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Verbraucherzentralen fordern schärfere Kontrollen für Robo-Advisors

Verbraucherschützer kritisieren die Qualität der automatisierten Vermögensverwaltung. Die Finanzaufsicht solle die Algorithmen prüfen.

Verbraucherschützer verlangen von der Finanzaufsicht Bafin schärfere Regeln für die sogenannten Robo-Advisors. Die Qualität der noch recht neuen Geldanlageroboter, die Sparern eine automatisierte Vermögensverwaltung anbieten, sei für Anleger schwer zu beurteilen und teils „zweifelhaft“, kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) in einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier.

Nötig sei daher eine strengere Finanzaufsicht. „Verbraucher müssen nachvollziehen können, was Algorithmen bei der Geldanlage wie entscheiden“, forderte VZBV-Finanzexpertin Dorothea Mohn.

Die digitalen Anlageroboter sind eine Alternative zur persönlichen Beratung in der Bankfiliale oder zu einem unabhängigen Finanzberater. Bei einem Robo-Advisor geben Sparer an, welche Anlagezeiträume und welche Risikoneigung sie haben. Danach wird das Geld in Fonds und mehrere Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien investiert.

Anbieter verfolgen sehr verschiedene Ansätze

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Die rund 30 Anbieter in Deutschland, sowohl Banken als auch Start-ups, verfolgen ganz verschiedene Ansätze: Manche passen das Portfolio automatisch an, wenn Börsenrisiken steigen oder Sparziele verletzt werden könnten. Andere setzen den Anteil der Anlageklassen regelmäßig zurück, wenn etwa durch Kursgewinne eine Anlageklasse im Portfolio übergewichtet ist. Die Firmen versprechen langfristig meist vier bis sechs Prozent Rendite pro Jahr bei Gebühren für den Robo von in der Regel unter einem Prozent.

Robo-Advice sei keine Beratung, sondern standardisierte Geldanlage mit dem Ziel, Produkte zu verkaufen, meint der VZBV. „Dazu werden Verbrauchern Standardlösungen von häufig zweifelhafter Qualität angeboten“, kritisiert Mohn und beruft sich dabei auf eine Untersuchung der Stiftung Warentest (Finanztest 8/2018).

Die Prüfer untersuchten erstmals die Qualität der Anlageempfehlungen. In die Bewertung flossen der anfängliche Portfoliovorschlag, die Kosten, die Informationen über die Produkte und Kosten sowie die Abfrage der Kundendaten mit ein. Außen vor blieb hingegen die Entwicklung der Portfolios, da viele Robos erst kurz am Markt sind.

Nur zwei der 14 Angebote erreichen dabei das Testurteil „gut“, Quirion und Whitebox. Unter den verbleibenden Anbietern zeigen sich deutliche Qualitätsgefälle bis hin zu mangelhaften Urteilen. Hauptkritikpunkte sind neben hohen Kosten fehlende Informationen zu Anlagestrategien und Portfolios sowie grundsätzliche Mängel in der Portfoliozusammenstellung.

Schlusslicht Cominvest

Beim Schlusslicht Cominvest beispielsweise erfülle das Portfolio „in keinster Weise die Anforderungen an eine breite Risikostreuung“, moniert Stiftung Warentest. Mit 1,87 Prozent ist das Angebot zudem am teuersten. Anleger sollten sich nach Auffassung der Tester genau ansehen, ob alles passt, was ihnen vorgeschlagen wird. Sie empfehlen Robo-Advisors sogar nur Anlegern, die sich mit Fonds und ETFs schon auskennen.

Nach Meinung des VZBV sind Mindestanforderungen an die Robos nötig für die Qualität der Anlagevorschläge sowie konkretere Vorgaben etwa für die Abfrage von Kundeneigenschaften. Geldanlageroboter böten zwar den Vorteil einer vereinfachten Vermögensverwaltung. Sie leisteten aber keine Beratung. Ungenügende Abfragen von Kundeninformationen könnten zudem zu falschen Anlagevorschlägen führen.

Damit Verbraucher die Wirkungsweise der verwendeten Algorithmen grundsätzlich nachvollziehen können, müssten Anbieter gesetzlich verpflichtet werden, die Wirkungsweise der Entscheidungssysteme vor Vertragsabschluss möglichst einfach darzustellen, so der Verband.

Die Einhaltung der Mindestanforderungen sowie die nachvollziehbare Darstellung müsse von der Finanzaufsicht Bafin überwacht werden. „Es geht nicht um meterlange Programmcodes, sondern um die Wirkung für Verbraucher und darum, wie Robo-Advice-Anbieter die Wirkung erklären“, betont Mohn. Die Bafin wollte sich zum Vorstoß des VZBV auf Handelsblatt-Anfrage nicht äußern.

Roboter-Geldanlage für Reiche

„Es wird in der Tat Zeit, dass sich die Spreu vom Weizen trennt“, lobt Christian Schneider-Sickert, Gründer und Chef der digitalen Vermögensverwaltung Liqid, den VZBV-Vorstoß. Digitale Vermögensverwaltung heiße mehr Effizienz, weniger Verwaltung und insgesamt niedrige Kosten. „Wer jedoch bei der Geldanlage nur auf Algorithmen setzt, wird auf Dauer keinen Erfolg haben“, meint Schneider-Sickert.

Sein Robo arbeitet mit dem Familiy Office HQ Trust zusammen, das für hochvermögende Kunden entwickelt wurde. Weil für Liqid eine Mindestanlagesumme von 100.000 Euro nötig ist, wurde das Angebot von Stiftung Warentest nicht untersucht.