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Viele Anleger haben den Einstieg in die Rally verpasst

Die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt den größten Stimmungsumschwung ihrer Historie an. Was das für die kommenden Handelstage bedeutet.

Die Profis sichern sich derzeit an den Märkten wie die Privatanleger ab. Foto: dpa
Die Profis sichern sich derzeit an den Märkten wie die Privatanleger ab. Foto: dpa

Die Stimmung der Anleger gleicht einer wilden Achterbahnfahrt. Vor einer Woche herrschte noch extreme Niedergeschlagenheit, mittlerweile ist das Sentiment nicht weit entfernt von einer Partystimmung.

Das zeigen die aktuellen Umfragedaten der Handelsblatt-Erhebung Dax-Sentiment, eine wöchentliche Umfrage unter mehr als 3500 Anlegern. Diese deutliche Veränderung ist auch für Stephan Heibel, der die Umfrage auswertet, überraschend. „Mit einer Wochenveränderung von plus 9,8 Prozentpunkten gab es den größten Stimmungsumschwung gemessen seit Beginn der Umfrage im September 2014“, erläutert er.

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Solche Stimmungswerte sind Kontraindikatoren. So bildete die Niedergeschlagenheit von vor einer Woche den Boden für die aktuelle Rally. Entsprechend sagte der Sentimentexperte am vergangenen Montag: „Das Stimmungsbild für den Dax sieht wesentlich konstruktiver aus als in der Woche zuvor, zum Verkaufen ist es offenbar zu spät.“

Bedeutet die nun sehr positive Stimmung, dass die Kurse bald wieder fallen? Nicht unbedingt, meint der Inhaber des Analysehauses Animusx. „Die Rally kann aufgrund der Freude über den Wahlsieg Joe Bidens noch so lange laufen, bis eine Skepsis über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronamaßnahmen Überhand gewinnt“, sagte er.

Heibel kann die Skepsis vieler Anleger aufgrund von Corona nachvollziehen. Allerdings wurden sie befragt, bevor Biontech erklärte, dass es einen Zulassungsantrag für einen Corona-Impfstoff stellen wird. Diese Meldung dürfte noch einmal zu einer Neubewertung der Lage führen.

Politisch hat sich durch den Wahlsieg von Joe Biden wenig verändert. Die Pattsituation zwischen Kongress und Senat wird zu wenig Änderungen führen. „Die Unternehmensergebnisse der vergangenen Wochen waren herausragend, Analystenerwartungen sollten umbenannt werden in Analystenbefürchtungen“, ergänzt der Animusx-Geschäftsführer.

Die aktuellen Umfragewerte

Die Umfrage verzeichnet in dieser Woche den größten Stimmungsumschwung seit Beginn der Befragung im September 2014: Nach einem Wert von minus 6,0 Prozent am vergangenen Montag ist die kurzfristige Stimmung aktuell auf 3,8 Prozent gestiegen. Ab der Marke von 4,0 Prozent herrscht extreme Partylaune.

Den zweit- und drittgrößten Stimmungsanstieg bei der Handelsblatt-Umfrage gab es im November 2016 – ebenfalls nach einer Präsidentschaftswahl in den USA.

Am 7. November 2016, direkt nach dem Überraschungssieg von Donald Trump, sprang das Anlegersentiment um 7,9 Prozentpunkte nach oben. Es folgten allerdings drei Wochen der Zweifel, ob das denn wirklich gut sein kann, wenn ein Donald Trump Präsident ist. Die Stimmung sank und pendelte um die Nulllinie.

Kurz darauf gab es wieder den nächsten Ausbruch an den Aktienmärkten nach oben, die Stimmung sprang in der letzten Novemberwoche um 8,5 Prozentunkte an. Der Dow Jones ist seither von 17.000 Punkten auf 28.390 Punkte gesprungen.

Selbstzufrieden oder verunsichert?

Aktuell sollten die Anleger nach den deutlichen Kursgewinnen in der Vorwoche eigentlich zufrieden sein, doch das sind sie nicht: Ein Wert von minus 0,2 Prozent zeigt Neutralität an und lässt sich sogar als Verwirrung interpretieren. Anleger freuen sich also über den Kursanstieg, verstehen jedoch nicht, womit sie ihn verdient haben.

Die Zukunftserwartung ist weiterhin bei plus 4,0 Prozent. Ein „bullisher Wert“, der jedoch gegenüber der Vorwoche leicht zurückgegangen ist.

Vor einer Woche freute man sich, dass bald Klarheit über die künftige Linie der US-Politik herrschen würde. Ein Großteil der kurzfristig positiven Entwicklungen ist aber mit einem Dax-Kursplus von acht Prozent in der vergangenen Woche nun schon eingepreist.


Allerdings haben nicht alle Anleger den Rückschlag der Vorwoche zum Einstieg genutzt. Der Wille war zwar da, schließlich lag die Investitionsbereitschaft mit plus 4,5 so hoch wie zuletzt während des Coronacrashs. Aktuell geht die Investitionsbereitschaft auf einen Wert von 3,8 zurück, was vermuten lässt, dass viele Anleger die Chance verpasst haben, zu niedrigen Kursen der Vorwoche einzusteigen.

Neutrale Einstellung der Privatanleger

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart zeigt eine vergleichsweise neutrale Einstellung der Privatanleger an. Die stark bullische Positionierung, die sich in der Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten über den Sommer gebildet hatte, wurde im Oktober so weit abgebaut, dass die Absicherungsgeschäfte überwogen.

Dieser Überhang wurde in den vergangenen Tagen wiederum zurückgeführt. Bleibt also festzuhalten: Nach den starken Schwankungen sind Privatanleger nun neutral positioniert.

Ganz anders sieht es bei den Profis aus, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern. Vor einer Woche lag das Put-Call-Verhältnis bei 4,8, dem historisch höchsten Wert. Die Anleger hatten demnach auf steigende Kurse gesetzt und offenbar recht behalten.

Das Bulle-Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit plus 6,5 Prozent einen leichten Überhang der Bullen an. In den Wochen zuvor dominierten die Bären. Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte zeigt mit 41 Prozent eine neutrale Verfassung an, ebenso wie andere eher kurzfristige technische Indikatoren.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 3500 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.