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US-Wahl: Der Meinungsforscher, der Trump siegen sieht

Die meisten Umfragen sehen Joe Biden bei den US-Wahlen deutlich vor Trump. Doch einer prognostiziert einen anderen Ausgang. Und er kann seine Vorhersage sogar begründen.

Der US-Meinungsforscher Robert Cahaly ist vor allem in konservativen Medien ein gern gesehener Gast. (Quelle: Screenshot FOX Business)
Der US-Meinungsforscher Robert Cahaly ist vor allem in konservativen Medien ein gern gesehener Gast. (Quelle: Screenshot FOX Business)

Der Name Robert Cahaly dürfte nur wenigen Menschen etwas sagen. Und doch stützen sich die größten Hoffnungen der Republikaner um Donald Trump kurz vor der US-Wahl auf den Meinungsforscher. Denn Cahaly ist einer der wenigen Forscher, der einen Wahlsieg von Trump vorhersagt. Sein größtes Pfand: Er lag auch 2016 mit seiner Prognose richtig, als zahlreiche Umfragen Hillary Clinton zur sicheren Siegerin erklärt hatten. Die US-Wahl von 2016 ist ein Trauma nicht nur für die demokratische Partei, die bis zum Ende nicht glauben konnte, dass ihre Kandidatin gegen den unerfahrenen Populisten Trump tatsächlich verlieren könnte.

Doch auch eine ganze Branche hat der unerwartete Ausgang der Wahl in die Krise gestürzt. Denn nahezu alle renommierten Umfrageinstitutionen lagen mit ihren Prognosen völlig daneben. Es gab gar Meinungsforscher, die in der Wahlnacht Clintons Erfolgschancen auf 99 Prozent angaben. Es kam bekanntlich anders und die Branche musste ihre Arbeitsweise in Frage stellen.

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Außer natürlich den wenigen Meinungsforschern, die den Trump-Sieg vorhergesagt hatten. Zu diesen gehörte auch Robert Cahaly und sein Institut “Trafalgar”. Und auch dieses Mal schwimmt deren Prognose gegen den Strom. Cahaly sagt voraus, dass Trump in den entscheidenden Staaten Arizona, Michigan und Florida siegen könnte. Das sieht kaum eine andere Umfrage so, und dennoch hat Cahaly diesmal die Aufmerksamkeit.

2016 lag er mit seiner Vorhersage der Electoral Votes nur ganz knapp daneben. Er hatte Trump bei den Wahlmännern- und frauen, die in den USA den Präsidenten wählen, mit 306 - 227 Stimmen vorne gesehen. Tatsächlich erhielt Trump dann nur zwei Stimmen weniger. Kein Wunder, dass vor allem konservative Medien den ungewöhnlichen Meinungsforscher gerne zu Gast haben. Mehrfach vertrat er auf Fox News den Standpunkt, Trump werde auch 2020 als deutlicher Sieger wiedergewählt werden.

Undurchsichtige Methoden

Unter Kollegen ist Cahaly bei Weitem nicht so angesehen, denn mit seinen Methoden hält er gern hinterm Berg. Immerhin ließ er im Nachhinein wissen, er habe 2016 die Menschen nicht nur gefragt, was sie selbst wählen würden, sondern auch, was sie glaubten, wen ihre Nachbarn wählten. Dadurch verschaffte er sich offensichtlich einen besseren Überblick, als es mit klassischen Umfragemethoden möglich war. Das Problem, auf das viele Meinungsforscher stoßen, sind die sogenannten Shy-Voters. Diese werden schüchtern genannt, weil sie in der Öffentlichkeit und bei Umfragen nicht zugeben, Trump zu wählen, und sich dann in der Wahlkabine doch für ihn entscheiden. Das macht genaue Vorhersagen deutlich schwieriger, besonders in Staaten mit knappen Mehrheiten.

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Das Lügen der Befragten

Dieses Mal, so sagte Cahaly gegenüber der New York Times, habe er neue Methoden angewandt, um ein präziseres Meinungsbild zu erstellen. Welche das sind, verriet er allerdings nicht. Er erklärte aber in dem Interview, dass seine Prognosen sich auf die Annahme stützten, dass befragte Wähler tendenziell das sagten, was der Fragesteller hören wollte. Sie lügen also, Cahaly nennt das die “social desirability bias”, soziale Erwünschtheit, ein Begriff aus der Sozialwissenschaft. Die Meinungsforscher, die sich herkömmlicher Methoden bedienen, glauben nicht daran, dass dies in den aktuellen Umfragewerten eine große Rolle gespielt haben kann. Zu rau sei der Tonfall im Wahlkampf, zu eindeutig die Bekenntnisse der jeweiligen Wählergruppen für ihren Kandidaten.

Die Stimme der Durchschnittsamerikaner

Cahaly ist schon seit 2006 in der Branche unterwegs, seine Umfragen erstellt er meistens im Auftrag konservativer Politiker und Einrichtungen. Dabei hält er sich weder an die Normen der Meinungsforschung, noch immer an geltendes Gesetz. Wie die Times berichtete, wurde er 2010 verhaftet, weil er unerlaubtes “Robocalling” einsetzte, das automatisierte Anrufen von Wählern. Das Verfahren wurde allerdings eingestellt. Zudem legt er selten offen, in wessen Auftrag er seine Umfragen durchführt, ebenfalls ein Verstoß gegen Transparenzvorschriften der Branche.

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Doch gleichzeitig scheint Cahaly ein feines Gespür zu haben für Stimmungsschwankungen unter den Wählern. Auch 2018 lag er mit vielen Prognosen zu Senats- und Gouverneurswahlen richtig. Er behauptet von sich, die Stimme des durchschnittlichen US-Amerikaners zu kennen und ihr zuzuhören. Die Stimme derjenigen also, die Trump wählen und sich von den Eliten entfremdet fühlen. Und ihnen deshalb in Umfragen auch nicht die Wahrheit erzählen. Ob es ihm ein zweites Mal gelingt, den anderen etablierten Politikforschern ein Schnäppchen zu schlagen, oder ob diese aus den Versäumnissen von 2016 gelernt haben, wird sich nach dem Wahlabend am 3. November zeigen.

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