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Verdrängungskampf im Drogeriemarkt

Rossmann, dm, Müller - Verdrängungskampf im Drogeriemarkt

Kaum wird ein Ladengeschäft in guter Innenstadtlage frei, sei es durch die Insolvenz von Strauss Innovation, sei es jetzt durch die Zerschlagung von Kaiser's , bietet sich das gleiche Bild: Die Drogeriekette dm ist unter den ersten Interessenten für den Standort, selbst wenn sie wenige hundert Meter weiter bereits einen Markt hat. So befinden sich etwa an der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil und ihren Nebengassen fünf dm-Märkte - teilweise in Sichtweite.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen sein Filialnetz allein in Deutschland um weitere 81 auf jetzt 1825 Märkte ausgebaut. „Wir möchten für alle unsere Kunden gut und einfach erreichbar sein, sodass wir unser Filialnetz stetig ausbauen und optimieren“, erklärt Markus Trojansky, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Expansion.

Mit dem gleichen Tempo expandiert Konkurrent Rossmann. Kürzlich hat er in Frankfurt den 2000. Markt in Deutschland eröffnet. Für dieses Jahr hat das Unternehmen 89 Millionen Euro an Investitionsvolumen bereitgestellt für 140 neue Märkte sowie die Modernisierung von bestehenden Läden. Am Ende des Jahres werden es dann voraussichtlich 2131 Geschäfte sein.

Als der Drogerie-König Anton Schlecker 2012 Insolvenz anmeldete, erlebte die erfolgsverwöhnte Branche eine Zäsur. Der Unternehmer galt als mahnendes Beispiel dafür, wie ungebremstes Wachstum ins Desaster führt. 7000 Märkte hatte das Unternehmen, als es in die Pleite schlitterte, Zehntausende verloren durch die Schließungen ihren Job. Doch der Kater währte nicht lange, rasch war die Marktbereinigung Geschichte: Die Konkurrenten füllten die Lücken.

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Der Kampf um Marktanteile eskaliert nun immer weiter. Die Kette dm steigert im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/2016 den Umsatz in Deutschland um 6,6 Prozent auf knapp 7,5 Milliarden Euro. Damit konnte sie nach eigenen Angaben ihren Marktanteil unter den Drogeriehändlern von 51,7 auf 52,2 Prozent weiter ausbauen.


Wettkampf bei den Bio-Waren

Das geht nicht ohne Druck auf die Preise und damit auf die Gewinnmargen. dm nennt traditionell keine Gewinnzahlen. Aber Unternehmenschef Erich Harsch sagte immerhin: „Der Wettbewerb hat sich im vergangenen Jahr im Lebensmittelhandel, zu dem wir gehören, wahrnehmbar intensiviert.“ Rossmann-Chef Dirk war bei der Vorstellung der Bilanz 2015 im Frühjahr mit Verweis auf de Preiskampf deutlicher: „Die Luft ist dünner geworden. Wir haben einige Prozente weniger Gewinn gemacht.“

Der Kampf um den Kunden wird mit allen Mitteln geführt. Noch vor kurzem hatten die Konkurrenten der Drogeriekette Müller die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs auf den Hals gehetzt, weil sie Rabattgutscheine von Rossmann, dm oder Douglas angenommen hatte. Im Juni hat der Bundesgerichtshof dies nun für rechtmäßig erklärt. Jetzt macht die Praxis Schule: Auch dm nimmt nun in vielen Läden Rabattgutscheine der Konkurrenz an, um ihnen die Käufer abzuluchsen.

Ein zentrales Schlachtfeld sind auch die bei Kunden zunehmend gefragten Bio-Waren. dm hatte vor kurzem den Partner Alnatura ausgelistet, um mit einer eigenen Bio-Marke mehr Profil zu zeigen - und in dem lukrativen Geschäft selber höhere Margen abzugreifen. Offenbar mit Erfolg. „Das Bio-Sortiment hat sich im Geschäftsjahr sehr dynamisch entwickelt und wird wohl in absehbarer Zeit einen Umsatzanteil von 10 Prozent erreichen“, sagte dm-Chef Harsch.

Die Konkurrenz dagegen sah das als Chance: Sowohl Rossmann als auch Müller führen jetzt das Sortiment von Alnatura. „Wir sind glücklich darüber, dass wir mit der Einführung von Alnatura-Produkten unsere Bio-Kompetenz weiter festigen können“, sagte Müller-Geschäftsführerin Elke Menold. Dem Preiskampf tut das keinen Abbruch. So gibt Müller im Onlineshop gleich mal zehn Prozent Rabatt auf Produkte des neuen Partners.

Angetrieben wird der Preiskampf auch vom Discounter Aldi, der zunehmend im Revier der Drogeriemärkte wildert. Aldi Süd wird immer mehr zum „Baby-Rundumversorger“, wie Katrin Krukenberg, Zentraleinkäuferin bei Aldi Süd, betont: „Nachdem wir kürzlich Zahnbürsten und Zahncreme für Kinder eingelistet haben, ist die Erweiterung des Sortiments um Babynahrung und -pflege der nächste Baustein.“

Die Traditionsmarken Milasan und Penaten kommen jetzt ins Regal. Das tut den Drogerien weh. „Wenn ein Discounter wie Aldi plötzlich Nivea verkauft, geht das am Markt nicht spurlos vorbei“, klagt Dirk Roßmann. Doch die Expansion im Markt stoppt das nicht. „Im kommenden Jahr planen wir mehr als 90 Neueröffnungen“, kündigt dm-Chef Harsch an. Die Luft wird wohl noch dünner.