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Verschmähter Stutz: Die Schweizer werden ihrem Bargeld untreu

(Bloomberg) -- Die ehemals bargeldversessenen Schweizer verlieren die Liebe zum physischen Geld.

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Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Schweizerischen Nationalbank wurden im vergangenen Jahr rund 36% der Transaktionen von Privatpersonen mit physischem Geld abgewickelt. Im Jahr 2020 — als die Pandemie wütete und die Verwendung von Bargeld erschwerte — waren es noch 43% und im Jahr 2017 70%. Weitere 33% bezahlten mit Debitkarten, 13% mit Kreditkarten und 11% über mobile Bezahl-Apps.

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Bargeld ist in der Eidgenossenschaft ein emotionales Thema. Jeder Einwohner besitzt laut Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich umgerechnet 11.824 Dollar (also rund 10.000 Franken) an Bargeld besitzt, mehr als in allen anderen Ländern, in denen die BIZ diese Daten erhebt.

Darüber hinaus hat eine Gruppe, die sich Freiheitliche Bewegung Schweiz nennt, kürzlich mehr als 130.000 Unterschriften gesammelt, um die Existenz von physischem Geld in der Verfassung festzuschreiben. Der Bundesrat beschloss, den präventiven Schritt gegen die Ausbreitung des digitalen Geldes zu unterstützen, indem er eine Abstimmung über eine diesbezügliche Verfassungsänderung befürwortete.

SNB-Vizepräsident Martin Schlegel riet Reportern davon ab, Nachrufe auf das Bargeld zu verfassen. Der Rückgang der Bargeldnutzung habe sich deutlich verlangsamt, sagte er am Donnerstag in Zürich. Bei mehr als jeder dritten Zahlung werde Bargeld verwendet — für Schlegel ein deutliches Zeichen dafür, dass die Bevölkerung physisches Geld will.

Nach Angaben der SNB waren im März Banknoten und Münzen im Wert von 81 Milliarden Franken im Umlauf. Ein beträchtlicher Teil davon dürfte als Wertaufbewahrungsmittel im Ausland gehalten werden, zumal mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens in Form von 1000-Franken-Scheinen, einer der höchsten Stückelungen der Welt, vorliegt.

Als die Zentralbank im Juni letzten Jahres begann, die Zinssätze anzuheben, begann der Bargeldbestand zu sinken, liegt aber immer noch deutlich über dem Niveau, das er hatte, als die Finanzierungskosten unter Null sanken.

Etwas paradoxerweise erfreut sich eine Peer-to-Peer-Zahlungs-App namens Twint auch in der Schweiz zunehmender Beliebtheit — sie wird von 5 Millionen der 8,7 Millionen Einwohner genutzt. Dies steht im Gegensatz zum benachbarten Euroraum, in dem es derzeit keine vergleichsweise gut etablierte Bezahl-App gibt.

Im Vergleich zu 2020 ist der Anteil der Menschen in der Schweiz, die eine Bezahl-App auf ihrem Handy installiert haben, laut der SNB-Umfrage um rund 20 Prozentpunkte gestiegen.

Während sich die SNB neutral dazu verhält, welche Zahlungsmittel die Schweizer verwenden, hatte Schlegel zuvor erklärt, dass die Verwendung von Bargeld in eine “Abwärtsspirale” geraten könnte, wenn sich mehr Menschen dazu entschließen, es nicht mehr zu verwenden, was die Stückkosten der Geldlogistik in die Höhe treiben würde. “Bargeld ist ein gut funktionierendes System, aber man sollte es nicht als selbstverständlich ansehen”, sagte er.

Überschrift des Artikels im Original:Swiss Cash Use Drops in Reality Check for Bill-and-Coin Haven

©2023 Bloomberg L.P.