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„Verschiebung des Jahresabschlusses ist ein Gau“

Christian Strenger fordert Wirecards Buchprüfer EY auf, sich der Finanz- und Wirtschaftsprüferaufsicht zu erklären. Das Fondshaus Deka ist „fassungslos“ und erneuert die Forderung nach einem personellem Neuanfang.

Wirecard konnte am 18. Juni 2020 nicht wie geplant einen testierten Jahresabschluss für das Jahr 2019 vorlegen. Foto: dpa
Wirecard konnte am 18. Juni 2020 nicht wie geplant einen testierten Jahresabschluss für das Jahr 2019 vorlegen. Foto: dpa

Deutschlands führender Experte für gute Unternehmensführung, Christian Strenger, sieht zum einen den Aufsichtsrat von Wirecard in der Pflicht, nach der erneuten Verschiebung des 2019er Jahresabschlusses alle offenen Fragen zu klären. „Der Aufsichtsrat der Wirecard muss jetzt dringend ein umfangreiches Sondergutachten beauftragen, das darüber aufklärt, wer wann etwas wusste – und wer wen gegebenenfalls getäuscht hat. Dafür muss es Zugang zu allen Dokumenten geben“, sagte Strenger der WirtschaftsWoche. „Der Aufsichtsrat darf nicht darauf warten, bis die Aktionäre auf einer später stattfindenden Hauptversammlung eine Sonderprüfung durchsetzen“.

Erneute Verschiebung ein „Gau“

Strenger forderte zudem: „Wirecards Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann muss jetzt ebenfalls nachweisen, welche Kenntnis er wann von bestimmten Vorgängen hatte. Die erneute Verschiebung des Jahresabschlusses ist ein Gau“.

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Strenger erwartet von Wirecards Wirtschaftsprüfer EY mindestens ebenso volle Transparenz. „EY muss nicht nur der Finanzaufsicht Bafin und der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, sondern auch der Wirtschaftsprüferaufsicht erklären, wieso man die Abschlüsse erst jahrelang abgezeichnet hat – und sich beim 2019er Abschluss bislang weigert“, sagte Strenger. „Es geht auch um die Frage, auf welche Belege sich EY früher verlassen hatte“. Er erinnerte daran, dass es die Treuhandkonten schon immer gegeben hat, wegen der EY bis jetzt kein Testat ausstellen kann. Strenger lehrt gute Unternehmensführung an der Handelshochschule Leipzig und war Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex.

Deka ist „fassungslos“

Wirecard hatte die für Donnerstag geplante Vorlage seines Jahresabschlusses erneut verschoben – mit einer desaströsen Begründung. So konnte EY „noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise“ für Bankguthaben von fast zwei Milliarden Euro erlangen, wie es in der dürren Pflichtmitteilung Wirecards an die Börse heißt. Zudem sieht sich EY offenbar getäuscht: „Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer“ zu Bankkonten „unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden“, schreibt Wirecard in der Ad-hoc-Mitteilung. Die Aktie war im Anschluss daran in der Spitze um fast 60 Prozent eingebrochen.

Auch die zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörende Fondsgesellschaft Deka hat sich zu Wort gemeldet. „Ein personeller Neuanfang ist dringender denn je“, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment, der WirtschaftsWoche. „Wir sind fassungslos. Auch hier hat sich wieder gezeigt, dass den Ankündigungen von Wirecard keine Taten folgen“. Die Deka hoffe, dass der erneute Vertrauensentzug am Kaitalmarkt nicht doch noch Auswirkungen auf das operative Geschäft habe. Speich hatte bereits Anfang Mai in der WirtschaftsWoche den Rücktritt von Wirecards Langzeit-Chef Markus Braun gefordert.

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