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US-Börsen schließen im Minus – Apple und Microsoft verlieren mehr als vier Prozent

Die Wall Street lässt sich von Corona-Infektionszahlen in den USA beeindrucken. Zudem trennen sich viele Anleger von Papieren der Tech-Branche.

In der berühmten Straße befindet sich der Sitz der New York Stock Exchange. Foto: dpa
In der berühmten Straße befindet sich der Sitz der New York Stock Exchange. Foto: dpa

Die wichtigsten US-Indizes haben am Donnerstag durchweg Verluste eingefahren. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,3 Prozent tiefer auf 26.652 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 2,3 Prozent auf 10.461 Punkte nach. Der breit gefasste S & P 500 büßte 1,2 Prozent auf 3235 Punkte ein.

Am Mittwoch hatten die US-Börsen nach einem Zickzackkurs im Plus geschlossen, der Dow Jones konnte 0,6 Prozent gut machen. Zunehmende Spannungen zwischen den Regierungen in Washington und Peking verhinderten allerdings größere Kursaufschläge.

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Sorgen bereitete den Anlegern, dass inmitten einer Welle von Neuinfektionen mit dem Coronavirus die Erholung am US-Arbeitsmarkt ins Stocken geraten ist. Erstmals seit vier Monaten stieg die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe mit 1,416 Millionen Bürger wieder an, Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. In den USA sind inzwischen mehr als vier Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Pro Stunde werden weitere 2600 Fälle nachgewiesen, die weltweit höchste Rate.

„Wir befinden uns an einem Wendepunkt und angesichts der Tatsache, wie sich die gesundheitlichen Dinge auf die Wirtschaft auswirken können – was nicht in dem Maße berücksichtigt wurde, wie es heute der Fall ist – befindet sich der Markt auf einem weitaus unsichereren Boden, als die Investoren glauben“, sagte Eric Schiffer, Chef der Private Equity-Firma Patriarch Organization. Auch die wachsenden Spannungen zwischen Washington und Peking trübten die Stimmung an den Börsen. Viele Investoren setzten aber auf die rasche Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs und zusätzliche Konjunkturhilfen, weswegen viele Strategen grundsätzlich einen anhaltenden Aufwärtstrend sehen.

Die schlechte Stimmung setzte auch dem Dollar zu. Zu einem Währungskorb gibt der Dollar 0,2 Prozent nach und notiert so niedrig wie seit viereinhalb Monaten nicht mehr. Der Euro nähert sich der Marke von 1,16 Dollar und liegt damit auf einem so hohen Niveau, das er zuletzt im Herbst 2018 erreicht hatte.

Die Arbeitslosigkeit steigt wieder

Und inmitten der Welle von Neuinfektionen mit dem gerät die Erholung am US-Arbeitsmarkt ins Stocken. Am Donnerstag wurden Zahlen zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Diese liegen in der Berichtswoche bei 1,416 Millionen nach revidiert 1,307 Millionen in der Woche zuvor. Damit ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe seit Anfang April erstmals wieder gestiegen.

Ökonom Ulrich Wortberg von der Helaba wertet den überraschenden Anstieg der Erstanträge als mögliches Indiz dafür, dass sich in den USA die zweite Welle der Corona-Pandemie negativ am Arbeitsmarkt bemerkbar mache. „Der Erholungspfad ist holprig und es wird noch eine lange Zeit dauern, bis von einer Art Normalität am Arbeitsmarkt gesprochen werden kann.“

Die neuen Zahlen sind keine gute Nachricht für US-Präsident Donald Trump, der einst versprochen hatte, der größte Jobproduzent zu werden, „den Gott je geschaffen hat“. Damit steht er bei seinen Anhängern im Wort, bis zu seiner angestrebten Wiederwahl im November zu liefern. Doch die Virus-Pandemie hat die in den ersten Jahren seiner Amtszeit herrschende Vollbeschäftigung jäh in Massenarbeitslosigkeit umschlagen lassen.

Der Ökonom Bob Doll vom US-Vermögensverwalter Nuveen erinnert daran, dass zu Beginn der Krise 22 Millionen Jobs verloren gingen, dann aber „erstaunlicherweise“ binnen zwei Monaten wieder acht Millionen geschaffen wurden: „Ich denke, wir werden noch weitere sieben bis acht Millionen zurückbekommen. Doch nicht binnen zwei Monaten.“ Dafür werde man wohl das ganze Jahr brauchen. Bis schließlich das noch verbleibende letzte Drittel der verloren gegangenen Stellen zurückkehre, werde es aber „weit länger“ dauern, prophezeit der Experte.

Führungskräfte beginnen mit Aktienverkäufen

Trotz der vielen Unsicherheitsfaktoren, sind viele US-Aktien aktuell nah an ihren Höchstständen an der Börse notiert. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, werden Führungskräfte der Firmen, die von der Rally profitieren, langsam nervös. Fast 1000 Vorstände und leitende Angestellte von Unternehmen haben in diesem Monat Aktien ihrer eigenen Gesellschaften abgestoßen.

Damit übertrifft die Zahl der Verkäufer die der Käufer im Verhältnis fünf zu eins, wie vom Washington Service zusammengestellte Daten zeigen. Eine noch höhere Quote gab es in den letzten drei Jahrzehnten nur zwei Mal. Daten von InsiderInsights.com zeigen einen ähnlichen Trend.

Manche Analysten warnen zwar davor, zu viel in Insiderverkäufe hineinzuinterpretieren, weil außer der Bewertung auch noch andere Faktoren die Aktivitäten beeinflussen können.

Und die Erfolgsbilanz der Unternehmensinsider beim Timing ihrer Aktienverkäufe ist durchmischt. Ihre Eile zu verkaufen zu Anfang dieses Jahres erwies sich als richtig, denn nach seinem Allzeithoch im Februar stürzte der S & P 500 ab.

Die Führungskräfte waren dann auch eine der wenigen Gruppen, die es wagten, während des Markteinbruchs im März auf Schnäppchenjagd zu gehen. Als die Aktien in den schnellsten Bärenmarkt aller Zeiten abstürzten, erreichten die Insiderkäufe die größte Dynamik seit neun Jahren.

Auch bei der Verkaufswelle im Januar 2018, als auf den Anstieg des Benchmark-Index auf ein damaliges Rekordhoch eine Korrektur folgte, lagen die Führungskräfte richtig. Nach deren Verkäufen 2017 und 2019 hingegen stiegen die Kurse weiter.

„Wenn der Markt so nah am Allzeithochs liegt wie jetzt, dann hat es den Anschein, als seien die Insider nicht von diesem Marktniveau überzeugt“, sagt Robert Pavlik, Portfoliomanage. Das kann stimmen, aber man kann es nicht mit Sicherheit wissen.“

Ein paar Lichtblicke lieferte die Bilanzsaison. Von 75 vorgelegten Bilanzen von Unternehmen aus dem S & P-Index haben 77 Prozent die drastisch gesunkenen Gewinnschätzungen nach Angaben des Datenanbieters Refinitiv übertroffen.

Blick auf Einzelwerte

Tesla: Nach dem vierten Quartalsgewinn in Folge griffen Anleger weiter bei Tesla zu. Die Aktien des Elektroautobauers stiegen zunächst um über vier Prozent. Tesla verdiente im zweiten Quartal 104 Millionen Dollar. Das Unternehmen nimmt damit eine Hürde für eine etwaige Aufnahme in den S & P-500-Index. Anleger nahmen die jüngste Kursrally im Verlauf zum Anlass, um Kasse zu machen: die Aktien gaben mehr als fünf Prozent nach.

Twitter: Sinkende Werbeeinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie setzen Twitter zu. Im zweiten Quartal fiel der Umsatz im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 683 Millionen US-Dollar (590 Milliarden Euro), wie der Kurznachrichtendienst am Donnerstag in San Francisco mitteilte. Die Nutzerzahlen hingegen seien so schnell wie noch nie gewachsen. Die Aktie des Kurznachrichtendienstes legte um vier Prozent zu.

Microsoft: Das Wachstum des Cloud-Dienstes des Softwareriesen hat sich im Quartal verlangsamt. Die Papiere verloren 4,3 Prozent. Auch die Titel des Marktführers Amazon gerieten in diesen Abwärtssog und fielen um 3,7 Prozent.

Apple: Beim iPhone-Hersteller sackten die Papiere noch deutlicher ab und gaben zwischenzeitlich um 4,8 Prozent nach. Analysten zufolge trennen sich viele Anleger von Tech-Papieren, da die Erwartungen an die Quartalszahlen unerreichbar waren.

Dow: Papiere des Chemiekonzerns büßten 3,4 Prozent ein. Laut dem Analysten Arun Viswanathan von der Bank RBC liegt die Gewinnprognose des Unternehmens für das laufende Quartal deutlich unter der Markterwartung.

American Airlines: Titel der Fluggesellschaft zogen nach anfänglichen Verlusten um 3,7 Prozent an. Um die Liquidität aufzubessern, will die traditionsreiche Fluggesellschaft den eigenen Markennamen beleihen. Die Investmentbank Goldman Sachs ist mit einem Zuschuss von 1,2 Milliarden US-Dollar an American Airlines an dem Deal beteiligt.

Mit Material von Nachrichtenagenturen