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„Wir verbrennen jeden Tag Eigenkapital“

Ende Mai öffnen die ersten deutschen Freizeitparks wieder ihre Pforten. Die Krise hat ihnen bereits stark zugesetzt. Womit die Betreiber rechnen, welche Maßnahmen sie ergreifen.

„Was hier los ist, hätte sich der beste Filmproduzent nicht ausdenken können“, sagt Europapark-Chef Roland Mack. Der Freizeitpark im baden-württembergischen Rust hatte alles für seinen 45. Geburtstag vorbereitet. Doch der für Ende März geplante Saisonstart fiel aus, wie so vieles in diesem Jahr. „Unser gesamtes Geschäftsmodell ist weggebrochen“, sagt der studierte Maschinenbauer. Allein durch ausgefallene Großveranstaltungen in den Hotels habe sein Unternehmen innerhalb kurzer Zeit einen Umsatz in Millionenhöhe verloren, beziffert er das Ausmaß der Krise: „Dann kam noch der Park dazu. Insgesamt fehlen bisher mehr als 100 Millionen Euro Umsatz.“

Freizeitparks auf der ganzen Welt teilen das Schicksal des Europaparks: Die mit der Pandemie einhergehenden Schutzmaßnahmen haben sie vorerst lahmgelegt. Zu Beginn dieser Woche öffnete das Disneyland in Shanghai jedoch wieder seine Pforten – unter starken Einschränkungen. Neben einer Maskenpflicht, den üblichen Abstandsregeln und einer begrenzten Besucherzahl, wird am Einlass auch Fieber gemessen, um möglicherweise Erkrankte zu identifizieren.
Der chinesische Vorzeige-Park von Walt Disney ist bislang der Einzige des US-Medienkonzerns, der wieder in Betrieb geht. Die weiteren Standorte in Paris, Hongkong, Tokio und dem kalifornischen Anaheim sind noch geschlossen.

Auch in Deutschland dürfen Freizeitparks erst wieder Ende Mai öffnen. Den Europapark, der in den vergangenen Jahren stets am stärksten besucht wurde, trifft die Krise zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Erst im Oktober hatte der Familienbetrieb einen neuen Wasserpark eröffnet, der nun vorerst geschlossen ist, vor zwei Jahren gab es zudem einen verheerenden Großbrand. Europapark-Chef Mack ist überzeugt, dass die pandemiebedingten Umsatzeinbußen vorerst nicht ausgleichbar sind. Während gewöhnlich an einem gut besuchten Tag bis zu 50.000 Besucher in den Park kommen, hat sich das Freizeitparadies nun eine Obergrenze von 10.000 bis 15.000 Besuchern gesetzt: „Wir verzichten lieber auf einen Teil der Einnahmen, um die Gesundheit der Leute zu schützen“, erklärt der Unternehmer, der sich nie vorstellen konnte, den Park auf solch niedrigem Niveau zu betreiben. „Wir sind da unverschuldet reingeschlittert und verbrennen jeden Tag Eigenkapital.“

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Kredite lösen nicht alle Probleme

Wegen des Shutdowns sind die 2.500 Festangestellten des Freizeitparks aktuell in Kurzarbeit, rund 1.500 Saisonarbeiter warten auf ihren Einsatz. Vom Staat komme abgesehen von Kurzarbeitergeld und KfW-Krediten keine wirkliche Unterstützung: „Wir haben solide gewirtschaftet und bekommen bei unserer Bank Darlehen zu ähnlichen Konditionen.“ Anstatt Unternehmen neue Schulden aufzuzwingen, wünsche er sich von der Regierung einen Steuererlass auf die Vorjahresgewinne: „So bleibt das Geld bei profitablen Unternehmen und sie tappen nicht in die Schuldenfalle. Wenn der Mittelstand kaputt geht, kann die Wirtschaft nicht richtig starten und dem Staat fehlen letztendlich noch mehr Steuern“, doziert Mack.

Manuela Stone teilt die Ansicht, dass Kredite nicht alle Probleme der Unternehmen lösen: „So ein Steuererlass wäre eine riesige Hilfe“, sagt die Geschäftsführerin des Legolands zu Macks Vorschlag. Auch im Legoland sind viele Mitarbeiter in Kurzarbeit, bislang hat das Freizeitparadies bereits ein Viertel des Jahresumsatzes durch den Shutdown verloren – die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind ebenfalls düster: „Wir werden den Park mit weit weniger als 40 Prozent der normalen Auslastung öffnen“, sagt Stone: „Wir würden uns freuen, wenn wir noch die Hälfte des Umsatzes erreichen, den wir für diese Saison geplant haben.“

Die Öffnung sei dennoch ein Lichtblick: „Lange hätten wir den Shutdown nichtmehr durchgehalten. Allein durch die Stornierungen bei den Übernachtungen haben wir sehr hohe Verluste gehabt.“ Damit sich die Besucher des Legolands wohlfühlen, habe der Park gemeinsam mit den Behörden umfassende Schutzkonzepte entwickelt. Dazu gehören die üblichen Maßnahmen wie Masken und Sicherheitsabstände, einige Attraktionen bleiben geschlossen.

Europapark-Chef Mack macht sich um die Ansteckungsgefahr wegen der strikten Hygieneregelungen und der niedrigen Besucherzahl keine Sorgen: „Wir haben ein Gelände, das fast so groß ist, wie 70 Fußballfelder – da muss man die Leute im Park förmlich suchen.“ Zusätzlich zu den gängigen Konzepten entwickelt der Park gerade eine App: „Sie zeigt den Besuchern, wie gut sie sich an die soziale Distanz halten. Wenn sie zum Beispiel mal zwei Minuten zu nah an jemandem waren, können sie das sehen und ihr Verhalten korrigieren.“

Sobald der Europa-Park wieder in den Normalbetrieb gehen kann, wird sich auch das Fehlen der ausländischen Gäste bemerkbar machen. Sie machen rund die Hälfte des Umsatzes aus. Dass dieses Jahr wieder auf die volle Kapazität hochgefahren werden kann, hält Mack allerdings für unwahrscheinlich: „Aber das seriös vorauszusagen ist wie ein Sechser im Lotto.“

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