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Verkehrte Welt im ARD-Talk: Habeck verteidigt Lindners Klimapläne gegenüber Anne Will

FDP-Chef Christian Lindner (links) und der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck waren sich in vielen Aspekten ihrer Klimaschutzpläne überraschend nah. (Bild: ARD / NDR)
FDP-Chef Christian Lindner (links) und der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck waren sich in vielen Aspekten ihrer Klimaschutzpläne überraschend nah. (Bild: ARD / NDR)

Schwerstarbeit für Anne Will in ihrem ARD-Talk: Gegen Volker Bouffiers Lust am Monolog war kein Kraut gewachsen. Und ausgerechnet der Grünen-Chef belehrte die Moderatorin, sie fasse die Klimapläne der FDP nicht richtig zusammen.

Sie stand erneut auf der Gästeliste - und diesmal kam sie auch. Das war gleich mal die erste relevantere Erkenntnis bei "Anne Will" am Sonntagabend. Vergangene Woche noch hatte CDU-Minister Jens Spahn in der Sendung geraunt, Saskia Esken werde von ihrer Partei bis zur Wahl "versteckt", damit keiner zu laut über Rot-Rot-Grün träume. Dann wunderte sich Polit-Journalist Robin Alexander, er habe die SPD-Vorsitzende "gerade an der Pommesbude getroffen".

Ob und wie sich Saskia Esken vor ihrem Auftritt im ARD-Studio leiblich stärkte, war am Sonntagabend nicht zu erfahren. Immerhin war sie nun da - leibhaftig sozusagen. Allerdings: Wie erhofft zum Zuge kam die Parteichefin in der Debatte zur Leitfragestellung "Was ist uns das Klima wert?" nicht. Das lag zu einem nicht unwesentlichen Teil an der Monologlust des CDU-Kontrahenten Volker Bouffier, der sie auch noch hartnäckig mit "Frau Eskens" ansprach.

Gegen Volker Bouffiers Lust am Monolog war an diesem Talk-Abend kein Kraut gewachsen. (Bild: ARD / NDR)
Gegen Volker Bouffiers Lust am Monolog war an diesem Talk-Abend kein Kraut gewachsen. (Bild: ARD / NDR)

Anne Will verzweifelt an Volker Bouffier: "Ich find's nicht fair"

Wären bei "Anne Will" wie im vorangegangenen ProSiebenSAT.1-"Triell" die Redeanteile erhoben worden, hätte sich mutmaßlich eine sehr ungleiche Verteilung ergeben. Der Moderatorin fiel das auch ohne Messungs-Software auf. Kurz vor Ende der Sendung unternahm Anne Will alles, um der SPD-Chefin noch mal das Wort zu erteilen.

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"Nee, Herr Bouffier ...", ermahnte sie den hessischen Ministerpräsidenten, der fortlaufend sprach, ohne gefragt worden zu sein. Doch der dieselte ungerührt weiter im sonoren Vortrag. Esken gestikulierte Hilfe suchend zur Moderatorin: "Ist Ihre Show jetzt!" Die probierte es erneut: "Aus Fairnessgründen allein müssten sie Frau Esken jetzt mal zu Wort kommen lassen!" Immer noch kein Erfolg. Schließlich kam Bouffier doch zum Punkt. Die ARD-Talkerin sichtlich brüskiert: "Ich find's nicht fair. Jetzt Sie, Frau Esken!"

So konnte Esken nur noch in gebotener Kürze über die Investitionsprogramme räsonieren, die ihr und ihrem Co-Vorsitzenden Norbert Walter-Borjans für den Schienen- und Nahverkehr vorschweben. Aber ach: Den letzten Punkt machte dann doch Robert Habeck: "Sie haben Recht. Was Sie vortragen, ist aber nicht die Position von Olaf Scholz."

"Ich find's nicht fair", kritisierte Anne Will (links) Volker Bouffier dafür, dass er Saskia Esken nicht zu Wort kommen ließ. (Bild: ARD / NDR)
"Ich find's nicht fair", kritisierte Anne Will (links) Volker Bouffier dafür, dass er Saskia Esken nicht zu Wort kommen ließ. (Bild: ARD / NDR)

Habeck springt Lindner zur Seite: "Das ist nicht seine Position"

Das passte ins Bild einer Sendung, die der Grünen-Chef zu prägen und zu dominieren wusste - das allerdings nicht gegen den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, sondern über weite Strecken Seite an Seite mit ihm. Dies wiederum war die spannendste Erkenntnis des Talk-Abends im Ersten: Grün und Gelb scheinen sich mit der Vorstellung gemeinsamer Sondierungsgespräche nach der Wahl immer mehr anzufreunden. In welcher Dreier-Konstellation dann auch immer.

Als Lindner die liberale Kernüberzeugung referierte, "Ingenieurinnen und Techniker" sollten den Klimawandel mit Innovationen stoppen, witterte die Moderatorin Debatten-Zündstoff: "Herr Habeck, hat Herr Lindner mit dem 'Der Markt regelt alles selbst'-Weg den Stein des Weisen gefunden?", fragte sie provokant. Lindner empörte sich lautstark - "Frau Will, das war nicht meine Position!" - und bekam überraschend deutliche Rückendeckung vom Grünen-Chef.

"Das ist nicht seine Position, so habe ich es auch nicht verstanden", sprang Habeck dem FDP-Kollegen zu Seite. "Er hat gesagt: Klarer rechtlicher Ordnungsrahmen und dann die Kreativität des Marktes nutzen. Da würde ich überhaupt nicht widersprechen. Nur ist der klare rechtliche Ordnungsrahmen, der aus den Zielen der jetzigen Bundesregierung kommt, zu lasch."

Die "Anne Will"-Runde diskutierte unter dem Motto: "Noch eine Woche bis zur Wahl - was ist uns das Klima wert?" (Bild: ARD / NDR)
Die "Anne Will"-Runde diskutierte unter dem Motto: "Noch eine Woche bis zur Wahl - was ist uns das Klima wert?" (Bild: ARD / NDR)

"Klimakanzler" Olaf Scholz? Robert Habeck fühlt sich verhöhnt

Lindner erwiderte den Koalitions-Flirt umgehend - beim von den Grünen geforderten vorgezogenen Braunkohle-Ausstieg "wären wir nah zusammen". Schon "im Lauf der 20er-Jahre", so die Hochrechnung des Liberalen, werde die Verstromung von Braunkohle aufgrund der europäischen CO2-Bepreisung nicht mehr rentabel sein für die Betreiber. Deshalb gelte es jetzt, "Planungs- und Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieanlagen zu beschleunigen". Auch hier kein Widerspruch des Grünen.

Anne Will versuchte nach Kräften, das Haar in der Harmonie-Suppe zu finden. Während die FDP auf den rechtlichen Ordnungsrahmen setze, würden es die Grünen ja doch eher mit Verboten und staatlichen Eingriffen halten. Habeck klärte auf: "Verbote und ordnungsrechtlicher Rahmen sind das Gleiche. Dass wir uns für die Übersetzung ins normale Deutsche rechtfertigen müssen, ist ein Treppenwitz dieses Wahlkampfs."

So nah in klimapolitischen Fragen wie an diesem "Anne Will"-Abend waren sich Grüne und FDP wohl selten. Zumindest was die sprachliche Aufgeschlossenheit angeht. Und offenbar sind sie sich in manchen Punkten näher als Grüne und Sozialdemokraten. Die Klimapläne von Kanzlerkandidat Olaf Scholz watschte Habeck jedenfalls ungleich brüsker ab. "Ich halte ja Herrn Scholz für einen fähigen Bürgermeister von Hamburg", erklärte er, "aber beim Klimaschutz und 'Klimakanzler' - sorry! Das ist schon ein Hohnplakat!"