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Kleine Summen für große Vermögensverwalter

Investmentprofis entdecken Social Trading: Für sie ist die Plattform Wikifolio Marketinginstrument und Versuchslabor zugleich. Anleger investieren aber nur zögerlich.

Ihre Kunden haben Hunderttausende auf der hohen Kante, mitunter sogar Millionen. Wer auf die Dienste eines Vermögensverwalters setzen möchte, braucht eine gewisse Anlagesumme. So war es zumindest früher. Heute können Anleger schon mit kleinen Beträgen auf die Strategien von Profis setzen, die ihre Dienste sonst nur vermögenden Kunden anbieten. Möglich macht das die Social-Trading-Plattform Wikifolio. Hier können Nutzer Musterdepots anlegen und Anleger mit Zertifikaten auf diese Investments setzen, ähnlich wie bei den Konkurrenten Ayondo und Etoro.

Mittlerweile sind auf der Plattform 51 Vermögensverwalter aktiv. „Anleger haben so direkten Zugang zu den Handelsstrategien der Vermögensverwalter, können ihnen über die Schulter blicken und die Umsetzung der Handelsstrategie eins zu eins mitverfolgen und nachvollziehen“, sagt Andreas Kern, Gründer des Wiener Fintechs. „Früher mussten Anleger mehrere Hunderttausend Euro investieren, um in den Genuss einer von Vermögensverwaltern betreuten Strategie zu gelangen. Über Wikifolio-Zertifikate können sie bereits ab einem geringen Betrag die Wertentwicklung der Strategien der Finanzprofis in ihr Depot holen.“

Für die Vermögensverwalter ist dies in erster Linie ein Marketinginstrument. Mit Hilfe von Wikifolio habe die Firma die Möglichkeit, die eigenen Strategien als „absolut transparente Produkte zu präsentieren, die ein Schaufenster unserer Arbeit als Vermögensverwalter und Fondsmanager darstellen“, sagt Stephan Albrech von der Albrech & Cie Vermögensverwaltung. So habe sich die Präsenz auf Wikifolio im Laufe der letzten Jahre als Marketinginstrument etabliert.

Auch die Hinkel & Cie Vermögensverwaltung hat Geschmack daran gefallen, ihre Dienstleistungen einem internetaffinen Publikum anbieten zu können. Die Düsseldorfer sind auf mehreren Wikifolios auf der Plattform vertreten, die sie teilweise zu Dach-Wikifolios zusammengefügt haben, und in diese investieren sie auch das Geld ihrer Kunden. Insgesamt bieten Vermögensverwalter derzeit mehr als 120 Wikifolios an, davon sind rund 90 Prozent auch investierbar, also Basis für ein Zertifikat. Das kann von Anlegern über die Börse Stuttgart oder im Direkthandel bei Lang & Schwarz ge- und verkauft werden.

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Doch es gibt auch Einwände. Kritiker monieren, dass Zertifikate anders als Investmentfonds kein geschütztes Sondervermögen sind und Anleger damit ein Emittentenrisiko tragen. Wenn also die herausgebende Bank pleitegeht, ist das Geld des Anlegers weg. Außerdem legt man sein Geld in die Hände eines anderen Händlers. So sind mehr als 6 700 Wikifolio-Zertifikate an der Börse Stuttgart gelistet. Anleger haben in diese Papiere aktuell rund 300 Millionen Euro investiert.

Mit Hauck & Aufhäuser ist auch eine Privatbank auf der Plattform aktiv. Der Schweizer Ableger der Bank präsentiert hier seinen Nachhaltigkeitsansatz und hofft, eine breitere Kundenbasis zu schaffen. „Diese Kunden sind digital geprägt, gleichzeitig aktiv und mehr tradingorientiert“, sagt Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer von Hauck & Aufhäuser. „Wikifolio-Anleger beziehungsweise Anleger der jungen Generation sehen wir als zukünftige Kunden für Asset-Manager.“ Deswegen sei es wichtig, auf Social-Trading-Plattformen präsent zu sein.

Wettbewerber buhlen ebenfalls um die Finanzprofis. Etoro ist im Frühjahr mit einem Investmentfonds-Marktplatz für Vermögensverwalter an den Start gegangen. Mit „Copy Funds for Partners“ können die Profis eigene Fonds auflegen und auf der Plattform anbieten. Auch bei Ayondo sind „einige professionelle Vermögensverwalter“ aktiv. Allerdings werde vom „Signalgeber“, wie die Trader auf der Plattform heißen, oft nicht kommuniziert, dass hinter einem Profil ein professioneller Vermögensverwalter steht. Es sei ein klarer Trend, dass sich Social-Trading-Plattformen mehr und mehr in die Richtung von Vermögensverwaltungen bewegen, heißt es bei Ayondo. Gerade für kleinere und mittlere Finanzdienstleister sei das eine alternative Vermarktungsplattform.


Kritik kommt von Anlegerschützern

Das Engagement der Vermögensverwalter auf Wikifolio dient aber nicht nur Marketingzwecken oder als Versuchslabor. Sie können mit ihren Depots auch über mögliche Kursgewinne hinaus Geld verdienen – und zwar in Form einer Erfolgsprämie, die auch von der Größe des Portfolios abhängt. Hinzu kommt im Fall der Anlageprofis ein Teil der Zertifikategebühr. Anlegerschützer wie Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisieren die „teuren Performance Fees von bis zu 30 Prozent“. Für Anleger seien niedrige Kosten neben einer breiten Diversifikation sehr wichtig. Das erfolgreichste Vermögensverwalter-Wikifolio ist das „Stockpicker & Cash“ von MS Finance Support. Seit Auflage im Juli 2014 hat es gut 67 Prozent zugelegt, bei einem Maximalverlust von 12,5 Prozent. Hier liegt die Erfolgsprämie bei zehn Prozent plus 0,95 Prozent für das Zertifikat.

Die meisten Vermögensverwalter sind nur auf Wikifolio und nicht noch auf anderen Plattformen aktiv. „Da aktuell eine regelrechte Schwemme an Social-Trading-Plattformen versucht, den Markt zu erobern, bleibt nicht mehr genug Zeit für das tägliche Geschäft“, sagt Albrech. Man könne nicht auf allen Hochzeiten tanzen. „Daher konzentrieren wir uns in dem Bereich lediglich auf Wikifolio, weil es unserem Anforderungsprofil an eine Social-Trading-Plattform absolut gerecht wird.“

Auch die anderen Vermögensverwalter fühlen sich dort gut aufgehoben. Doch einige Profis sehen durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten. Albrech schlägt vor, die Vermögensverwalter-Wikifolios stärker von denen der Privatpersonen abzuheben, damit Anleger leichter entscheiden können, wann sie es mit einem Profi und wann mit einem Privatanleger als Trader zu tun haben. Urban bemängelt, dass die Anleger auf Wikifolio vor allem auf die Performance achten. Auch von der Anlagesumme in seine Wikifolios – investiert sind gut 33 000 beziehungsweise gut 10 000 Euro – ist er enttäuscht. Damit ist Urban nicht alleine. In das größte Vermögensverwalter-Wikifolio haben Anleger gerade mal rund zwei Millionen Euro investiert. Es ist das „Privalor AG Aktienstrategie XII“. Im laufenden Jahr hat es immerhin 33 Prozent zugelegt, seit Auflage im August 2016 sind es 23 Prozent.

Insgesamt gibt es nur 46 Wikifolio-Zertifikate mit einem Anlagevolumen von mehr als einer Million Euro. Das größte Portfolio ist allerdings gut 34 Millionen Euro schwer. Fondsmanager Hendrik Leber, Gründer der Investmentgesellschaft Acatis, bemängelt, dass die An- und Verkaufsspannen so hoch sind und Dividenden dem Portfolio nicht gutgeschrieben werden. Grundsätzlich ist aber auch er sehr zufrieden und will weitere Zertifikate auflegen. Das dürfte Wikifolio-Freunde hoffen lassen.

Hinweis: Die Verlagsgruppe Handelsblatt ist über ihre Beteiligungsgesellschaft VHB Ventures an Wikifolio beteiligt.

KONTEXT

Das Wichtigste zu Wikifolio.com

Seit wann gibt es Wikifolio.com?

Wikifolio.com ist am 1. August 2012 an den Start gegangen. Anfang August 2017 kann die Plattform mehr als 18000 publizierte Wikifolios und mehr als 6700 investierbare Wikifolios vorweisen. Insgesamt wurde im Rahmen der wikifolios ein Handelsvolumen von rund 13 Milliarden Euro ausgelöst.

Wie erstelle ich ein Wikifolio?

Jeder kann auf Wikifolio.com ein kostenloses Musterdepot - ein Wikifolio - erstellen. Diese Strategien sind für jedermann öffentlich einsehbar. Die Trader können dazu Kommentare verfassen.

Was ist ein investierbares Wikifolio?

Unter bestimmten Bedingungen kann ein Wikifolio in Form eines Endlos-Indexzertifikats (Wikifolio-Zertifikat) abgebildet werden. Diese Zertifikate werden von der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft in Düsseldorf emittiert. Voraussetzung dafür: Der Trader braucht zehn Unterstützer, die mindestens 2.500 Euro in seine Strategie investieren würden und muss während einer 21tägigen Testphase mindestens fünf virtuelle Trades durchführen.

Wo werden die Wikifolio-Zertifikate gelistet?

Jedes Wikifolio-Zertifikat hat eine eigene Wertpapierkennnummer (WKN) beziehungsweise eine ISIN und ist an der Börse Stuttgart gelistet sowie über Lang & Schwarz außerbörslich handelbar.

Wie investiere ich in ein Wikifolio?

Über die Plattform können sich Anleger über die unterschiedlichen Wikifolios informieren. Haben sie ein Wikifolio ausgewählt, können sie von der Plattform direkt zu ihrer Depotbank oder ihrem Broker gelangen und es dort kaufen.

Worin investieren die Trader?

Das Anlageuniversum umfasst mehr als 250.000 Wertpapiere. Darunter finden sich hochliquide Aktien und ETFs, aber auch Bonus- und Discountzertifikate, mit denen Anleger attraktive Renditen auch in Seitwärtsmärkten erzielen können. Spekulative Trader können Hebelprodukte wie Optionsscheine oder Turbos zur Rendite-Maximierung aber auch für Absicherungszwecke nutzen.

Welche Gewinne können Trader machen?

Trader können eine Performancegebühr zwischen fünf und 30 Prozent festlegen. Diese wird immer dann ausgezahlt, wenn sie einen neuen Höchststand erreichen. Die Gebühr wird zwischen dem Trader und Wikifolio.com aufgeteilt. Der Trader bekommt je nach Investitionsvolumen maximal die Hälfte der Gebühr. Ein Rechenbeispiel: Der Trader hat mit seinem Wikifolio an einem Tag einen neuen Höchststand erreicht, der 20 Euro über dem alten liegt. Bei einer Performancegebühr von zehn Prozent werden somit zwei Euro fällig; ein Euro fließt an den Trader, einen Euro bekommt die Plattform.

Welche Gebühren entstehen dem Investor?

Die Performancegebühr wird in den Kurs des Wikifolios eingerechnet. Sie wird in der Nacht vom Tagesschlusskurs abgezogen. Auf diese Weise liegt nach Erreichen eines neuen Höchststandes der Tagesschlusskurs über dem nächsten Eröffnungskurs. Zusätzlich wird pro Jahr eine Zertifikate-Gebühr von 0,95 Prozent vom gesamten eingesetzten Kapital fällig, die ebenfalls tagesgenau berechnet und abgezogen wird.

Welche Risiken birgt der Zertifikate-Kauf?

Der Anleger trägt mehrere Risiken: Zum einen muss er darauf vertrauen, dass der Trader eine erfolgreiche Strategie beibehält oder rechtzeitig anpasst. Wie bei allen Investitionen in Wertpapiere besteht natürlich ein gewisses Kursschwankungsrisiko. Die im März 2017 eingeführte Besicherungslösung für alle wikifolio-Zertifikate sorgt dafür, dass das mit Investitionen in Zertifikate generell einhergehende Emittentenrisiko weitgehend abgesichert ist.

Wer sind die Trader?

Wer ein Wikifolio publiziert, muss den Plattformbetreibern seinen Namen, Telefonnummer und Adresse mitteilen. Die Anleger können die Traderprofile einsehen, in denen sich die Trader mit ihrem tatsächlichen Namen vorstellen und Angaben zur Erfahrung im Handel mit Wertpapieren machen. Ein Viertel der Trader ist hauptberuflich in der Finanzbranche tätig.

Was erfährt der Anleger über die Handelsstrategie?

Neben einer Beschreibung der Tradingstrategie werden sämtliche Trades, der aktuelle Depotbestand und die Kommentare des Traders veröffentlicht.

Wo kann Wikifolio genutzt werden?

wikifolio.com und wikifolio-Zertifikate gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für Internationale Nutzer gibt es zusätzlich eine englischsprachige Version der Plattform.

wikifolio.com