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Deutschlands Milliardäre besitzen fünfmal so viel wie die 45 Millionen Deutschen mit dem geringsten Vermögen

Ein Aufkleber in Berlin.
Ein Aufkleber in Berlin.

Die rund hundert Milliardäre besitzen etwa fünf Prozent des privaten Gesamtvermögens in Deutschland, während die Hälfte der Bevölkerung insgesamt über rund ein Prozent verfügt. Das geht aus den Daten hervor, die das Netzwerk Steuergerechtigkeit in ihrem Jahrbuch veröffentlicht. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit ist eine deutsche Zivilorganisation und Mitglied der weltweiten Initiative für gerechte Besteuerung. Das Jahrbuch wird nächste Woche erscheinen, Business Insider konnte bereits einen Blick hineinwerfen.

Das Netzwerk zeigt in ihrem Jahrbuch plakative Beispiele zum Thema der Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft, die aus ihrer Sicht maßgeblich durch die deutsche Steuerpolitik verursacht werden.

Vermögensverteilung in Deutschland basiert auf Daten des DIW.
Vermögensverteilung in Deutschland basiert auf Daten des DIW.

Aktuelle Berechnungen schätzen das gesamte Privatvermögen in Deutschland auf 20 Billionen Euro. Die Verfasser des Jahrbuches beziehen sich dabei auf Studien von Wissenschaftlern des Econtribute Institutes in Bonn. Die Erhebungen zeigen, dass dieses Vermögen zu etwa 50 Prozent aus Immobilien, zu 25 Prozent aus Unternehmensanteilen und zu je 12,5 Prozent aus Bankguthaben und Versicherungen besteht. Für Christoph Trautvetter, ehemaliger KPMG-Analyst und Referent im Netzwerk Steuergerechtigkeit, zeigen diese Zahlen eindeutig, dass dieses Vermögen „extrem ungleich verteilt und zu einem großen Teil geerbt“ ist.

Schere zwischen Superreichen und gering Vermögenden klafft auseinander

Trautvetter, der in den kommenden Tagen das Jahrbuch Steuergerechtigkeit herausbringt, betont, dass „ein gewisser Grad an Vermögensungleichheit an sich nicht notwendigerweise ein Problem sei.“ Vielmehr sieht er das grundlegende Problem darin, dass in Deutschland immer noch die soziale Herkunft viel zu stark über die Zukunftschancen des Einzelnen entscheidet. Den die 35 Millionen Menschen, die er als "besitzlose Hälfte" der deutschen Gesellschaft bezeichnet, fehlt oft die Sicherheit und der Rückhalt, der nötig ist um ihr Potenzial zu entwickeln. Trautvetter zitiert gern eine Definition der Autorin Julia Friedrichs: „Es geht um die Menschen in der Gesellschaft, für die eine kaputte Waschmaschine eine große Herausforderung darstellt und die bei einer Ausgabe von 1000 Euro Abstriche bei den Essens- oder Kleidungsausgaben machen müssen.“

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Ein weiteres Phänomen, die die Grafik des Netzwerks offenbart, ist die hohe Konzentration des Vermögens in einigen wenigen Händen. Die rund hundert deutschen Milliardäre besitzen zusammen mehr als eine Billion Euro und damit mehr als 45 Millionen Menschen mit dem geringsten Vermögen zusammen. Die Pandemie hat diese Verteilung laut Trautvetter verschärft: Während große Teile der Bevölkerung Einbußen beim Einkommen hatten, der Staat sich massiv verschuldet hat und die Wirtschaftsleistung 2020 preisbereinigt um circa 170 Milliarden Euro schrumpfte, ist die Zahl der deutschen Milliardärinnen und Milliardäre nach Analysen von Forbes um 29 auf 136 Personen gewachsen, während sich ihr Vermögen um mehr als 178 Milliarden Euro (+ 40 Prozent) erhöht hat.

Trautvetter sieht in dieser hohen Konzentration von Vermögen die Gefahr, dass sich auch die mit dem Vermögen verbundene Macht in den Händen einiger wenigen anhäuft. Er weist darauf hin, dass ein großer Teil des Vermögen der Superreichen weiterhin im Verborgenen bleibt. Immobilienvermögen können oft anonym bleiben, genauso wie Gelder, die auf Offshore-Konten verschoben wurden.

Immobilien-Besitz als Zeichen für die Mittelschicht

Der Besitz einer Immobilie hat wichtige Auswirkungen auf die Lebenslage der Menschen. Das zeigt sich auch daran, dass Wohneigentum die wichtigste Vermögenskomponente der 28 Millionen Menschen ist, die laut den Zahlen der DIW zur Mittelschicht gehören.

Das Jahrbuch des Netzwerks Steuergerechtigkeit, das in der vierten Septemberwoche erscheinen soll, will mit Beispielen zeigen, wie eine Reform der Steuerpolitik bessere Startchancen für die Menschen in Deutschland bieten würde. Ein Beispiel, das aus ihrer Sicht die Rolle der Besteuerung verständlich macht, vergleicht die Besteuerung von einer Krankenpflegerin mit der des BMW-Erben: „Die systemrelevante Krankenpflegerin zahlt auf ihre Gehaltserhöhung 35 Prozent Steuern, während die BMW-Erbin auf ihre 237 Mio. Aktiengewinne nur 1,5 Prozent Steuern zahlt.“