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„Viele Leute haben an der Börse schlechte Erfahrungen gemacht“

Alle Jahre wieder: Pünktlich zum Weltspartag Ende Oktober entflammt die Debatte darüber, ob Sparen überhaupt noch Sinn macht. Schließlich leben wir seit Jahren in der Niedrigzinswelt. Natürlich müssen wir sparen, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Es gibt sogar gute Gründe für Tagesgeld und Festgeld, und ebenso gute für Aktien. Doch bevor sich die fleißigen deutschen Sparer an die Börse trauen, müsse sich etwas grundlegend ändern.

Herr Nauhauser, es ist Weltspartag. Klingt das nicht ein bisschen antiquiert?
(lacht) Das ist antiquiert, schließlich ist das eine ziemlich alte Erfindung.

Und ist dieser Tag auch überholt?
Nur weil das Zinsniveau jetzt extrem niedrig ist, heißt das nicht, dass Sparen keinen Sinn mehr macht.

Aber es gibt bessere Anlageformen?
Sparen selbst sagt noch nichts darüber aus, welche Anlageform man wählt. Sparen heißt Konsumverzicht. Und in welcher Form man dann das Geld anlegt, ist wieder eine andere Frage.

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Die Antwort der Deutschen darauf lautet, dass sie das Geld lieber herumliegen lassen, als es arbeiten zu lassen… „Rumliegen lassen“ im Sinne von Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld.
Diese Kritik basiert oft auf der Analyse der Geldvermögensstatistik. Wenn wir aber in Beratungsgesprächen mit Verbrauchern über die individuelle Situation des Anlegers und seine Bedürfnisse sprechen, dann stellen wir fest, dass es für viele durchaus sinnvoll und bedarfsgerecht ist, das Geld relativ wertschwankungsarm anzulegen.

Zum Beispiel, weil…?
Wenn man als junge Familie in absehbarer Zeit eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, muss man das Geld relativ liquide in Tagesgeld oder auf Sparbüchern anlegen und kann nicht mehr viel Geld am Aktienmarkt investieren. Oder denken Sie an ältere Leute, die eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Sie haben oftmals nicht das Nervenkostüm, um Kursschwankungen an der Börse auszuhalten. Und sie wollen die Sicherheit haben, dass das Geld jederzeit verfügbar ist, falls sie mal ein Pflegefall werden. In diesen Fällen ist es absolut sinnvoll, das Geld – auch wenn es gar keine Zinsen bringt – kurzfristig verfügbar und relativ sicher anzulegen.


„Man muss die Realität anerkennen“

Betrachten wir einen vergleichsweise langen Anlagezeitraum: Es ist doch nicht sinnvoll, das Geld auf diese Art und Weise anzulegen, oder?
Es hat natürlich den Nachteil, dass die Rendite sehr gering ist. Andererseits hat es den Vorteil, dass das, was da „rumliegt“, im Betrag immer gleich hoch bleibt.

Aber es verliert an Kaufkraft. Schließlich zieht die Inflation langsam wieder an und knabbert damit langfristig am Geld.
Das tut sie sowieso – unabhängig davon, ob man das Geld investiert oder auf dem Konto lässt. Den Kaufkraftverlust hat man in beiden Fällen.

Sparer haben aber kaum eine Chance, den Kaufkraftverlust durch Rendite auszugleichen.
Das ist richtig. Man kann natürlich sagen, dass es auf lange Sicht viel rentabler ist, wenn man das Geld nicht auf Sparbüchern oder Tagekonten anlegt, sondern breit gestreut am Aktienmarkt. Ohne Zweifel ist das so. Wenn Verbraucher gute Beratung bekommen würden, dann würden auch viel mehr Menschen das Geld an der Börse anlegen. Allerdings muss man auch die Realität anerkennen: Viele Leute haben mit Aktien, Fonds, Zertifikaten und offenen Immobilienfonds schlechte Erfahrungen gemacht. Sie trauen nun entweder dem Berater nicht mehr oder den Börsen oder beiden und lassen die Finger davon.

Würde ein Weltaktientag helfen, um aufzuklären?
Es geht nicht darum, Werbung für eine bestimmte Anlageform zu machen. Das Sparen hat absolut seine Existenzberechtigung – in bestimmten Situationen, für bestimmte Bedürfnisse. Und Aktien haben ebenso ihre Existenzberechtigung. Wenn wir einen Tag ausrufen sollten, dann den, dass Verbraucher bedarfsgerecht beraten werden. Damit sollten wir anfangen.

Also ein Weltberatungstag.
(lacht) Aber dann wirklich mit Betonung auf Beratung, kein Verkaufstag. Denn was tun die sogenannten Berater heute? Sie verkaufen ihre provisionsträchtige Produkte, vor allem zum Nutzen der Bank.

Herr Nauhauser, danke für das Interview.

KONTEXT

Wofür sparen Sie?

Handy

Dass die Deutschen ein Sparer-Volk sind, ist unumstritten. Doch wofür genau wird eigentlich gespart? Rund sechs Prozent gaben in einer "Yougov"-Umfrage an, dass sie für ein neues Handy sparen.

Unterhaltungselektronik

PlayStation 4 oder Xbox One? Acht Prozent der Befragten legen ihre Geld für eine neue Konsole zurück.

Computer

Zehn Prozent sparen auf einen neuen Computer.

Wohnungseinrichtung

Für das heimelige Gefühl bedarf es einer entsprechenden Wohnungseinrichtung. Ein Fünftel legen dafür ihr Geld zurück.

Haus oder Eigentumswohnung

An den eigenen Grundbesitz denken 25 Prozent. Sie legen ihr Geld für ein Haus oder eine Eigentumswohnung auf die hohe Kante.

Auto

Auch für die fahrbaren Untersatz will gesorgt sein. 27 Prozent sparen auf ein neues Auto.

Alterssicherung

Für über die Hälfte der Befragten steht die eigene Zukunft an erster Stelle. 55 Prozent gaben an, dass sie für die Alterssicherung Geld zurückhalten.

KONTEXT

Wie die Welt ihr Geld anlegt

Nordamerika

Anlageklassen in Prozent des Brutto-Geldvermögens

Bankeinlagen: 14 Prozent

Wertpapiere: 51 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 32 Prozent

Sonstige Forderungen: 3 Prozent

Quellen: Allianz Wealth Report (Nationale Zentralbanken und Statistikämter, Allianz SE)

Westeuropa

Bankeinlagen: 30 Prozent

Wertpapiere: 27 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 40 Prozent

Sonstige Forderungen: 3 Prozent

Osteuropa

Bankeinlagen: 54 Prozent

Wertpapiere: 28 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 10 Prozent

Sonstige Forderungen: 8 Prozent

Asien

Bankeinlagen: 44 Prozent

Wertpapiere: 41 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 13 Prozent

Sonstige Forderungen: 2 Prozent

Hinweis: Japan ist in dieser Kategorie nicht gelistet

Japan

Bankeinlagen: 53 Prozent

Wertpapiere:18 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 28 Prozent

Sonstige Forderungen: 1 Prozent

Ozeanien

Bankeinlagen: 23 Prozent

Wertpapiere: 24 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 52 Prozent

Sonstige Forderungen: 1 Prozent

Lateinamerika

Bankeinlagen: 23 Prozent

Wertpapiere: 41 Prozent

Versicherungen und Pensionen: 33 Prozent

Sonstige Forderungen: 3 Prozent