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Vermögensaufbau und Altersvorsorge: Wo stehen wir im internationalen Vergleich?

Eine auskömmliche finanzielle Absicherung im Alter – dies ist traditionell eines der wichtigsten Sparziele der Deutschen. Doch der langfristige Aufbau von Vermögen ist nicht gerade leicht.

Einen Wohlstand erwirtschaften, um irgendwann sorgenfrei in den Ruhestand gehen zu können. Dafür sparen viele Deutsche. Doch dies wird immer herausfordernder – nicht nur aufgrund der demografischen Veränderungen. Aktuelle Studien zeigen: Wenn es um die Qualität des Altersvorsorgesystems geht, liegt Deutschland im globalen Vergleich nur im Mittelfeld.

Vermögensaufbau schwierig

In einer aktuellen Umfrage der CFA Society Germany unter 200 professionellen Investoren gaben 41 Prozent der Teilnehmer das Thema „Schwierigkeiten bei Altersvorsorge und Vermögensaufbau“ als größte Baustelle für den Finanzplatz Deutschland an. Zwar sind die Gründe dafür vielfältig. Einige liegen jedoch klar auf der Hand. So ermöglichen es die aktuellen Niedrigzinsen vielen Sparern kaum, ihr Geld ertragreich anzulegen. Dies wirkt sich ebenso ernüchternd auf deutsche Staatsanleihen aus, die auf rekordniedrigen Ständen rentieren – per November bei minus 0,6 Prozent für zehnjährige sowie minus 0,8 Prozent für dreijährige Laufzeiten. Zweitens haben wir in Deutschland eine hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeitseinkommen. Laut OECD-Bericht vom April liegt Deutschland hier mittlerweile gar an der Spitze der 36 ausgewerteten Länder. Selbst Durchschnittsverdienern fällt es oftmals schwer, vom übriggebliebenen Geld etwas „auf die hohe Kante“ zu legen. Dies hat auch mit einem weiteren Phänomen zu tun, nämlich dem Verlust der realen Kaufkraft. Zwar sind die Verbraucherpreise und damit die statistische Inflation seit längerer Zeit niedrig. Dagegen kletterten die Vermögenspreise in den vergangenen Jahren immens (Asset Price Inflation), was beispielsweise zahlreiche Mieter und diejenigen, die den Erwerb von Immobilieneigentum erwägen, deutlich zu spüren bekommen.

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Altersvorsorge: 39 Länder im Vergleich

Angesichts der geschilderten Herausforderungen, die viele OECD-Länder betreffen, erscheint es essenziell, dass die nationalen Versorgungssysteme hocheffizient, integer und nachhaltig wirtschaften. Dies betrifft neben der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) auch die betrieblichen (bAV) und privaten (pAV) Säulen der Altersvorsorge. Das CFA Institute und die Unternehmensberatung Mercer haben in einer aufwändigen Untersuchung nun 39 Märkte analysiert, die knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung abdecken. Zwar hat sich Deutschland mit Platz elf im Gesamtranking gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert (Score: 67,3 Punkte gegenüber 66,1 Punkte in 2019). Die Studienautoren sehen jedoch vornehmlich beim Thema betriebliche Altersversorgung und bei der Frage nach Formen kapitalgedeckter Zusatzversorgungen erhebliches Aufholpotenzial. Die Bewertung setzt sich aus drei Kategorien zusammen: Die (1.) Integrität (Integrity) fasst den regulatorischen und systemischen Rahmen sowie Sicherheits- und Schutzaspekte für Rentenempfänger zusammen. Hier schneidet Deutschland sehr gut ab. Für die Kategorie (2.) Nachhaltigkeit (Sustainability) wird vornehmlich der Grad der Abdeckung mit einer bAV oder pAV unter den Erwerbstätigen indiziert. Diese Säulen der Altersvorsorge sind hierzulande mangelhaft ausgeprägt, weshalb Deutschland in der Studie stark unterdurchschnittlich rangiert. Für die meisten Deutschen stellt die gesetzliche Rente nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle im Alter dar. Aufgrund erwartbarer Leistungskürzungen droht eine erhebliche Versorgungslücke. Die Kategorie (3.) Angemessenheit (Adequacy) untersucht unter anderem das Niveau der Renten im Eintrittsalter. Hier ist zu erwarten, dass mit Inkrafttreten der Grundrente Anfang nächsten Jahres die Diskussion um Mindestrenten für Geringverdiener auf der Agenda bleiben wird.

Ausblick: Reformbedarf

Die Abhängigkeit von staatlichen Rentenleistungen liegt in Deutschland fast 15 Prozentpunkte über dem OECD-Mittel. Zudem weist die Bundesrepublik eine der höchsten Alterungsraten weltweit auf. Die weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie werden die finanziellen Belastungen der Rentensysteme zusätzlich verschärfen. Damit einher gehen Unsicherheiten für Vorsorge-Sparer, die sich – zu Recht – vermehrt die Frage stellen, inwieweit sich Einzahlungen in gesetzliche und freiwillige Töpfe noch lohnen.
Es ist daher geboten, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen, um Anregungen für erfolgreiche und performante Altersvorsorgesysteme einzuholen. Im besprochenen Mercer CFA Institute Global Pension Index etwa liegen unsere Nachbarn aus Dänemark und den Niederlanden deutlich vor Deutschland. Lohnenswert ist auch ein Blick nach Schweden, das eine zentrale Plattform zur Koordination der privaten und betrieblichen Altersversorgung etabliert hat, sowie auf das Modell der kanadischen Vorsorgekonten (Regulated Retirement Savings Plan).

Leider wird das System der gesetzlichen Rente als alleinige Altersvorsorge künftig nicht mehr ausreichen. Bei der Frage nach Gestaltungsoptionen für eine Weiterentwicklung/Reform der Sicherungssysteme führt kein Weg an einer Diskussion über bezahlbare, marktwirtschaftliche Lösungen vorbei. Der breite Zugang für alle Teile der Bevölkerung und eine Aufwertung der staatlich geförderten betrieblichen und privaten Altersvorsorge sollten dabei Kernkriterien sein.

Mehr zum Thema: Gesetzliche Rente, private Zusatzrente: Machen Sie Altersvorsorge zu Ihrem Projekt! Mit eigenem Einsatz springt genug heraus.