmann dann mit einem Bußgeld rechnen. Möglich, dass einige Impfgegner das in Kauf nehmen. Wahrscheinlich, dass viele Menschen das nicht tun. Die Impflücke könnte sich im kommenden Jahr also schließen. Das Ende der Pandemie würde ein Stück näher rücken.