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Die USA haben der Ukraine heimlich Anti-Radar-Raketen geliefert, die für Russland ein echtes Problem werden können

A-7E Corsair der US Navy während der Operation Wüstensturm im Februar 1991. Der Jet im Vordergrund trägt eine AGM-88 - Copyright: Corbis via Getty Images
A-7E Corsair der US Navy während der Operation Wüstensturm im Februar 1991. Der Jet im Vordergrund trägt eine AGM-88 - Copyright: Corbis via Getty Images

Die USA habe der Ukraine Anti-Radar-Raketen geliefert, die bereits bei der Verteidigung gegen die russischen Angreifer eingesetzt werden. Die neuen Waffen können der Ukraine einen wichtigen Vorteil verschaffen, sagen Militärexperten - wenn auch wohl nur vorübergehend.

Vertreter des US-Verteidigungsministeriums haben mittlerweile bestätigt, dass die USA Anti-Radar-Waffen bereitstellen. Berichten zufolge handelt es sich um Raketen vom Typ AGM-88 HARM (High-Speed Anti-Radiation Missiles). Sie sollen russische Truppen davon abschrecken, ihre Radarsysteme einzuschalten.

Russlands Armee benötigt ihren Luftverteidigungsradar zur Abwehr ukrainischer Hubschrauber und Jets sowie für die Ortung ukrainischer Artillerie - einschließlich der ebenfalls von den USA gelieferten Mehrfachraketenwerfer.

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Berichte über radarbrechende Raketen in der Ukraine tauchten zuerst Anfang August auf, als russische Blogger über die Entdeckung von Fragmenten einer HARM-Rakete berichteten, die eine russische Radarstation in der Ukraine getroffen habe. Das Pentagon bestätigte schließlich, dass Anti-Radar-Raketen Raketen an die Ukraine geliefert wurden.

"Wir haben eine Reihe von Anti-Radar-Raketen, die von ukrainischen Flugzeugen abgefeuert werden können und Auswirkungen auf russische Radarsysteme haben können", sagte Colin Kahl, Unterstaatssekretär für Verteidigungspolitik, ohne jedoch den Raketen-Typ oder weitere Einzelheiten zu benennen.

Radarjäger-Technologie bereits in vielen Kriegen eingesetzt

Die Anti-Radar-Raketen sind eine starke Waffe, aber keine neue. Sie wurde 1983 zum ersten Mal eingesetzt. Die in die Ukraine gelieferten Waffen sind 4,30 Meter lang und 360 Kilogramm schwer. Sie haben eine Reichweite von knapp 50 Kilometern und können doppelte Schallgeschwindigkeit erreichen.

Die USA haben die AGM-88 in mehreren Operationen eingesetzt, unter anderem in Libyen, im Irak und im Jugoslawien-Krieg. Die Rakete wird derzeit von Streitkräften von 15 Ländern eingesetzt.

Die AGM-88 ist ein Nachfolgesystem der AGM-45 Shrike, die die USA bereits im Vietnamkrieg einsetzten. Die Shrike hatte aber nur eine kurze Reichweite und konnte nur eine begrenzte Anzahl von Radarfrequenzen anvisieren. Die nordvietnamesischen Militärs lernten, den Radarsuchkopf der Rakete abzulenken, indem sie ihre Sender ein- und ausschalteten.

US-Marines nehmen eine Trainings-AGM-88 von einer F/A-18C an Bord der USS Theodore Roosevelt ab, 12. Januar 2015. Foto: US Navy/MCS Seaman Anthony N. Hilkowski

Mit dem HARM-System wurden solche Mängel behoben. Sein Radarsuchkopf deckt einen breiteren Frequenzbereich ab und behält den Standort des Radars bei, auch wenn das Radar abgeschaltet ist. Die größere Reichweite bedeutet, dass die Raketen außerhalb der Reichweite vieler Flugabwehrwaffen eingesetzt werden können.

Russland verfügt seinerseits über die Kh-31P-Anti-Radar-Rakete, die auf der Überschall-Anti-Schiffsrakete Kh-31 basiert und als YJ-91 auch an China verkauft wurde.

Wirkungsvoll, aber keine Wunderwaffe

Eine von ukrainischen Streitkräften abgeschossene russische Su-34 in Tschernihiw, 22. April 2022. Foto: Nicola Marfisi/AGF/Universal Images Group via Getty Images

Anti-Radar-Raketen sind keine Wunderwaffen, aber sie können sehr effizient sein. Wenn sie vor einem Luftangriff abgefeuert werden, können sie die Luftabwehr ausschalten oder stark beeinträchtigen.

Anti-Radar-Systeme können andererseits durch Tricks wie Täuschungsradarsender überlistet werden. Das US-amerikanische Täuschungssystem TLQ-32 beispielsweise platziert gefälschte Sender in einem Abstand zum echten Radar.

Anti-Radar-Raketen sind daher nur eines von vielen Instrumenten - wie Störsender und Täuschkörper - in dem ständigen Katz-und-Maus-Spiel der elektronischen Kriegsführung.

In vielerlei Hinsicht sind Anti-Radar-Raketen zudem eine psychologische Waffe. Auch wenn die Ukraine mit ihrer Hilfe russische Radaranlagen nicht vollständig ausschalten kann, werden sie die russischen Kräfte vorsichtiger und selektiver machen.

Eine F-16C der US Air Force, bewaffnet mit einer AGM-88 und anderen Raketen, auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik in der Türkei am 20. Mai 2002. Foto: US Air Force/Tech Sgt. Kevin Gruenwald

In der Ukraine werden Anti-Radar-Raketen eine eher begrenzte Wirkung haben. Zumindest bisher war die Luftwaffe kein entscheidender Faktor in diesem Krieg: Die Ukraine verfügt nicht über genügend moderne Flugzeuge. Die russische Luftwaffe war bisher eher zurückhaltend und wenig effektiv.

Die wichtigste Waffe im Ukraine-Krieg ist derzeit die Artillerie. HARM wird den ukrainischen Streitkräften helfen, russische Abwehrradare zu treffen, die Granaten und Raketen im Flug verfolgen, ihre Flugbahnen berechnen und die Haubitzen und Raketenwerfer, die sie abgefeuert haben, zu lokalisieren.

Die Einschränkung der russischen Abwehrsysteme kann also auch dazu beitragen, die zahlenmäßig unterlegene ukrainische Artillerie zu schützen - besonders die von den USA gelieferten HIMARS-Mehrfachraketenwerfer, die wirkungsvolle Angriffe auf russische Munitionslager und Kommandoposten durchführen.

Michael Peck ist Autor zu Verteidigungsthemen, dessen Arbeiten in Forbes, Defense News, Foreign Policy Magazine und anderen Publikationen erschienen sind. Folgen Sie ihm auf Twitter und LinkedIn.

Der Artikel erschien zuerst bei Business Insider in den USA. Lesen Sie den Originalartikel auf Business Insider