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Vermögensverwalter setzen auf Bankaktien

Das stärkere Wirtschaftswachstum in Europa könnte die Kreditvergabe europäischer Banken befeuern und ihre Aktienkurse in die Höhe treiben. Im Hintergrund lauern allerdings einige schwer kalkulierbare Risiken.

Wer höhere Renditen erzielen will als andere Anleger, muss abseits des Mainstreams nach Investmentchancen suchen. Michael Dutz hat das getan – und ist bei der Deutschen Bank fündig geworden. „Wir kennen aktuell niemanden, der positiv für die Kursentwicklung der Deutschen Bank gestimmt ist. Dadurch reichen kleine positive Meldungen aus, damit die Stimmung dreht“, erklärt Dutz, dessen Asset-Management-Haus Adlatus am jährlichen Vermögensverwalter-Contest des Online-Brokers DAB BNP Paribas teilnimmt, den das Handelsblatt als Medienpartner begleitet.

Aktien der Deutschen Bank haben dem Musterdepot von Adlatus auf kurze Sicht den höchsten Wertzuwachs beschert. Derzeit steht die Aktie des Geldhauses bei rund 17 Euro. Dutz hat ein Kursziel von 23 Euro im Blick. „Das Tal der Tränen ist durchschritten, wir sehen den klassischen Turnaround kommen“, sagt er.

Mit Bankaktien ist es so eine Sache: Einerseits drücken das niedrige Zinsniveau, die noch immer relativ schwache Konjunktur und die steigenden Regulierungsanforderungen auf die Margen der Geldhäuser. In der Folge sind ihre Aktienkurse unter Druck geraten. Andererseits haben kleine Erfolgsmeldungen, etwa über Umstrukturierungen, zuletzt hier und da Kursrallys angestoßen. Bald könnte es nachhaltig aufwärts gehen, sagen Marktbeobachter. Sie haben mehrere Faktoren im Blick, die die Kurse von Finanztiteln in die Höhe treiben könnten.

Europäische, global agierende Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht, Altlasten beseitigt und Kosten gesenkt, sagt Vermögensverwalter Dutz. Auch der Börsenboom in den USA und die geplante Lockerung der Bankenregeln durch US-Präsident Donald Trump dürften den Instituten zugutekommen. „Sollten dazu noch Übernahmefantasien und Fusionsgerüchte kommen, wäre der Damm endgültig gebrochen.“

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Der Vermögensverwalter sieht bei europäischen Bankaktien bis Jahresende ein Kurspotenzial von 40 bis 50 Prozent. Neben der Deutschen Bank findet er derzeit BNP Paribas, Credit Suisse und UBS interessant. Alle drei Banken sind weltweit aktiv und haben ein starkes Standbein in den USA. Der Commerzbank, deren Aktienkurs sich zuletzt leicht erholt hat, steht Dutz skeptisch gegenüber. „Sie hat sich zu stark auf Europa fokussiert“, erklärt er.

Zu viel Europa-Geschäft gilt als problematisch – ein zu hoher US-Anteil allerdings auch. Viele Anleger sehen amerikanische Geldhäuser jetzt kritisch. Grund: Trumps Deregulierungspläne dürften dem US-Bankensektor zwar nützen. Solange nicht klar ist, wie die Branchenreform konkret aussehen wird, ist das Risiko für Anleger aber hoch. Europäische Vermögensprofis konzentrieren sich bei Bankaktien deshalb lieber auf den Heimatmarkt und suchen dort nach international aktiven Instituten.


Europäische Bankaktien sind vergleichsweise günstig.

Auch die vergleichsweise niedrigen Bewertungen sprechen für europäische Titel. „Insgesamt sind europäische Bankaktien im Vergleich zu US-amerikanischen und globalen Finanztiteln günstig bewertet. Deshalb sehen wir mittelfristig gutes Kurspotenzial“, sagt Andreas Teichmann von Plückthun Asset Management. Der Vermögensverwalter hat in seinem Musterdepot derzeit einen börsengehandelten Indexfonds (ETF), der die Kursentwicklung europäischer Bankaktien nachzeichnet.

Darüber hinaus gibt die Konjunkturentwicklung in Europa Grund zu Optimismus. Die Wirtschaft hat nach langer Schwächephase offenbar auf einen Wachstumspfad zurückgefunden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone im laufenden Jahr um 1,7 Prozent wachsen wird – das wären immerhin 0,1 Prozentpunkte mehr, als im Januar prognostiziert.

Bankaktien sind zwar keine klassischen Zykliker, die von Konjunkturaufschwüngen besonders stark profitieren. Für einige Geschäftsbereiche von Banken ist eine gute Wirtschaftsentwicklung aber durchaus von Vorteil, etwa für das Kreditgeschäft. „Wir sehen Anzeichen, dass sich die Wirtschaftsaussichten in Europa verbessern. Damit sollte sowohl die Kreditvergabe steigen als auch die Kreditausfallrate sinken“, sagt Teichmann.

Der Vermögensverwalter rechnet damit, dass die Zinsen in Europa in den kommenden zwölf bis 36 Monaten leicht steigen werden, und dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Liquiditätszufuhr für die Märkte zurückfahren wird. „Damit dürfte die Zinsmarge für die Geldhäuser in Europa etwas steigen, was zu höheren Gewinnen führen sollte“, sagt er.

Rundum rosige Aussichten also? Nicht unbedingt. Im Gegensatz zu vielen Anlageprofis zeigt sich der IWF besorgt. Auch er stellt zwar fest, dass europäische Banken ihre Kapitalbasis verbreitert haben, und lobt zudem die schärfere Branchenaufsicht. Andererseits seien viele Banken aber unrentabel und reformschwach, bunkerten überdies zu viele faule Kredite in ihren Büchern, moniert er. IWF-Experten befürchten, dass der europäische Bankensektor anfällig ist für neue Schocks.

Anleger sollten die Risiken von Bankaktien trotz aller positiven Anzeichen nicht unterschätzen und keinesfalls einfach querbeet investieren. Europas Banken entwickeln sich sehr unterschiedlich, betont Friedemann Wagner von PEH Vermögensmanagement. „Die Sorge um die Wirtschaft und die politische Lage in Italien haben die Banken dort besonders belastet“, sagt er. Italienische Bankaktien eignen sich jetzt höchstens für spekulative Investoren. PEH hat deshalb lieber in Aktien der Deutschen Bank investiert. Zwar hat sich auch der deutsche Finanzsektor zuletzt eher schwach entwickelt. Unterm Strich stehe er aber solide da, sagt Wagner.

Insgesamt sind viele Bankaktien unterbewertet und könnten im Wert steigen, sobald die Stimmung dreht, schätzt der Vermögensverwalter. „Wir konnten bereits deutliche fundamentale Verbesserungen bei spanischen und französischen Banken feststellen“, sagt er. Die Präsidentschaftswahl in Frankreich hatte kaum Einfluss auf die Kurse französischer Finanztitel.

Nun sieht der Vermögensverwalter italienische und deutsche Banken vor einer möglichen Neubewertung, nicht zuletzt dank der verbesserten Wirtschaftsdaten. Noch können Anleger viele Titel vergleichsweise günstig kaufen und darauf wetten, dass die erhoffte Erholung tatsächlich eintritt. Sie sollten aber nicht so viel Geld investieren, dass sie Probleme bekommen, falls die Kurse von Finanztiteln doch nicht steigen. Auch ein neuer Kursrutsch ist nicht ausgeschlossen.