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Karstadt Sports schließt 20 von 30 Filialen – Verdi will für Erhalt der Standorte kämpfen

Neben 62 Karstadt-Kaufhof-Standorten sollen auch 20 der 30 Karstadt-Sports-Niederlassungen schließen. Insgesamt wären mehrere große ECE-Standorte betroffen.

Insgesamt sind 700 Arbeitsplätze von den neuen Filialschließungen betroffen. Foto: dpa
Insgesamt sind 700 Arbeitsplätze von den neuen Filialschließungen betroffen. Foto: dpa

Zusätzlich zur geplanten Schließung von Dutzenden Filialen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sollen zufolge der Gewerkschaft Verdi auch 20 der 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sports dicht machen. Zuvor hatten die Deutsche Presse-Agentur und der Kölner Stadt-Anzeiger darüber berichtet.

Betroffen von den Plänen seien bis zu zwei Drittel der rund 1200 Beschäftigten, teilte Verdi am Sonntag mit. Die Gewerkschaft wolle für den Erhalt der Standorte kämpfen. Auch Galeria-Besitzer Rene Benko stehe in der Verantwortung für die Schicksale der Mitarbeiter. Jetzt müsse es darum gehen, alle Möglichkeiten, Chancen und Wege auszuschöpfen, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

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Als Erfolg verbuchte Verdi, dass die Gewerkschaft für Karstadt Sports einen Tarifvertrag verhandelte. Dieser sehe unter anderem die Angleichung an das Tarifniveau von Galeria Karstadt Kaufhof in zwei Schritten bis zum 1. Januar 2022 vor sowie eine Standort- und Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Häuser.

„Konkret bedeutet dies für die von Arbeitsplatzverlust betroffenen Beschäftigten eine Anhebung des Gehalts auf das Niveau der Flächentarifverträge des Einzelhandels“, betonte Verdi. Das kann spürbare Folgen für die Mitarbeiter haben, denn daraus berechnet sich später die Höhe des Arbeitslosengelds.

Es sollen laut Medienberichten unter anderem die Standorte in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Hamburg und München sowie die Hauptverwaltung von Karstadt Sports in Essen geschlossen werden.

Insgesamt 5317 Mitarbeiter verlieren Arbeit

An Karstadt Sports hatte Ende Mai die private Loitz Stiftung aus Essen Interesse bekundet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bot die Loitz Stiftung 40 Millionen Euro, das Angebot sei aber ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden. Sachwalter Frank Kebekus und das Karstadt-Management müssen nun bis Ende Juni dem Amtsgericht Essen ihren Sanierungsplan vorlegen.

Der angeschlagene Warenhauskonzern hatte am Vortag bekanntgegeben, dass er 62 der 172 Standorte schließen will. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrates werden dadurch insgesamt 5317 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren. Der Konzern hat derzeit noch 28.000 Beschäftigte. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar bis zu 80 Geschäfte dicht machen wollen.

Die Geschäftsführung von Galeria Karstadt Kaufhof hatte die Maßnahmen am Freitag als unvermeidlich bezeichnet. „Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden“, sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele Tausend Arbeitsplätze zu sichern.

Indes kündigte der Center-Manager ECE als einer der großen Vermieter weitere Gespräche mit Karstadt Kaufhof an. „Solange noch nichts endgültig entschieden ist, wollen wir versuchen, weiter mit Karstadt Kaufhof zu verhandeln und für die Standorte zu kämpfen“, sagte Steffen Eric Friedlein, Geschäftsführer Vermietung der ECE, am Samstag in Hamburg.

Grüne fordern Unterstützung für stationären Einzelhandel

Zwölf der 172 Karstadt-Kaufhof-Standorte befinden sich – oftmals schon seit Jahrzehnten – in verschiedenen von der ECE betriebenen Shopping-Centern und seien zu einem großen Teil von den Schließungsplänen betroffen.

„Wir haben in den letzten Wochen mit viel Engagement und großem Einsatz zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und den Eigentümern unserer Center vermittelt und sehr weitreichende Lösungsangebote erarbeitet, um Standortschließungen in unseren Centern zu vermeiden und die Arbeitsplätze in den Filialen zu erhalten“, sagte Friedlein.

Die Grünen forderten, die Bundesregierung müsse „Kauf-vor-Ort“-Gutscheine einführen, um den stationären Einzelhandel sowie örtliche Dienstleistungen und Gastronomie zu unterstützen. „Innenstädte und Ortskerne dürfen nicht aussterben. Die Bundesregierung muss deshalb die Überbrückungshilfen dringend über August hinaus verlängern“, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte der „Passauer Neuen Presse“, Galeria Karstadt Kaufhof stehe stellvertretend für die Krise vieler stationärer Händler, die durch die Corona-Pandemie verschärft worden sei. „Nach Schätzungen von Handelsexperten stehen 50.000 Einzelhändler vor der Pleite.“

Im RND betonte er, die Corona-Pandemie biete aber auch eine Chance: „Es muss uns gelingen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln – zum Beispiel Gemeinschaftskonzepte zwischen Handel, Gastronomie, Kultur, aber auch Büronutzungen.“ Weitere Schließungen müssten verhindert werden.

Das Wohnen in Innenstädten könne attraktiver werden, zumal wegen des Trends zum Homeoffice weniger Büroräume gebraucht würden. „Ziel muss es sein, dem drohenden Ausbluten unserer Innenstädte aktiv zu begegnen“, so Landsberg. Hierfür müssten sich Kommunen, Unternehmen, Insolvenzverwalter und Immobilieneigentümer an einen Tisch setzen.

Vor einigen Filialen in Berlin versammelten sich am Samstagvormittag Menschen, um gegen die geplante Schließung zu demonstrieren. In der Hauptstadt sollen sechs von elf Warenhäusern geschlossen werden. Davon könnten nach Gewerkschaftsangaben rund 1000 der etwa 2100 Beschäftigten betroffen sein.

Der Immobilienentwickler hofft, die angekündigte Schließung der Kaufhäuser zumindest in einigen Fällen noch abwenden zu können. Foto: dpa
Der Immobilienentwickler hofft, die angekündigte Schließung der Kaufhäuser zumindest in einigen Fällen noch abwenden zu können. Foto: dpa