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Vermögen von Kaffee-Milliardären Reimann schrumpft um eine Milliarde Euro

Die deutsche Industriellenfamilie Reimann vertraut ihren Managern auch bei großen Abenteuern. Erst am Donnerstag gab der US-Getränkekonzern Keurig-Dr. Pepper, Teil des weitverzweigten Reimann-Reichs, kurzerhand bekannt, eine halbe Milliarde Dollar in den Kauf eines Vitaminwasser-Herstellers zu stecken.

Im Vergleich ist das ein kleiner Deal: Die Reimann-Holding JAB hat mit reichlich Fremdkapital ein Kaffee-Imperium mit Marken von Jacobs bis Peet’s Coffee zusammengekauft. Zudem ist JAB ein wesentlicher Aktionär des Kosmetikkonzerns Coty, der unter anderem Wella übernommen hat. Die Reimann sind damit eine der reichsten Familien Deutschlands.

Doch derzeit müssen die vier Geschwister aus der Mannheimer Chemiedynastie schlechte Nachrichten verkraften. Laut dem am Freitag veröffentlichten Halbjahresbericht von JAB ist ihr Vermögen innerhalb eines Jahres um rund eine Milliarde Euro geschrumpft. Hauptgrund ist der fallende Kurs der Coty-Aktie. Da die JAB Holding 38,6 Prozent an Coty hält, schlägt der Kursverfall hart auf das Vermögen der Familie durch.

Allein Dividendeneinnahmen verhinderten, dass die Familie noch mehr rechnerisches Geld verlor. Laut Geschäftsbericht liegt das den Eignern zurechenbare Eigenkapital nun bei 15 Milliarden Euro – nach 16 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Die Geschwister haben laut früheren Angaben fast ihre gesamtes Vermögen in JAB gesteckt.

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Der amerikanische Kosmetikkonzern Coty kommt bei der Integration von 43 Marken, die er von drei Jahren dem Konkurrenten Procter & Gamble (P & G) abgekauft hat, nur langsam voran. Der 12,5-Milliarden-Dollar-Deal macht viel Arbeit: P & G verkaufte Marken, die sowieso schon schlecht liefen, und trennte sie mühsam aus seiner Organisation heraus. „Coty und andere haben noch Optimierungsbedarf“, gestand Reimann-Manager Bart Becht, im Nebenjob Chairman von Coty, bereits vor einem halben Jahr im Handelsblatt-Interview ein.

Während die Holding in den vergangenen Monaten bei Coty sogar noch aufstockte, hat sich die Familie von ihrem Stammgeschäft, dem Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser inzwischen fast komplett getrennt. Das Unternehmen mit Marken wie Calgon und Durex ist aus dem väterlichen Chemieunternehmen Joh. A. Benckiser hervorgegangen.

Im Sommer habe JAB seinen Anteil an Reckitt-Benckiser auf unter drei Prozent zurückgefahren, heißt es in dem Halbjahresbericht. Vor gut zehn Jahren hielten die Geschwister noch 16 Prozent, vor einem Jahr noch knapp acht Prozent.

„Bei Reckitt Benckiser verkaufen wir immer mal kleine Aktienpakete – auch weil wir glauben, dass Coty weitaus interessanter ist“, hatte Becht bereits in dem Handelsblatt-Interview angekündigt und damit die Reckitt-Benckiser-Aktie kurzzeitig unter Druck gesetzt.

Die Reimanns tauchen in der Öffentlichkeit kaum auf

Damit setzt der Manager darauf, dass sich der Aktienkurs von Coty wieder erholt – und das Familienvermögen auf dem Papier wieder steigt. Zudem dürfte JAB weitere Übernahmen anstreben. Dabei hilft ein eigens aufgelegter Fonds, an dem etliche institutionelle Anleger und Vermögensverwalter beteiligt sind.

In der Öffentlichkeit tauchen die vier Erben der Mannheimer Chemiedynastie persönlich kaum auf; es sind drei andere, die mit dem Geld der Familie viel bewegen: der langjährige Familienvertraute Peter Harf, Ex-Mars-Manager Olivier Goudet und eben Becht, der auch schon bei den Reimann-Beteiligungen Reckitt Benckiser und Coty die Geschäfte führte. Die Seniorpartner der JAB Holding haben dabei so viel Freiraum wie wohl kein anderer Manager einer deutschen Familie.

Seit 2012 haben die drei das Mandat von vier Mitgliedern der Familie, nach eigenem Gutdünken zu investieren. Die Dachgesellschaft für die Beteiligungen an Coty und Reckitt Benckiser wurde zur Investmentfirma, die auch externes Kapital aufnehmen darf. Inzwischen verwaltet JAB nach früheren Angaben knapp 80 Milliarden Euro.

Das meiste steuern unter anderem Staatsfonds und andere europäische Familien zu. Ein zweiter Familienzweig, die Kinder von Albert Reimanns Schwester, ist schon in den 1990er-Jahren bei JAB ausgestiegen und betreibt die Münchener Deutsche Kontor Privatbank.

Begonnen haben die Erben des Mannheimer Chemie-Industriellen Albert Reimann vergleichsweise bescheiden. Bei dessen Tod 1984 überraschte das Testament die neun Kinder – fünf eigene und vier adoptierte Nichten und Neffen: Sie sollen zuvor nicht gewusst haben, dass ihrem Vater die Chemiefabrik, die er leitete, auch gehörte. Mit 450 Millionen Mark Umsatz gehörte das Benckiser-Werk zu den Kleineren der Branche.

Als studierte Naturwissenschaftler waren die Erben nicht vorbereitet auf eine Führungsaufgabe und legten das Unternehmen wie im Testament vorgesehen in die Hände der Manager. Die schafften erst durch Fusion den heutigen Reckitt-Benckiser-Konzern. Seit einigen Jahren liegt der Ehrgeiz der drei JAB-Senior-Partner darin, eine globale Kaffee-Gruppe zusammenzukaufen.