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Verbraucherschützer fordern unabhängige Qualitätskontrollen für die Bahn

Elf Milliarden Euro will der Bund der Deutschen Bahn zukommen lassen. Verbraucherschützer kritisieren, dass dafür keine Bedingungen gestellt werden.

Rund 24 Prozent der ICE und Intercity werden wohl im Jahresdurchschnitt 2019 zu spät gekommen sein. Foto: dpa
Rund 24 Prozent der ICE und Intercity werden wohl im Jahresdurchschnitt 2019 zu spät gekommen sein. Foto: dpa

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) fordert Qualitätskontrollen durch unabhängige Dritte für die Deutsche Bahn. Hintergrund ist, dass der Bund die Bahn in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Milliardenmitteln deutlich stärken will. Wesentlicher Teil des Programms für mehr Klimaschutz ist etwa eine jährliche Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro bis 2030.

Kundenzufriedenheit muss “eine wesentliche Messgröße” werden

Es sei „fatal“, soviel staatliche Unterstützung zu gewähren, ohne Bedingungen zu stellen, sagte die Leiterin des Teams Mobilität und Reisen beim VZBV, Marion Jungbluth, dem Handelsblatt. Die Bundesregierung müsse vielmehr den Unternehmenszweck aus den übergeordneten gesellschaftlichen Zielen des Bundes – wie Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit - ausrichten und „das Ergebnis des Konzerns an transparenten Indikatoren messen lassen“.

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Neben Pünktlichkeit müsse die Kundenzufriedenheit eine „wesentliche Messgröße“ werden – auch für die Boni-Berechnung. Allerdings dürfe die Bahn diese Untersuchungen nicht selber durchführen. „Die Daten müssen von einer unabhängigen Institution erhoben werden“, so Jungbluth. „Unabhängige Qualitätsberichte würden nicht nur dem Unternehmen helfen, sein Angebot zu verbessern, sondern auch Entscheidern auf verschieden politischen Ebenen wertvolle Informationen liefern, was die Menschen vom Bahnverkehr der Zukunft erwarten.“

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Jungbluth erinnerte daran, dass in anderen Ländern wie Großbritannien und Dänemark „institutionelle Fahrgastvertretungen“ schon lange landesweite Untersuchungen zum Bahnverkehr durchführten. Die Ergebnisse flössen dort in die politischen Entscheidungen ein. „Dies führt insgesamt zu mehr Transparenz und mehr faktenbasierten Diskussionen zur Weiterentwicklung der öffentlichen Verkehre“, sagte die VZBV-Expertin.

Bei der Pünktlichkeit der Bahn hapert es schon seit Jahren. Immerhin: Für die Bahnkunden hat sich die Lage in diesem Jahr ein wenig gebessert. Etwas mehr Fernzüge kommen pünktlich an ihre Ziele, fast jeder vierte ICE und Intercity ist jedoch noch immer verspätet. Rund 24 Prozent dieser Züge werden wohl im Jahresdurchschnitt 2019 zu spät gekommen sein.

“Politik muss die Menschen auf Tal der Tränen vorbereiten”

„Wir werden am Ende um etwa einen Prozentpunkt besser sein als vergangenes Jahr“, sagte Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla am Donnerstag. Damit wird das vergleichsweise bescheidene Ziel von 23,5 Prozent verfehlt. Nun fährt die Bahn ihre Investitionen weiter hoch. Baustellen sollen die Züge aber seltener bremsen.

Gleichzeitig arbeitet die Bahn daran, über günstigere Tickets mehr Kunden zu gewinnen. Ab 1. Januar sinkt der Einstiegspreis für Fernverkehrstickets von 19,90 Euro auf 17,90 Euro, wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf einen Sprecher des Unternehmens berichtet.

Demnach wird die Bahn das günstigste Ticket (Supersparpreis) „in jedem Fall um 10 Prozent billiger machen“. Ursprünglich war geplant, dass sämtliche Tickets im Fernverkehr um zehn Prozent billiger werden, weil die Bundesregierung die Mehrwertsteuer für die Bahn senken wollte. Doch die Steuergesetze des Klimapakets hat der Bundesrat in den Vermittlungsausschuss gegeben.

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Die Verbraucherschützerin Jungbluth unterstrich die „bedeutende Rolle“, die die Bahn für viele Verbraucher habe - auf dem Weg zur Arbeit, bei Familienbesuchen oder im Urlaub. Und sie beschrieb die Herausforderungen, die zu bewältigen seien, um die Menschen für das Verkehrsmittel zu begeistern. „Strecken müssen ausgebaut werden, moderne Fahrzeuge angeschafft und Personal gefunden werden“, sagte die VZBV-Expertin. „Erst wenn das Angebot an Bahnverbindungen mit funktionierenden Umstiegen hinreichend vorhanden, die Zuverlässigkeit auf erträglichem Niveau und die Qualität bei Service, Informationen und Freundlichkeit deutlich gesteigert werden, kann die Bahn als Alternative zum Auto oder Flugzeug mithalten.“

Diese Aufgaben ließen sich nicht von heute auf morgen bewältigen, fügte Jungbluth hinzu. Da seien zehn Jahre eher kurz. „Eigentlich müsste die Politik die Menschen auf ein Tal der Tränen vorbereiten, denn die notwendigen Bauarbeiten werden zu längeren Fahrzeiten, mehr Störungen und viel Ärger führen“, glaubt die Verbraucherschützerin.

„Die Bahn muss diesen sauren Drops mit mehr als Lieblingsfahrgast-Schokolade versüßen, obwohl das eine gute einfache Maßnahme ist.“ Jungbluth verlangte etwa „maximale Kulanz“ bei der Erstattung von Entschädigungsansprüchen.