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Verlierer der Zinswende: Das bedeutet es für eure Aktien und Immobilien-Kredite, wenn die Zinsen angehoben werden

Die US-Notenbank Federal Reserve (FED) hatte letzte Woche vorgelegt und den Leitzins um 0,5 Prozent auf 1 Prozent angehoben. Experten nehmen an, dass am 21. Juli auch vom Rat der EZB Zinserhöhungen verkündet werden dürfte. Gewinner dieser anstehenden Zinswende könnten Verbraucher sein, die unter hohen Zinsen ächzen, sowie Sparer. Doch es gibt auch Verlierer dieser Entscheidung, darunter Anleger, Immobilienbesitzer und Staaten.

Schon seit Jahresbeginn befinden sich die internationalen Aktienmärkte im Abschwung. Die bevorstehenden Zinserhöhungen werden am Aktienmarkt nicht spurlos vorbeigehen, erklärt Tobias Basse, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank im Gespräch mit Business Insider. "Die Börsen sind aktuell schon unter Druck. Kurzfristig mögen die Aktienmärkte noch ein wenig verlieren, doch zumindest teilweise sind die erwarteten Zinsänderungen schon eingepreist. Starke Markteinbrüche erwarten wir kurzfristig eher nicht", so der Analyst weiter.

Besonders stark haben Tech-Aktien verloren

Besonders stark sind Tech-Aktien eingebrochen. Der technologielastige Nasdaq Composite Index hat in den letzten sechs Monaten 28 Prozent an Wert eingebüßt, während die 500 größten US-Unternehmen, die im S&P 500 zusammengefasst sind, nur gut 15 Prozent verloren haben. Viele große Tech-Unternehmen haben relativ wenig Eigenkapital und sind immer noch unprofitabel. Während der Zeiten des billigen Geldes wurden sie dennoch sehr hoch bewertet, da Anleger sich langfristig hohe Rendite erhofften. Diese Bewertungen wurden nun offenbar stärker korrigiert als die anderer Aktien.

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"Für Kleinanleger können sinkende Kurse auch ein guter Moment sein, um Aktien zu kaufen", erläutert Basse. "Aktuell halten wir den Markt für relativ fair bewertet. In drei bis sechs Monaten dürfte sich die Situation an den Börsen dann wieder verbessern und der Abwärtstrend könnte gebrochen sein." Fest steht aber: Zu den Gewinnern der Zinswende gehören Anleger zumindest kurzfristig nicht.

Auch für Immobilienbesitzer verdüstern sich die wirtschaftlichen Aussichten

Wer aktuell mit dem Gedanken spielt, in eine Immobilie zu investieren, hat es ebenfalls schwerer als noch vor einigen Monaten. Da Banken mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Zinswende kommen wird, haben sie die Zinsraten für Baukredite bereits empfindlich erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich Preise für Immobilien-Kredite mehr als verdoppelt.

Im Gegensatz zu den USA haben die meisten bereits abgeschlossenen Immobilienkredite in Deutschland jedoch eine mehrjährige Zinsbindung. Wer also bereits eine Immobilie besitzt und diese abbezahlt, wird zumindest kurzfristig eher keine allzu dramatischen Auswirkungen spüren. Dennoch sind die Zeiten der historisch niedrigen Bau-Kredite vorerst vorbei. Mit Auslaufen der Zinsbindung, die häufig fünf oder zehn Jahre gilt, werden das auch Immobilienbesitzer zu spüren bekommen.

Hinzukommt: Die Zinswende verstärkt den ohnehin existierenden Trend, dass der große Immobilienboom zum Erliegen kommt. Analyst Basse zufolge, gibt es "in den USA erste Anzeichen dafür, dass Immobilienpreise nicht mehr so stark steigen könnten. Für Immobilienkäufer stellt sich hier die Frage: Sinken die Hauspreise schneller als die Kreditzinsen steigen oder umgekehrt?". Aufgrund der tendenziell sinkenden Immobilienpreise sowie steigenden Kreditkosten gehören Immobilienbesitzer folglich bis auf Weiteres ebenfalls zu den Verlierern der Zinswende.

Keine Alternative zur Leitzinserhöhung

Oft wird übersehen, dass die steigenden Zinsen auch für Staaten zu einem Problem werden können. Denn die Kosten dafür, sich frisches Geld zu leihen, werden steigen. Schon jetzt sind die Zinsen auf Staatsanleihen spürbar angestiegen. Basse zufolge wird dieser Entwicklung zunächst anhalten: "Gerade für Staaten wie Griechenland oder Italien könnte dies noch zum Problem werden." Besonders Anfang der Zehner-Jahre hatten einige stark verschuldete Staaten Probleme, ihre Schulden zu bezahlbaren Zinsen zu refinanzieren.

Ein Wiederaufflammen der Euro-Krise halten die Analysten der Norddeutschen Landesbank zumindest mittelfristig dennoch für unwahrscheinlich. Die Notenbanken tun aktuell alles, um dieses Szenario zu vermeiden: "Wie genau das passieren soll, wird aktuell EZB-intern heiß diskutiert. Im Zweifelsfall wird die Solidargemeinschaft zu den gestiegenen Finanzierungskosten für manche Staaten beitragen müssen."

Während die Zinswende für Verbraucher und Sparer eher ein gutes Zeichen ist, dürften Anleger, Immobilienbesitzer und Staaten also kurzfristig zu den Verlierern gehören. Mittelfristig ist die Zinswende jedoch auch in deren Interesse, denn die langen Jahre des billigen Geldes haben nicht nur die Inflation befeuert, sondern bedrohen auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Basse fasst die Situation folgendermaßen zusammen: "Trotz aller Verlierer steht fest, dass es keine Alternative zur Leitzinserhöhung gibt. Sie ist unbedingt notwendig."