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China bestätigt Mutation des Coronavirus – erster Fall in den USA

Die US-Gesundheitsbehörde hat den ersten Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus bestätigt. In China breitet sich der Virus immer mehr aus – und mutiert.

Die Zahl der durch das neu entdeckte Corona-Virus ausgelösten Todesfälle steigt weiter an. Dem chinesischen Gesundheitsamt zufolge habe die grippeähnliche Krankheit neun Menschenleben gefordert, 440 seien infiziert. Der Erreger passe sich an und mutiere, was für die Gesundheitsbehörden den Kampf gegen die Ausbreitung erschwere, sagte ein Beamter der Behörde am Mittwoch. Weitere 2.197 Fälle von engem Kontakt mit Patienten seien bestätigt worden und es gebe Hinweise auf eine „Luftübertragung“ des Virus, sagte der Vizeminister der Nationalen Gesundheitskommission, Li Bin.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen forderte China auf, die „wahren“ Informationen über den Coronavirus preiszugeben. Die Regierung habe auch Reisegruppen aus Wuhan angewiesen, vorerst nicht nach Taiwan zu kommen, sagte Tsai vor Reportern.

Das Virus, das Ende letzten Jahres aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan in Hubei stammt, hat sich auf chinesische Städte wie Peking und Shanghai sowie die Vereinigten Staaten, Thailand, Südkorea, Japan und Taiwan ausgebreitet.

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Auch Macau bestätigte am Mittwoch den ersten Fall einer Lungenentzündung im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Stamm aus der zentralchinesischen Stadt, wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Auch in den USA wurde das Virus entdeckt. Ein Reisender aus der Volksrepublik sei in Seattle damit diagnostiziert worden, teilten die US-Zentren für Seuchenkontrolle (CDC) am Dienstag mit. Die Ansteckung sei mit einem neuen Test bestätigt worden, der von der Behörde selbst entwickelt worden sei. Der Patient sei in guter Verfassung. Es würden weitere Fälle in den USA erwartet.

Die CDC kündigte eine Ausweitung der Gesundheitskontrollen auf die Flughäfen in Atlanta und Chicago an, die in der Osthälfte der USA liegen. Zuerst hatte der Sender CNN von dem Fall berichtet.

Kontrollen an US-Flughäfen

Krankenhäuser und Ärzte in den USA würden schon seit rund zwei Wochen aktiv auf die neue Lungenkrankheit aufmerksam gemacht und über mögliche Testverfahren informiert, teilte das CDC mit. Bislang müsse das CDC alle Tests durchführen, das solle sich aber bald ändern. Die Flughäfen in San Francisco und Los Angeles sowie der John-F.-Kennedy-Flughafen in New York führten schon seit dem 17. Januar Gesundheitskontrollen bei der Einreise aus Wutan durch, diese Woche sollen die Flughäfen in Atlanta und Chicago dazukommen. Reisende aus Wutan müssen nun durch einen dieser fünf Flughäfen einreisen.

Die Nachricht vom ersten US-Fall lastete auf dem Handel an der Wall Street. Bereits zuvor hatte die Furcht vor einer Ausbreitung des Virus zu Kursverlusten besonders bei Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und anderen Teilen der Tourismusbranche gesorgt. Anlässlich des Neujahrsfestes machen sich in China in diesen Tagen Millionen Menschen auf den Weg, um Verwandte und Freunde zu besuchen.

Der Apple-Lieferant trifft aufgrund des Coronavirus Vorkehrungen für Mitarbeiter aus Wuhan. Das Unternehmen hat seinen Angestellten aus seinem Wuhan-Werk in China, die aktuell in Taiwan für die Feiertage zum chinesischen Mondjahrsfest sind, gebeten, angesichts des Ausbruchs vorerst in Taiwan zu bleiben. Foxconn stellte zudem rund 35.000 Gesichtsmasken als Schutz bei den Feierlichkeiten in einer Kongresshalle bereit.

Experten hatten zuvor erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa immer wahrscheinlicher seien. Es sei nicht auszuschließen, dass eine erkrankte Person nach Deutschland reise, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Sorgen müsse man sich in Deutschland aber nicht machen.

„Wir müssen in den kommenden Tagen mit mehr Fällen in anderen Teilen Chinas und möglicherweise auch in anderen Ländern rechnen“, erklärte der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tarik Jacarevic, am Dienstag in Genf. Ungewöhnlich sei das nicht: „Wenn man die Überwachung ausweitet, ist es auch wahrscheinlich, dass man mehr Fälle entdeckt.“

Die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen 11-Millionen-Metropole Wuhan meldete weitere Tote durch das neuartige Coronavirus. Insgesamt sind nun neun Todesfälle bestätigt, zumeist betrafen sie ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Zudem wurden am Dienstag Dutzende weitere Infektionen gemeldet. Damit gibt es nun in China mehr als 400 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember.

Nachweise gibt es zudem in Taiwan, Thailand, Japan und Südkorea – in allen Fällen erkrankten Menschen, die zuvor in Wuhan waren. „Wir müssen uns in Deutschland darauf vorbereiten, dass es zumindest in Einzelfällen auch zu Einschleppungen der Erkrankung kommt“, sagte der Berliner Virusforscher Christian Drosten. „Kliniken müssen dann darauf vorbereitet sein, die Patienten zu isolieren.“

Bundesgesundheitsministerium sieht Gefahr als gering ein

Das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung in Deutschland wird vom zuständigen RKI derzeit als „sehr gering“ eingestuft. Zwar könne es einzelne Fälle von Importen geben, fortgesetzte Infektionsketten – also anschließende Übertragungen von Mensch zu Mensch – seien nach derzeitigem Stand aber unwahrscheinlich, so RKI-Vizepräsident Schaade. Auch beim Mers-Coronavirus seien vereinzelt Infizierte nach Deutschland gekommen, ohne dass es daraufhin in Deutschland zu weiteren Übertragungen gekommen sei.

Das Bundesgesundheitsministerium schätzt die Gefahr für Deutschland ebenfalls als gering ein. „Trotzdem beobachten wir die Situation in China natürlich aufmerksam und stehen dazu in ständigem Austausch mit unseren internationalen Partnern“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums.

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung des Virus. In der zweiwöchigen Ferienzeit rund um das Fest sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs, viele Familien unternehmen zudem gemeinsame Reisen ins Ausland. Beliebt sind dabei neben Zielen in Südostasien auch Reisen nach Europa oder in die USA.

Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es.

Das benachbarte Nordkorea hat nach Angaben von Reiseagenturen vorerst seine Grenzen für ausländische Touristen geschlossen. Nordkorea lasse von Mittwoch an keine Touristen mehr einreisen, teilten die in China ansässigen Agenturen Young Pioneer Tours und Koryo Tours auf ihren Webseiten mit. Von Nordkorea gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Bisher ist nichts von einem eingeschleppten Fall der durch ein neuartiges Coronavirus ausgelösten Lungenerkrankung bekanntgeworden.

Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus, hieß es bei Young Pioneer Tours. Die Agentur beschreibt sich als Anbieter günstiger Reisen nach Nordkorea, das eines der am isoliertesten Länder der Erde ist.

Noch keine Maßnahmen an deutschen Flughäfen

An deutschen Flughäfen gibt es vorerst keine speziellen Maßnahmen. Der Flughafen Frankfurt hat aber Vorbereitungen getroffen. „Der Plan liegt in der Schublade“, sagte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Fraport am Dienstag. Wenn das Gesundheitsamt in Frankfurt Empfehlungen ausspreche, würden diese umgesetzt. Direktflüge aus Wuhan nach Frankfurt gebe es keine.

Vom Robert Koch-Institut hieß es, es gebe ohnehin keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit sogenannter Entry Screenings an Flughäfen, also Kontrollen bei der Einreise. Sinnvoll seien aber Exit Screenings in von einer Erkrankungswelle besonders betroffenen Gebieten. Wuhan hat entsprechende Kontrollen bei der Ausreise bereits eingeführt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen. Die Experten sollten am Mittwoch beraten. Sollte die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand ausrufen, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen und das Einrichten spezialisierter Behandlungszentren gehören.

Derzeit empfiehlt die WHO keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. „Auf Grundlage der vorhandenen Informationen gibt es keine Rechtfertigung für Beschränkungen von Reisen oder Handel“, sagte der Sprecher. „Sollte die Situation eskalieren, könnte die WHO sich zu den Risiken von Reisen in betroffene Gegenden äußern.“

Auch die EU-Kommission plant zur Bewertung der Risiken durch die neue Lungenkrankheit ein Treffen. Nach Angaben eines Sprechers soll der Ausschuss für Gesundheitssicherheit am Donnerstag zusammenkommen. Bereits vergangenen Freitag habe es einen Austausch der EU-Staaten gegeben, bei dem über mögliche Reaktionen auf das Coronavirus beraten worden sei.