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Obst und Gemüse durch Vertical Farming in Supermärkten - setzt sich das durch?

Landwirtschaft muss nicht zwingend große Flächen in Anspruch nehmen. Mit dem sogenannten „Vertical Farming“ wächst Obst und Gemüse in Regalen. Auch in deutschen Supermärkten wird senkrecht angebaut.

In Kopenhagen steht die größte vertikale Farm Europas
Gemüse aus dem Regal: In Kopenhagen steht die größte vertikale Farm Europas. Foto: Reuters / Tom Little (Tom Little / reuters)

Wer an Landwirtschaft denkt, sieht vor dem inneren Auge vermutlich weite bepflanzte Felder und nicht urbane Gebiete mit mehrgeschossigen Gebäuden. Doch genau hier kommt Vertical Farming zum Einsatz.

Dahinter steht die Idee, in die Höhe anzubauen und nicht in die Fläche. So lässt sich platzsparend Obst und Gemüse anbauen. Sogar im Supermarkt.

Ernten im Supermarkt

Einer der Vorreiter der Branche ist Infarm aus Berlin. Das Foodtech-Start-Up stellt kühlschrankgroße Gewächshäuser her, die es vor allem an Supermärkte und vereinzelte Restaurants verkauft. Darin wachsen auf mehreren Regalebenen Kräuter und Salat, die von Kund*innen geerntet und wie frisch vom Feld gekauft werden können. In seltenen Fällen gibt es sogar Obstsorten wie Erdbeeren.

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Zwischenzeitlich gab es über 1.000 solcher sogenannter Instore-Farmen bei 30 Lebensmittelhändlern in elf Ländern. Das berichtet agrarheute. In Deutschland machen unter anderem Filialen von Edeka, Aldi Süd und Kaufland mit.

Die Farm auf dem Parkplatz

In Österreich machte vergangenes Jahr die Supermarkt-Kette Billa von sich Reden, weil sie ebenfalls Produkte aus Vertical Farming ins eigene Angebot aufnahm. Dort können seither Kund*innen Petersilie, Basilikum, Koriander, Eichblattsalat und Lollo-Salat ernten.

Die Senkrecht-Farmen stammen vom israelischen Unternehmen Vertical Field, das im Gegensatz zu Instore seine Gewächshäuser in Übersee-Containern einbaut und diese so verkauft. Supermärkte können die Container dann auf ihre Parkplätze stellen.

Krise trifft die Branche hart

Vertical Farming verzeichnete lange Zeit große Erfolge, vor allem bei Investor*innen. So sammelte Infarm hunderte Millionen ein und überschritt als erstes deutsches Lebensmittel-Start-Up überhaupt eine Bewertung von einer Milliarde US-Dollar.

Doch obwohl die Branche als vielversprechende Ergänzung zur konventionellen Landwirtschaft gilt, kämpft sie jetzt mit großen Problemen. Das stromintensive Anpflanzen wird von der Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, besonders hart getroffen.

Strom macht rund die Hälfte der Produktionskosten in der vertikalen Landwirtschaft aus. Die Entwicklungen der letzten Monate könnten daher einem Todesstoß gleichkommen. Laut Handelsblatt musste Infarm kürzlich mehr als die Hälfte seiner Mitarbeiter*innen entlassen.

Agrarheute geht soweit und schreibt, dass nur die Unternehmen überleben könnten, die selbst „günstigen Strom“, beispielsweise aus Solar, für ihre Farmen erzeugten.

Vorreiter Dänemark

Das Konzept des Vertical Farmings ist nicht neu. Benannt hat es vor über 20 Jahren der US-amerikanische Ökologe Dickson Despommier. Er wollte damals die Dächer New Yorks bepflanzen, um Stadtbewohner*innen vor Ort zu versorgen. Doch der Ertrag wäre aufgrund der knappen Fläche viel zu gering ausgefallen. Deshalb schlug er vor, das Obst und Gemüse zu stapeln.

Mittlerweile gibt es vertikale Farmen auch in industriellem Maßstab. Wie es auf Landwirtschaft.de heißt, steht die größte Anlage Europas in Dänemark, wo auf 14 Etagen Gemüse ganzjährig geerntet wird. Die Pflanzen wachsen dabei nicht in der Erde, sondern auf künstlichen Boden. Gewässert werden sie mit speziellen Nährstofflösungen. Es gibt dadurch kein überschüssiges Wasser, auch auf Dünger kann weitestgehend verzichtet werden.

Das sind aber nicht die einzigen Vorteile durch Technologisierung: Da die Plantagen in geschlossenen Räumen angelegt sind, müssen sie beleuchtet werden. Das übernehmen rund um die Uhr LEDs, es gibt somit kein schlechtes Wetter mehr. Weil auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit geregelt werden, wachsen die Pflanzen unter diesen idealen Bedingungen schneller als auf dem Feld. Somit könnte in Zukunft Saisonanbau der Vergangenheit angehören.

Noch zu teuer

Die vertikale Anbaumethode ist zudem eine Lösung für viele Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt – wie beispielsweise lange anhaltende Dürreperioden. Schon jetzt wird in besonders trockenen Regionen der Welt vertikal angebaut, um nicht von Importen abhängig zu sein. Wie National Geographic (NG) schreibt, werden in einer Farm in Dubai drei Tonnen Obst und Gemüse geerntet – jeden Tag. Versorgt werden damit die Passagier*innen der Fluglinie Emirates. Allerdings ist das, besonders im Wüstenstaat, sehr energieaufwändig. Ökologisch ist Vertical Farming nur, wenn es mit regenerativem Strom betrieben wird.

Auch sind die Anlagen teuer. Im Interview mit NG sagt Heike Susanne Mempel, sie forscht an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu nachhaltigen Anbaumethoden, dass Vertical Farming deshalb bislang eher eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Nahrungsversorgung sei: „Wir brauchen weiterhin Freilandproduktion und Gewächshäuser.“ So zahle sich der hohe technologische Aufwand meist nicht aus. Wenn aber die Technologie, allen voran die LEDs, günstiger würden und weniger Strom verbrauchten, könne der vertikale Anbau „auch für kleinere Betriebe attraktiv sein“.