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Vertrauliche E-Mail: VW-Chef Diess blockiert höhere Mitgliedsbeiträge für den Autolobby-Verband

Herbert Diess ist VW-Vorstandsvorsitzender seit 2018.
Herbert Diess ist VW-Vorstandsvorsitzender seit 2018.

Herbert Diess liebt Effizienz. "Mit weniger Mitteln mehr erreichen", lautet einer seiner zehn Leitsätze, die er Führungskräften am Ende jeder E-Mail vorbetet. Entsprechend ungehalten hat Diess auf eine Anfrage der Autolobby reagiert, die in seinen Augen bislang wenig erreicht hat, nun aber noch mehr Geld für ihre Arbeit verlangt.

Laut internen Unterlagen möchte der wichtigste Verband der Branche die Beiträge der Mitgliedsunternehmen deutlich erhöhen. Derzeit zahlen die 635 Firmen insgesamt knapp sechs Millionen Euro pro Jahr. Das entspricht einem Viertel des VDA-Etats von 23 Millionen Euro. Den Rest hat der Verband in der Vergangenheit mit der Ausrichtung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) erwirtschaftet. Nachdem das Messegeschäft nun aber eingebrochen ist, benötigt der Verband ein neues Finanzierungsmodel. Im Vorfeld der Vorstandssitzung in der vergangenen Woche machte der VDA daher den Vorschlag, die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen auf 18 Millionen Euro zu verdreifachen.

Damit würde der Beitrag von Volkswagen von 650.000 auf rund zwei Millionen Euro pro Jahr steigen. Peanuts für Diess, der täglich mit Milliarden-Summen jongliert. Und dennoch verleiteten ihn die VDA-Finanzen dazu, eine schroffe Mail an die Verbands-Präsidentin Hildegard Müller zu schreiben. Demnach sei eine Beitragserhöhung pauschal auf 21,50 Euro pro gemeldetem Mitarbeiter in Deutschland "nicht akzeptabel".

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"Unsere Industrie befindet sich in einer historisch außergewöhnlichen und sehr herausfordernden Situation", schrieb Diess an Müller. Die Wellen der Corona-Pandemie, der Halbleitermangel, die Elektrifizierung und Digitalisierung würden viel Kraft und gewaltige Inventionen kosten. "Wir hätten uns doch sehr gewünscht", so Diess, "dass der VDA in dieser speziellen Situation erst einmal alle Ausgaben auf den Prüfstand stellt, jede Möglichkeit zur Kostenreduzierung identifiziert, bevor über eine Erhöhung der Einnahmen diskutiert wird."

Tatsächlich dürfte Diess derzeit nur wenig Interesse daran haben, den VDA und seine Positionen zu stärken. Erfolglos hatte er in der Vergangenheit die bedingungslose Unterstützung seines E-Auto-Kurses einfordert. Stattdessen spricht sich der VDA weiterhin für eine "Technologieoffenheit" aus, setzt sich auch für die Förderung von Wasserstoff-Antrieben und synthetischen Kraftstoffen ein. Kein Beitrag von Diess in den Sozialen Netzwerken konnte daran bislang etwas ändern. Setzt der VW-Chef die Finanznot des Verbandes nun ein, um den Machtkampf zu beeinflussen? Einige Beobachter sind davon überzeugt. Aus Unternehmenskreisen heißt es dagegen, dass es dem Sparfuchs Diess schlicht ums Prinzip gehen würde.

In der E-Mail an Müller forderte der VW-Chef, die Entscheidung über die Mitgliedsbeiträge im Vorstand vorerst zu vertagen und eine Finanzkommission aus Vertretern der Mitgliedsunternehmen zu beauftragen, "die Ausgaben des VDA (Personal, Geschäftsführung, Mitgliedschaften in Organisationen und Verbänden, Auslands-Büros, Verbandsbeiträge, Gebäude, Abonnements, Agenturen, externe Beratung etc.) auf Möglichkeiten zur Kostenreduzierung hin zu überprüfen".

Fakt ist: Seit 15 Jahren hat der VDA die Beiträge nicht erhöht und damit auch die Lohnsteigerungen der heute 85 Mitarbeiter nicht an die Unternehmen weitergereicht. Mit einer Erhöhung des Gesamtetats um zehn Prozent soll dies zumindest für die Zukunft angepasst werden, heißt es aus Verhandlungskreisen. "Nach unserer Überzeugung ein Ansinnen, das weder in die Zeit noch in die Landschaft passt", schreibt dagegen Diess. "Und dass speziell die Personalkosten beim VDA steigen sollen, verwundert angesichts unserer gegenteiligen Bestrebungen in den Unternehmen doch sehr."

Auf Anfrage von Auto Insider sind beide Seiten öffentlich um eine Deeskalation bemüht: „Der VDA ist eine wichtige Stimme der deutschen Autoindustrie in Politik und Öffentlichkeit", sagt Diess in einem Statement. "Unter Hildegard Müller ist der VDA auf der politischen Bühne deutlich wahrnehmbarer geworden. Unsere Branche braucht einen Verband, der sich konstruktiv in die gesellschaftlichen Debatten um Klimapolitik einbringt und sich für den Erfolg der Elektromobilität einsetzt, ohne die die Klimaziele nicht zu erreichen sein werden. Die Entscheidung, dass für eine solide finanzielle Basis der Verbandsarbeit die künftige Einnahmenstruktur geändert werden muss, tragen wir voll mit. Ich gehe auch davon aus, dass in Bezug auf die Beitragsstaffel und die Aufteilung zwischen Zulieferern und Herstellern in den nächsten Wochen ein Kompromiss gefunden wird.“

Ähnliche Töne stimmt auch der VDA an. Ein Sprecher erklärt, dass der Verband Ratschläge von Herrn Diess gerne annehmen würde. Die Beitragsstruktur müsse aber geändert werden und die Diskussion dazu sei in vollem Gange. "In der letzten Vorstandssitzung haben sich alles darauf geeinigt, dass der Verband nun einen neuen Vorschlag macht", sagt der Sprecher. "Wir müssen schnell einen Kompromiss erzielen."