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Veröffentlichte E-Mails von Steve Jobs zeigen, wie gnadenlos der frühere Apple-Chef gegen seine Konkurrenz vorging

Der frühere Apple-Chef Steve Jobs.
Der frühere Apple-Chef Steve Jobs.

Auf Steve Jobs treffen viele Adjektive zu: innovativ, zukunftsweisend, charismatisch. Ein weiteres Wort auf dieser Liste ist gnadenlos. Diesen Eindruck erwecken zumindest E-Mail-Verläufe des ehemaligen Apple-Chefs, die im August 2020 veröffentlicht wurden.

Jobs, der Apple gründete, verstarb im Oktober 2011. In den ans Licht gekommenen E-Mails weist er seine Angestellten an, einen Entwickler auszuschließen, der das Unternehmen öffentlich kritisierte, Entwickler von abonnementbasierten Apps zu zwingen, Apples Zahlungsdienst zu nutzen, und jedes andere Unternehmen daran zu hindern, einen digitalen Buchladen auf Apples iPhones und iPads anzubieten — es sei denn, Apple erhält einen Anteil ihrer Einnahmen.

Kartellrechtliche Bedenken gegen Apple und andere große Tech-Firmen

„Ich denke, das ist alles ziemlich einfach“, schrieb Jobs in einer E-Mail vom 6. Februar 2011, in der es um das Thema Buchhandel geht. „[Apples] iBooks wird die einzige Buchhandlung für iOS-Geräten sein. Wir müssen mit erhobenem Haupt auftreten. Man kann Bücher lesen, die anderswo gekauft wurden, jedoch nicht bei iOS kaufen/ausleihen/abonnieren, ohne uns zu bezahlen, was, wie wir anerkennen, für viele unerschwinglich ist.“

Die E-Mails von Jobs gehören zu einer ganzen Reihe interner Nachrichten, die vom Unterausschuss für Kartell-, Handels- und Verwaltungsrecht des Justizausschusses des US-Kongresses veröffentlicht wurden. Der Unterausschuss machte die Dokumente nach seiner Anhörung zu kartellrechtlichen Bedenken gegen Apple und andere große Technologieunternehmen öffentlich. Im Mittelpunkt der Anhörung standen die Aussagen der derzeitigen Chefs von Apple, der Google-Muttergesellschaft Alphabet, von Amazon und Facebook.

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Ein Großteil der Bedenken gegenüber Apple dreht sich darum, wie das Unternehmen den App Store für iPhones und iPads verwaltet. Die einzigen nativen Apps, die Nutzer dieser Geräte in der Regel installieren können, sind die, die im App Store angeboten werden. Apple legt alle Regeln für diese Apps fest. Auch, welche Anwendungen überhaupt im App Store aufgeführt werden können, für welche Dienste sie Apple bezahlen müssen und wie hoch dieser Betrag ausfällt. Einige Regulierungsbehörden und Marktkenner haben die Befürchtung geäußert, das Unternehmen könnte seine Kontrolle über den App Store dazu nutzen, eigene Apps zu begünstigen, die Konkurrenz auszubremsen oder von den Entwicklern unzumutbare Gebühren zu verlangen.

Apple waren Bedenken von Buchhändlern bekannt

Die alten E-Mail-Nachrichten — insbesondere die von Jobs — dürften diesen Eindruck sicherlich noch verstärken. Die oben abgebildete E-Mail aus dem Jahr 2011 ist nur ein Ausschnitt eines ausführlicheren Austauschs zwischen Jobs und hochrangigen Unternehmensvertretern. Hierbei ging es darum, ob und was Apple von Entwicklern verlangen sollte, die digitale Inhalte und Abonnements über Apple-Apps anbieten. Die Chefs einigten sich darauf, von den Entwicklern eine Provision von 30 Prozent auf den Verkauf solcher Produkte zu verlangen ist.

Die Unternehmensvertreter ließen in der Diskussion verlauten, dass digitale Buchhändler sicherlich dagegen wären, Apple eine solche Provision zu zahlen. Schließlich würden sie bereits eine vergleichbare Gebühr an die Buchverlage zahlen. „Die Buchläden werden behaupten, dass dieses Modell nicht funktioniert“, ließ Eddy Cue, der den App Store beaufsichtigte, in einer Antwort auf Jobs‘ E-Mail verlauten.

Jobs zeigte seine Gnadenlosigkeit auch gegenüber Amazon

Doch Jobs schreckte noch nicht einmal davor zurück, anderen Tech-Giganten mit der gleichen Skrupellosigkeit zu begegnen. In einem ähnlichen E-Mail-Austausch aus dem Jahr 2010 diskutierten er und Phil Schiller, der Marketing-Vizepräsident von Apple, über Amazons Kindle-eBook-App. Damals hatte Apple Amazon zugestanden, keine Provision zahlen zu müssen, wenn Kunden digitale Bücher auf ihren iPhones und iPads kauften. Schiller ärgerte sich darüber, dass Amazon eine Werbung geschaltet hatte, die zeigte, wie Kunden Kindle-eBooks auf einem iPhone kaufen und diese dann auf einem Android-basierten Handy lesen.

„Die primäre Botschaft lautet zwar, dass es Kindle-Apps auf vielen unterschiedlichen mobilen Geräten gibt. Die sekundäre Botschaft, die man hier nicht übersehen darf, ist jedoch, dass es einfach ist, vom iPhone auf ein Android umzusteigen“, schrieb Schiller in einer Nachricht an Jobs. „Es macht echt keinen Spaß, das anzusehen.“

In einer später verfassten Nachricht schlug Schiller Jobs vor, Apple solle Amazon dazu zwingen, beim Verkauf von Büchern auf iPhones und iPads das Zahlungssystem von Apple zu nutzen und somit eine Provision zu zahlen. Er merkte an, dass Amazon sich weigern könnte, dies zu tun. In diesem Fall könnte Apple abwägen, ob es die App wegen Nichteinhaltung von Unternehmensregeln aus dem App Store verbannt.

Aus Jobs' Antwort geht hervor, dass er vor einem möglichen Streit nicht zurückschrecken würde. „Es ist an der Zeit, dass sie sich dafür entscheiden, unseren Zahlungsmechanismus zu nutzen oder auszusteigen“, sagte er.

Jobs wies Angestellte dazu an, einen Entwickler auszuschließen

Jobs zeigte sich wohl von seiner unsentimentalsten Seite, als er Angestellte darauf ansetzte, einen Entwickler, der dem Unternehmen gegenüber kritisch eingestellt war, auszubremsen. Im Sommer 2010 führte Apple neue Regeln ein, die von den Entwicklern verlangten, Apps für das iPhone und das iPad in der eigenen Programmiersprache dieser Geräte zu schreiben. Bis dato war es möglich, die Apps in einer anderen Sprache zu schreiben und ein Software-Tool zu verwenden, um sie zu übersetzen.

Ein Entwickler namens Joe Hewitt äußerte Kritik gegen diese Anforderung, weil er die von Apple geforderte Sprache als „mittelmäßig“ einstufte. Hewitt äußerte seine Meinung auch gegenüber der Presse. Doch Jobs zeigte kein Interesse daran, einen Dialog mit Hewitt zu führen. Stattdessen schrieb er in einer E-Mail: „Ich schlage vor, dass wir Joe von nun an ausschließen.“

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im August 2020. Er wurde nun erneut geprüft und aktualisiert.