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US-Wahlen: Fünf Lehren aus dem Brexit

Was sollten Anleihen-Investoren vor großen Ereignissen wie den US-Wahlen bedenken? Anleger können fünf Lektionen aus dem Brexit ableiten, sagt John Taylor vom Asset Manager AB.

Es sieht derzeit gar nicht so schlecht aus für die Weltwirtschaft. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) globale Konjunkturwachstum für die kommenden Jahre wird Schätzungen zufolge voraussichtlich bei 2,7 Prozent liegen – leicht über dem Wert für 2016. Aber wie das so ist mit langfristigen Prognosen: Auf kurze Sicht gibt es immer Unsicherheiten. Dazu zählt auch die Möglichkeit, dass Donald Trump am 8. November zum neuen US-Präsidenten gekürt wird. Aktuellen Stimmungsumfragen zufolge sieht es im Moment zwar nicht danach aus. Hillary Clinton liegt demnach mit 48,5 Prozent vor Donald Trump mit 43,8 Prozent. Und auch der Vorsprung bei den Wahlmännern lässt kaum erwarten, dass Trump Präsident wird: Clinton liegt in 14 Swing States derzeit deutlich vorn. Aktuell wären es 252 Wahlmänner für Clinton und 126 Wahlmänner für Trump.

Doch umso herber wäre die Überraschung, wenn die Realität die Prognosen überholen würde. Wie sehr sich Umfrageinstitute irren können, wenn Wähler nicht nur im Konjunktiv bei einer Befragung sondern im Imperativ in der Wahlurne abstimmen, konnte man zuletzt staunend beobachten, als sich Großbritannien per Volksvotum für den Austritt aus der EU entschied.

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Eine mögliche Überraschung und ihre Folgen

Für die Anleihemärkte jedenfalls bliebe Trumps möglicher Sieg nicht ohne Folgen. „Mit dem Kandidaten der Republikaner verbinden Marktbeobachter Unsicherheit in Bezug auf die Wirtschaftspolitik. Und sie assoziieren mit einem solchen Szenario unabsehbare Folgen für die globale Zusammenarbeit. Ein baldiger Zinsschritt der US-Notenbank Federal Reserve wäre dann unwahrscheinlich“, sagt John Taylor, Fixed Income Portfolio Manager beim Asset Manager AB. Ein Sieg von Hillary Clinton dürfte dagegen mehr Klarheit bringen und somit die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung erhöhen, so Taylor. Sein Rat: „Klar ist, dass Anleihe-Investoren bei solchen Unsicherheiten flexibel aufgestellt sein sollten.“

Als Musterbeispiel für Szenarien, in denen die Marktteilnehmer sich nicht zu sehr auf einen bestimmten Ausgang eines Ereignisses festlegen sollten, nennt Taylor den Brexit: „Die Anleihemärkte sind immer noch damit beschäftigt, die Folgen des Brexit-Votums zu verarbeiten. Doch bereits jetzt können hieraus einige wichtige Lektionen hinsichtlich der Konstruktion widerstandsfähiger Portfolios gezogen werden“, so Tayler. Für Anleger hat der Anleihen-Spezialist fünf Lektionen formuliert:

Lektion 1: Diversifikation funktioniert

Ein indexnahes Anleihen-Investment zwingt Anleger dazu, sich auf einen bestimmten Teil des Anlageuniversums zu reduzieren. Dies hat schmerzliche Folgen, wenn just dieser Teil Kursverluste verzeichnet. Dagegen können aktiv gemanagte Anleihefonds weitaus breiter streuen. Sie können damit die Risiken besser in Schach halten. Das Brexit-Votum erwies sich als ein überzeugender Beleg für den Wert eines breit diversifizierten Portfolios sowie für die berechtigte Skepsis gegenüber Konsensmeinungen der Finanzmärkte.

Vor der Abstimmung verhielten sich die Märkte, als sei ein Verbleib der Briten in der EU bereits ausgemachte Sache. Das britische Pfund und die Londoner Börse verzeichneten Kurssprünge, während britische Staatsanleihen (Gilts) an Wert einbüßten. Wer sich damals dem Sog der Masse entzog und sich zu günstigen Kursen mit Gilts eindeckte, wurde im Nachhinein dafür belohnt.

Lektion 2: „Safe Havens“ mit adäquaten Renditen suchen

Von sogenannten „Safe Haven“-Anleihen – Staatsanleihen höchster Bonität – erwartet man, dass sie ihren Wert bewahren, wenn andere Vermögensarten Verluste erleiden. Doch diese als sicher geltenden Anleihen mit Renditen unterhalb von einem Prozent sind weit weniger effektiv beim Absorbieren von Marktschocks. Ihre Renditen können schlicht nicht mehr weit fallen, was wiederum die Kursanstiege begrenzt. Nach dem Brexit-Votum hat die Wertentwicklung von Staatsanleihen mit relativ hohen Renditen – Gilts, USTreasuries, australische und kanadische Titel – diejenige ihrer Konkurrenten mit extrem niedrigen oder sogar negativen Renditen – wie Bundesanleihen oder japanische Papiere – signifikant übertroffen. Anleger sollten also nicht nur auf die Bonität schauen.

Zugleich erhöhen die relativ niedrigen Renditen von „Safe Haven“-Anleihen die Attraktivität von Safe Haven“- Währungen als Risikopuffer. Während der Brexit-Turbulenzen haben sowohl der Yen als auch der Schweizer Franken höhere Anstiege als die entsprechenden Anleihen erzielt.

Lektion 3: Auf Balance achten

Bislang war die ausgewogene Kombination von Bonitäts- und Zinsrisiken in einem Anleiheportfolio meist ein guter Weg (Sao Paolo: R2:WEGE3S.SA - Nachrichten) zur Reduktion von Volatilität. Doch mittlerweile fehlt den großen Anleiheindizes diese Balance. Das Zinsrisiko – als Duration ausgedrückt – ist stark angestiegen seit die Regierungen die niedrigen Zinsen dazu nutzen, immer längere Laufzeiten anzubieten. Passive Anleger sind daher einem hohen Zinsänderungsrisiko ausgesetzt, ohne durch adäquate Ausschüttungen einen Ausgleich zu erhalten. Die Duration des weltweit wichtigsten Anleiheindex, des Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index, hat sich in den vergangenen Jahren um 40 Prozent erhöht, während die Renditen auf etwa ein Sechstel eingebrochen sind.

Einige aktive Anleihemanager haben auf diese Schieflage reagiert, indem sie aggressiv die Duration verkürzt und gleichzeitig das Engagement bei Anleihen mit niedrigerer Bonität erhöht haben, da diese Titel weniger zinssensibel sind. Doch höher verzinsliche Anleihen korrelieren erheblich stärker mit den Aktienmärkten als langläufige Staatsanleihen. Die Folge: Etliche Fonds mit extrem kurzer oder gar negativer Duration und aggressivem Bonitätsprofil kamen während der Aktienkorrektur nach dem Brexit-Votum erheblich unter die Räder. Das Beibehalten einer positiven Duration und einer gesunde Balance von Zins- und Bonitätsrisiken dagegen hilft Anlegern in schwierigen Marktphasen.

Lektion 4: Randrisiken den Zahn ziehen

Aktive Anleihemanager verwenden zunehmend Strategien, die explizit gegen Randrisiken, auch als „Tail Risks“ bekannt, absichern. Diese Absicherungen gibt es zwar nicht zum Nulltarif, aber wenn Krisen zuschlagen, machen sie sich schnell bezahlt. Manche Randrisikoabsicherungen sind effektiver als andere. Gute Anleihemanager können Fehlpreisungen und die damit verbundenen Chancen nutzen. So sind beispielsweise Wetten gegen den mexikanischen Peso im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen eine sehr beliebte Absicherung gegen einen Sieg Trumps. Doch die bisher hohen Kursverluste des Pesos lassen vermuten, dass diese Absicherung bereits erheblich an Wirksamkeit eingebüßt hat.

Die Währung könnte im Falle eines Clinton-Sieges stark zulegen, was jenen Anlegern, die ihn als Absicherung verkauft haben, schmerzliche Verluste zufügen würde.

Lektion 5: Liquiditätsfallen umgehen

Mehrere britische Gewerbeimmobilienfonds waren gezwungen, den Handel während der durch den Brexit verursachten Volatilität auszusetzen, weil sie ihre illiquiden Vermögenswerte nicht schnell genug verkaufen konnten um die Rückgaben zu bedienen. Diese Liquiditätsfallen verdeutlichen, wie wichtig es ist, auf plötzliche Kursschwankungen bei Marktturbulenzen reagieren zu können. Anleger, die sich auf einen einzigen Anleihesektor beschränken – etwa High-Yield oder Schwellenmärkte – können unter Umständen nicht handeln, wenn Verkaufswellen in diesen Sektoren die Liquidität austrocknen. Aber Investoren, die viele verschiedene Anleihen halten, können Liquiditätsprobleme bekämpfen: Sie wechseln schnell und einfach in einen anderen Sektor – etwa Investment-Grade-Unternehmensanleihen –, wo bessere Liquidität vorhanden ist.

Gute Vorbereitung ist entscheidend

„Vor den US-Präsidentschaftswahlen kann der Brexit als warnendes Beispiel dienen. Jedes Ereignis birgt Risiken, und überzogene Zuversicht hinsichtlich eines bestimmten Ausganges kann sich als sehr gefährlich erweisen. Aber gut vorbereitete Anleihen-Investoren können sich vor einem Großteil der Verluste schützen, die durch derartige Überraschungen verursacht werden“, so John Taylor.

(MvA)